Hagen. SC-Jugendleiter Patric Poggenpohl spricht über die Magnetwirkung des Vereins. Und wieso es auch mal in Ordnung ist, anderer Meinung zu sein.

Vor einigen Wochen enthielten sich die Fußballer des SC Berchum/Garenfeld bei der Abstimmung zur Aufstiegsregelung des FLVW, um sich nicht gegen die erste Mannschaft oder gegen eines der Jugendteams zu entscheiden. Nun nahm alles seinen positiven Lauf: Vorbehaltlich der Zustimmung des Verbandjugendausschusses werden die D1-Junioren von Werner Hartleb und die "C1" von Alexander Neuss in die Bezirksliga aufsteigen. Die "Erste" steigt bekanntlich auch in die Landesliga auf. SC-Jugendleiter Patric Poggenpohl sprach über die regionale Positionierung der Jugendabteilung und die ursprüngliche Entscheidung der Abstimmung.

Herr Poggenpohl, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg der beiden Jugendmannschaften. Was bedeutet das für Ihren Verein?

Patric Poggenpohl: Für unseren Verein ist das ein Meilenstein. Unser Ziel ist es, von der D- bis zur A-Jugend mit allen Mannschaften überkreislich vertreten zu sein. Das ist unser langfristiges Ziel, um auch einen Unterbau für die Erste Mannschaft zu haben, die weiterhin unser Aushängeschild ist.

Es lässt sich logisch argumentieren, dass ein Aufstieg der Ersten auch nachhaltig ein Erfolg für den ganzen Verein - auch die Jugend - wäre. Warum hat sich der Vorstand bei der Abstimmung des FLVW dann nicht primär dafür entschieden?

Wenn Sie einen Vater fragen, welches Kind er am liebsten hätte, dann sagt er, dass er alle seine Kinder liebt. Das ist bei uns tatsächlich so im Verein – für uns haben alle Mannschaften eine Gleichwertigkeit. Für mich zählt immer noch der Spruch 'Zukunft braucht Herkunft und Herkunft braucht Zukunft'. Die Erste hat einen großen Sprung gemacht und ein tolles Resümee geschaffen. Aber der Aufstieg der Jugendteams hat auch eine Magnetwirkung für das ganze Umfeld. Das erhöht unsere Attraktivität ungemein. Es ist keine Entscheidung gegen die Erste und es durfte auch keine Entscheidung gegen die Jugend sein.

Es gab dazu unterschiedliche Meinungen im Verein, nicht zuletzt mit dem Sportlichen Leiter Thomas Wegener. Gibt es da heute noch irgendwelche Reibungen?

Nein, gar nicht. Das ist alles ausgesprochen. In einer Familie darf auch jeder eine Meinung haben und sollte die auch aussprechen. Man kann anderer Meinung sein, aber hinterher muss man verstehen, dass man zusammen gehört. Wir haben uns hinterher so geeinigt, dass beide Bereiche die Interessen des anderen Bereiches verstehen.

Müssen Sie jetzt noch großartig die Werbetrommel rühren, oder kommen die Kinder und Jugendlichen von alleine ins Waldstadion?

Wir arbeiten intensiv daran, die Mannschaften gezielt zu verstärken. Wir wollen erstmal den Jugendlichen, die jetzt schon da sind, die Chance geben, sich zu bewähren. Wir möchten aber auch Talente aus der Region ansprechen und bei uns integrieren. Aber nicht wahllos die Leute müssen auch zu uns passen. Ich sehe uns wie der SC Freiburg des Hagener und Schwerter Kreises. Wir haben nicht das größte Budget, aber sind ein Ausbildungsverein mit familiärem Charakter und einem ganz klaren Konzept. Damit muss sich jeder Spieler identifizieren.

Wie sehen Sie die regionale Position des Sportclubs in puncto Jugendarbeit?

Für uns macht es keinen Sinn, alles auf ein Aushängeschild zu konzentrieren und keinen Unterbau zu liefern. Unsere Vision ist langfristig – wir wollen der Nummer-Eins-Club in Hagen sein. Das muss nicht nur sportlich gemeint sein, sondern auch in puncto Ruf und Resümee. Die Jugend muss langfristig eine Durchlässigkeit und Perspektive für Talente bieten, wenn sie in den Seniorenbereich wechseln. Umliegende, überkreislich spielende Vereine sprechen unsere Jugendlichen dauernd an, aber wir wollen, dass die bei uns bleiben. Das ist Teil des Gesamtkonzeptes.

Fabian Kampmann (Chefcoach der Ersten) erwähnte neulich, dass er mit seinem Team gerne mal den ganzen Platz im Training hätte. Wird ein zweites Fußballfeld bei weiterem Wachstum irgendwann notwendig?

Das kann ich als Jugendleiter ganz schlecht beantworten. Von den Kapazitäten her sind wir an den Grenzen. Wir versuchen in der derzeitigen Planung, dem Fabian diesen Wunsch zu erfüllen. Das muss durch Synergieeffekte gelingen, etwa dass die erste und zweite Mannschaft eines Jugendjahrgangs mal zusammen trainieren. Das zeigt, dass wir hier Hand in Hand gehen. Wir planen jetzt schon die kommende Saison und wollen alle Interessen berücksichtigen. Aber wir stoßen sicherlich an unsere Kapazitätsgrenzen.