Hagen. Faustball-Saison wird nicht regulär, sondern als Turnierform stattfinden. Die lange geplanten Saisonhöhepunkte der Hagener müssen entfallen.

Mit Spannung hatten die Faustballer des TSV Hagen 1860 auf eine Entscheidung gewartet. Nur um nun feststellen zu müssen: es gibt keine. „Enttäuscht ist das falsche Wort, aber ich hatte mir schon mehr erhofft“, fasst Ole Schachtsiek, Mannschaftsführer des Bundesliga-Teams die Stimmungslage zusammen. Ähnlich wie im Tennis setzt die Deutsche Faustball-Liga (DFBL) auf Freiwilligkeit. Wer Bedenken wegen der Coronakrise hat, braucht die Saison nicht spielen.

Das plant der Verband

Konkret bedeutet bedeutet dies, dass alle Teams drei Wochen Zeit haben, um darüber zu entscheiden, ob sie in die Feldsaison starten wollen oder nicht. Auf- und Absteiger wird es allerdings nicht geben. Zudem wird nicht jedes Wochenende ein Spiel stattfinden, sondern am ersten und zweiten August-Wochenende wird ein Turnier gespielt. „Die drei besten Mannschaften der Nord- und Südstaffel qualifizieren sich dann für die Deutsche Meisterschaft. Die wird dann am ersten September-Wochenende ausgespielt“, kennt Ole Schachtsiek den Plan.

Das sagen die Hagener

Doch nehmen die Hagener den Kampf in dieser Übergangssaison überhaupt auf? „Wir werden in der kommenden Woche in einem Mannschafts-Meeting eine Entscheidung fällen“, gibt Schachtsiek eine Entscheidung in Aussicht. Denn wirklich begeistert sind seine Teamkollegen und er von der voraussichtlichen Saison nicht. Eigentlich würde jetzt gerade der sechste oder siebte Spieltag stattfinden. „Ein straffes Programm mit ein oder zwei Partien pro Wochenende. Im Sommer gibt es dann eigentlich immer eine Pause für internationale Wettbewerbe und die deutsche Endrunde findet um den 15. August statt“, kennt Schachtsiek den eigentlichen Plan und ergänzt: „Eigentlich verschiebt sich also alles nur drei Wochen nach hinten, aber für unsere Planungen ist es dennoch nicht optimal.“

Philip Hofmann (vorne) ist nicht nur für den TSV am Ball, sondern auch für die Nationalmannschaft. Wann er wieder im Wettkampf angreifen kann, ist fraglich.
Philip Hofmann (vorne) ist nicht nur für den TSV am Ball, sondern auch für die Nationalmannschaft. Wann er wieder im Wettkampf angreifen kann, ist fraglich. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Die Urlaubspläne

Die Faustballer machen ihre Urlaubspläne nämlich oftmals schon ein Jahr im Voraus und orientieren sich an der wettbewerbsfreien Zeit. „Ein Teamkollege wird am ersten September-Wochenende heiraten. Der ist dann schon mal raus“, so Schachtsiek. Der Turniermodus sprengt bei vielen Sportlern die Planung. Dabei könnte es gerade für die Hagener ungeahnte Chancen bieten. „Wir verfügen über einen großen Spielerstamm. Bei einem Turniermodus mit mindestens drei Spielen pro Tag könnte uns das Vorteile verschaffen“, mutmaßt Ole Schachtsiek. Dennoch steht er der Abstimmung offen gegenüber: „Wenn jemand gesundheitliche Bedenken äußert, kann ich das absolut nachvollziehen. Und egal, wie wir uns entscheiden, es ist okay. Da gibt es kein richtig oder falsch.“

Selbst wenn die Meisterschaften mit dem TSV stattfinden würden, ein komisches Gefühl würde bleiben, so Schachtsiek: „Es fühlt sich nicht nach einer richtigen Saison an. Ich denke, das Ganze hätte eher den Charakter von Vorbereitungsturnieren. Man geht schon mit Ehrgeiz heran und will gewinnen, aber es ist nicht so ernst wie sonst.“

Im März noch vor 2000 Zuschauern gespielt

Wirklich Glück hatten die Hagener, dass sie die Hallenmeisterschaften noch ohne Probleme spielen konnten. Dort qualifizierte sich das Team um Ole Schachtsiek für die Endrunde.

„Wir haben drei Tage vor dem großen Lockdown noch vor 2000 Zuschauern gespielt. Im Nachhinein fühlt sich das wirklich surreal an“, freut sich Schachtsiek, dass er und sein Team diese Erfahrung noch mitnehmen konnten, bevor es in die lange Sportpause ging. „Natürlich hat jeder versucht, sich zu Hause noch fit zu halten, aber das ist sehr viel schwieriger als im Team.“

Das Training

Das Training nehmen die TSV-Faustballer aber wieder auf - egal wie die Entscheidung ausfällt. „Nach der langen Zeit sind einfach alle froh, wieder trainieren zu können“, sagt Schachtsiek. Dreimal die Woche trifft sich das Team und hat dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Mannschaftssportarten: „Rein spielerisch hat sich wenig geändert. Körperkontakt gibt es bei uns sowieso so gut wie nie. Allerdings ist es natürlich etwas anderes, ob man nur für sich trainiert, oder aber auf ein Ziel hin.“ Wie die künftige Trainingssteuerung aussehen wird, ergibt sich dann erst nach der Entscheidung der Mannschaft in der kommenden Woche.

Die Nationalmannschaft

Auch wie es in der Nationalmannschaft weitergeht – neben Ole Schachtsiek sind auch Kevin Schmalbach und Philip Hofmann dort aktiv – weiß man noch nicht. „Wir stehen in Kontakt mit dem Bundestrainer, allerdings könnte ein Training theoretisch ja auch stattfinden, zehn Sportler gemeinsam sind erlaubt.“

Die Saisonhöhepunkte

Definitiv ausfallen werden allerdings zwei Saisonhöhepunkte. Zum einen wäre eine Auswahl des TSV-Teams nach Brasilien gereist, zum anderen war ein gemeinsamer Urlaub in der Schweiz geplant, um dort Anfang August zwei wichtige Turniere zu spielen. „Es ist wirklich bitter, so viel hatten wir wohl noch nie für ein Sportjahr geplant“, ärgert sich Schachtsiek. Bis kurz vor dem Abflug nach Brasilien hatten die Hagener noch gehofft: „Zu dem Zeitpunkt sah es vor Ort noch sehr gut aus und bis vier oder fünf Tage vor Ostern haben wir wirklich noch gehofft, dass wir teilnehmen können. Es ist schon immer eine tolle Erfahrung, auf internationalen Turnieren anzutreten“, so ein frustrierter Ole Schachtsiek.