Hagen. Der neue Vorstand des SSV Hagen Fußball hat sich nahezu komplett aufgelöst. Die Belastung der Funktionäre sei zu groß. Wie es nun weitergeht.

Wer auf der Internetseite der Fußballabteilung des SSV Hagen den Punkt „Vorstand“ anwählt, bekommt ein Symbolfoto einer Baustelle angezeigt. Tatsächlich könnte dieses Bild die aktuelle Lage der Vereinsführung nicht treffender beschreiben. Nachdem im vergangenen Jahr einem neuen Führungsquartett die Zügel in die Hände gelegt wurden, sind die Strukturen der Adler wieder arg in die Brüche gegangen. Dabei macht die sportliche Entwicklung der Jugendspieler Hoffnung auf bessere Zeiten.

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Ein Rückblick: Der SSV stand im Juni 2019 kurz davor, aufgelöst zu werden. Denn nachdem die langjährige Vereinsspitze Klaus Kaiser/Bernd Scheider ihre Vorstandsämter aus persönlichen Gründen ablegte, war lange keine Nachfolge in Sicht. Kurzfristig zauberte man als neuen ersten Vorsitzenden Salvatore Cofone aus dem Hut. Aber der warf nach nur sechs Wochen wieder hin – aus persönlichen Gründen.

Stange will nicht SSV-Fußballchef sein

Ein neuer Chef wurde nicht gewählt, die Führung der SSV-Fußballer obliegt offiziell Waldemar Stange (zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer). Und auch er will nicht länger Klubchef sein. „Ich kann das nicht mehr leisten, eigentlich komme ich ja gar nicht aus dem Fußball“, sagt Stange im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die bürokratische Arbeit erledige ich, klar, aber erster Vorsitzender sollte jemand sein, der sich hier im Fußball richtig gut auskennt.“ Zu allem Überfluss kündigte vor einigen Wochen Jugendvorstand André Hatting, weil ihn seine Funktion zeitlich zu sehr einnahm. „Er hat mir gegenüber seinen Rücktritt erklärt“, bestätigt Stange. Nur Kassiererin Anna Schneider und Stange selbst sind somit noch im amtierenden Vorstand.

Schneider weiter aktiv

Weiterhin ist Bernd Schneider als SSV-Präsident aktiv und macht für den Verein vom Höing, was er nur kann. Auch Klaus Kaiser hilft den Adlern bei Zeiten. „Wenn der Vorstand Aufgaben oder Fragen hat, bei denen er Unterstützung von mir brauchen kann, bin ich zur Stelle. Aber aus der strategischen Planung bin ich raus. Dem Verein ist zu wünschen, dass er mehr Unterstützung bekommt“, sagt Kaiser. Eine Neuorganisierung sei wünschenswert, betonen Schneider und Kaiser, aber die Beschränkungen durch die Coronakrise ließen und lassen die Planungen stocken. „Ende nächster Woche wollen wir aber mal zusammenkommen“, sagt Schneider. „Es wird sich etwas tun im Vorstand.“

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Sich beim SSV zu engagieren, würde sich allemal lohnen, das betonen alle jetzigen und ehemaligen Funktionäre unisono. Denn die Jugendarbeit der vergangenen Jahre trage ihre Früchte. Die Kreisliga-A-Junioren von Trainer Alex Berges etwa haben den Aufstieg geschafft, auch die B-Junioren-Mannschaft sei mit vielen Talenten gespickt und wolle bald unter Berges oben angreifen. „Jugendleiter Domenico Marino ist sehr engagiert, er hat gute Ideen“, lobt Klaus Kaiser. Die Jungfußballer sollen weiter Fundament des Bezirksliga-Herrenteams sein, das durch den Saisonabbruch die Klasse hält. „Wir wollen zurück zu den alten Zeiten, wo junge Spieler aus den eigenen Reihen zu Leistungsträgern werden“, hofft Schneider.

Bleibt Dieter Iske Cheftrainer?

Ob die erste Mannschaft weiter unter Cheftrainer Dieter Iske spielen wird, ist noch unklar. Iske beerbte im September 2019 das erfolglose Duo Idrissa Coulibaly/Thierno Balde, aber auch unter dem neuen Coach hatten die jungen Adler einen schweren Stand in der Bezirksliga. „Wir sind alle unzufrieden mit der Saison. Der Kader war klein, wir hatten diverse Wechselgeschichten, Verletzungspech und die Trainingsbeteiligung war berufsbedingt nicht gerade gut“, zieht Iske Bilanz. Ihm gefalle sein Job beim SSV dennoch, und die gute Jugendarbeit mache Mut. Aber auch er weiß um die brüchigen Vereinsstrukturen: „Wir müssen bald zusammenkommen und die Dinge genau analysieren. An den Rahmenbedingungen im Verein muss sicher gefeilt werden.“ Nur fehlt es aktuell an Verantwortlichen im Verein, die auch feilen wollen.

Timo Reinhard bleibt beim SSV

Die Kaderplanungen des Bezirksligisten SSV Hagen sind noch nicht weit fortgeschritten. „Wir führen noch Gespräche mit Sponsoren, erst muss das Finanzielle in trockenen Tüchern sein“, sagt SSV-Präsident Bernd Schneider. Aber es steht schon fest, dass Mannschaftskapitän Timo Reinhard ein Adler bleibe. Auch viele Jugendspieler haben laut Schneider eine Zusage gegeben.

Neben der SSV-A-Jugend hat auch die zweite Herrenmannschaft den Aufstieg geschafft. Sie wandert als Tabellenzweiter der Hagener Fußball-Kreisliga B1 in die Kreisliga A1 hoch.