Volmarstein. Coach Janis Müller berichtet von den ersten Erfahrungen beim Gruppentraining in Volmarstein nach der Corona-Zwangspause.
Der Himmel ist wolkenverhangen, die Temperaturen sind auch nicht ideal. Trotzdem: Auf der Anlage des TC Volmarstein sind am Abend alle drei Plätze belegt. Auf zwei Tennis-Courts trainieren die Herren Ü65, auf Platz drei hält Tenniscoach Janis Müller seine Einheit mit vier Schülern ab. Beim Gang über die Anlage des Vereins am Köhlerwald wirkt es so, als gäbe es die Corona-Krise gar nicht.
„Wir als Tennisspieler haben in der aktuellen Situation natürlich den Vorteil, dass es bei unserem Sport überhaupt keinen Körperkontakt gibt. Das ist im Fuß- oder Handball natürlich anders", weiß Vereinstrainer Janis Müller, der gerade dem Nachwuchs Anweisungen zu Technik und Schlägerhaltung gibt. Mit der aktuell notwendigen Distanz versteht sich.
Müller selbst steht an der Seitenlinie, seine vier Schüler verteilt in den einzelnen Ecken des Tennisplatzes. „Auf den Abstand achten wir natürlich momentan ganz speziell“, erklärt der 25-Jährige. Und das ist auch notwendig, denn vor allem die jüngeren Kinder sind normalerweise an geringere Abstände, auch beim Tennistraining, gewöhnt. „Manchmal muss man die Kinder noch darauf aufmerksam machen, dass sie wirklich Abstand halten. Aber das ist eigentlich kaum notwendig, denn die meisten wissen schon aus dem Alltag der letzten Wochen, dass es wichtig ist, sich nicht zu nahe zu kommen“, erklärt der Volmarstein-Trainer seine Arbeit während der ersten Trainingseinheiten mit dem TC-Nachwuchs nach der Corona-Pause.
Hygieneregeln werden eingehalten
Angesichts der aktuellen Situation fiel Müller die Trainingsplanung für die laufende Sommer-Saison nicht leicht. „Eine grobe Planung hatte ich schon vor ein paar Wochen gemacht. Allerdings war ich da noch vorsichtig, was größere Gruppen von mehr als zwei Schülern anging“, so der Übungsleiter. „Ich wollte erst einmal die Verordnungen abwarten, ob und wie überhaupt trainiert werden darf“, erklärt er. Die finale Organisation, in welchen Gruppengrößen und zu welchen Uhrzeiten seine Schüler zum Training kommen können, konnte Müller dann erst in der vergangenen Woche abschließen. „Deshalb waren die letzten Tage auch etwas stressig“, erzählt er.
Neben seiner Tätigkeit beim TC Volmarstein übernimmt Müller auch die Jugendabteilungen beim Herdecker TC Grün-Weiß und dem Herdecker TV am Viadukt. „So komme ich aktuell auf etwa 60 Trainerstunden in der Woche, die alle koordiniert werden müssen“, so der C-Lizenz-Inhaber. Ein Zeitaufwand, den Müller nur mit Hilfe seines Trainerteams stemmen kann. „Ich habe drei Co-Trainer, die in den verschiedenen Vereinen Gruppen übernehmen“, erklärt der Wirtschafts-Student der bergischen Universität in Wuppertal.
Gut nur, dass neben dem organisatorischen Mehr-Aufwand auch die Eltern des örtlichen Tennis-Nachwuchses mitspielen: „Die Eltern gehen mit der Situation eigentlich sehr entspannt um. Alle haben auf den Start hingefiebert und in den letzten Wochen immer wieder nachgefragt, wann es denn endlich losgehen könnte. Als dann die Nachricht kam, dass wieder Tennis gespielt werden darf, haben sich alle riesig darüber gefreut“, berichtet der Trainer.
„Natürlich musste ich als Tennistrainer und die Vereine auch Regeln festlegen, die aber in der ersten Trainingswoche bisher super angenommen wurden. Egal welche Altersklasse oder Gruppengröße, es machen alle super mit und halten sich an die Regeln“, so der Tenniscoach. „Und auch allgemein ist die Stimmung super. Auf dem Tennisplatz merkt man kaum etwas von der Corona-Krise“, freut sich der 25-Jährige über die gute Stimmung unter seinen Schülern.
Doch es hätten auch noch ein paar Trainerstunden mehr als die nun 60 Einheiten werden können. Wenn Corona nicht dazwischen gekommen wäre: „Ich konnte im Vorfeld aufgrund der Maßnahmen leider keine Schnupper-Trainingsstunden für Leute anbieten, die vielleicht mit dem Tennis anfangen wollen oder es einfach mal probieren wollen“, so der Coach.
Finanzielle Einbußen
Die ausgebliebenen Stunden bedeuten für den selbstständigen Tennistrainer auch finanzielle Einbußen: „Die letzten Wochen Wintertraining in der Halle sind ausgefallen. Dazu jetzt auch noch die ersten beiden Wochen in der Freiluft-Saison. Durch meine Selbstständigkeit konnte ich aber die 9.000 Euro Soforthilfe des Bundes beantragen, dadurch hatte ich schnell eine Sorge weniger", so Müller. Davon abgesehen „tat die Pause aber auch mal ganz gut, da ich in den Ferienzeiten in der Regel auch ganz gut mit Tenniscamps ausgelastet bin und dort viel zu tun habe. Ich habe die freie Zeit dann zur Erholung genutzt und ein paar organisatorische Dinge erledigt", erklärt der Tenniscoach. Kurzerhand erstellte Müller in der Corona-Pause eine eigene Internet-Seite, auf der sich Interessierte ab sofort über das Konzept und die Trainingszeiten des C-Lizenz-Inhabers informieren können.