Hagen. Die Fußball-Bundesliga will ab Mai vor leeren Rängen den Meisterschaftskampf fortsetzen. Entfernt das Profis und Amateure noch mehr?

Während der Ball bei den heimischen Fußballern wohl noch für einige Monate ruhen muss, und die Verbände sich intensiv damit beschäftigen, wie die Saison gewertet wird, steht die Fußball-Bundesliga vor ihrem Comeback. Allerdings mit sogenannten Geisterspielen, die Fans werden vor die heimischen Fernseher verbannt. Eine willkommene Abwechslung in diesen Zeiten oder eine weitere Spaltung zwischen den Amateuren und den profitorientierten Spitzenvereinen? Wir haben bei Hagener Fußballern nachgefragt.

Geht es nur noch ums Geld?

Stefan Mroß (Trainer SpVg. Hagen 11): Bei den großen Fußballvereinen handelt es sich um wirtschaftliche Unternehmen. Somit ist klar, dass es sich um Geld dreht. Allerdings halte ich es dennoch für das falsche Zeichen in der aktuellen Zeit. Es gibt sehr viel Dringenderes. Ich pflege im Moment meine 92-jährige Oma und das ist mir deutlich wichtiger als irgendein Geisterspiel in der Bundesliga.
Stefan Wustlich (Co-Trainer SC Berchum/Garenfeld):
Profit steht sicherlich im Vordergrund, ob das aktuell alles wirklich so Sinn macht, weiß ich nicht. Das ist schwierig zu bewerten. Die Gesundheit sollte jedoch bei allen Überlegungen an erster Stelle stehen.
Danilo Labarile (Kapitän SV Hohenlimburg):
Ich bin zwiegespalten. Zum einen tut Ablenkung uns allen sicherlich gut in dieser Zeit, aber das Risiko ist schon ein hohes und es kann auch immer sein, dass das ganze nach hinten los geht, wenn zum Beispiel ein interner Fall von Corona bei einer Mannschaft auftritt.

Wird der Bruch zwischen Amateuren und Profis noch größer?

Stefan Mroß: Ich glaube, das ist eine gewagte Frage, da der Bruch schon so immens groß ist. Wir kicken zum größten Teil einfach nur, weil es uns Spaß macht. Im Profifußball der ersten Ligen steckt ja so viel mehr dahinter. Das sind eben Wirtschaftsunternehmen.
Stefan Wustlich:
Es ist vernünftig, dass nicht sofort wieder in allen Ligen gespielt wird. Als Familienvater sehe ich das inzwischen alles ein wenig differenzierter, als mit Anfang 20, wo ich selbst noch gespielt habe. Ob sich der Bruch noch mehr vergrößert, vermag ich aber nicht zu sagen.
Danilo Labarile:
Dass in den unteren Ligen nicht gespielt wird, ist für mich absolut nachvollziehbar und vernünftig. Bei den Profis hängt viel mehr dran als bei uns.

Wie wäre es mit einer Unterstützung für die unteren Ligen?

Stefan Mroß: Zum Teil gibt es ja schon Fördertöpfe, allerdings haben wir den Fußball als Hobby. Die meisten haben noch einen anderen Job, zumindest in unseren Ligen. Die sind nicht darauf angewiesen.
Stefan Wustlich: Vor allem könnte es aus meiner Sicht eine bessere Kommunikation vom Deutschen Fußballbund aus geben. Da kommt sehr wenig und wenn, dann geht es nur um die Profis.
Danilo Labarile: Es ist eine richtige Idee, wenn die finanzstärkeren Vereine den schwächeren helfen. Zumal es ja auch eine keine Ungerechtigkeit ist, wenn man beispielsweise an die Fernsehgelder denkt, die der Profibereich einstreicht.

Bringt der Gehaltsverzicht der Fußballer etwas?

Stefan Mroß: Fußballern vorzuschreiben, dass sie auf ihr Gehalt verzichten müssen, halte ich für den falschen Weg. Das sollte man nicht über Verbindlichkeiten regeln. Wenn sie es machen, ist das gut, wenn nicht, ist es auch ihre Sache. Da bin ich zu weit weg. Was man sagen kann: Weh tut es den meisten Profis in der 1. Bundesliga wohl nicht, wenn sie auf Teile ihres Geldes verzichten. Und selbst wir in den unteren Ligen haben ja allesamt sofort gesagt, dass wir auf Fahrtgeld und „Bezahlung“ verzichten, um den Verein nicht noch mehr zu belasten.
Stefan Wustlich: Ich tu’ mich schwer damit zu sagen, dass es verpflichtend sein sollte, aber wenn die Profis auf ihr Gehalt verzichten, dann finde ich das eine gute Sache. Oder wenn sie ihr Heimatstädte unterstützen, wie etwa Marco Reus.
Danilo Laberile: Es wäre aus meiner Sicht nicht vertretbar, wenn die Profis nicht ihren Anteil beisteuern. Zudem tut es den Spielern aus der 1. Bundesliga wohl nicht weh, wenn sie auf 20 Prozent ihres Einkommens verzichten, da bleibt trotzdem noch genug übrig.

Werden die Übertragungen geschaut?

Stefan Mroß: Ich bin ganz ehrlich: Aktuell vermisse ich die Bundesliga nicht. Ich denke, es gibt wirklich wichtiges, als zu sehen, wie 22 Fußballer ohne Zuschauer spielen.
Stefan Wustlich: Es gab ja schon die ersten Geisterspiele. Da habe ich mich selbst auch ein wenig geisterlich gefühlt und irgendwann den Ton abgedreht. Die Atmosphäre macht so einfach keinen Spaß.
Danilo Labarile: Es ist schon etwas ganz anderes, aber anschauen würde ich es mir schon. Wenn man selbst schon nicht auf dem Platz steht, sieht man so wenigstens ein- bis zweimal die Woche Fußball.