Hagen. Bis zu 23.000 Kilometer absolviert Michael Schaake pro Jahr. Aktuell steuert er Talsperren an. Die Liebe zum Sport entsteht erst durch Zufall.

2186 Kilometer hat er zurückgelegt. Und das in 28 Tagen. Seitdem das soziale Leben durch die Corona-Pandemie eingeschränkt ist befindet sich Michael Schaake auf seiner ganz eigenen Mission. 28 Tage, 28 Talsperren lautet sein Credo.

Was für andere zu einer Mammutaufgabe geworden wäre, ist für den erfahrenen Radfahrer nichts Unübliches. „Im Grunde bin ich immer auf dem Rad unterwegs. Im Jahr komme ich auf 22.000 bis 23.000 Kilometer. Es kommt selten vor, dass es mal zehn Tage sind, wo ich nicht auf dem Rad sitze.“ Selbst der Urlaub wird so geplant, dass der 64-Jährige zu seinen Radeinheiten kommt. „Das ist ein ziemlich wichtiger Faktor in meinem Leben und ich bin froh, dass wir aktuell noch raus dürfen.“

Dabei ist es eher dem Zufall zu verdanken, dass der Hagener seine Leidenschaft für die Zweiräder entdeckte. „Vor ungefähr 35 Jahren war meine Leidenschaft noch das Windsurfen. Ich war also in Renesse am Strand und habe gewartet, dass die Windflaute wieder vorbei ist. Während ich so da saß, kam eine Gruppe von Rennradfahrern vorbei und da wusste ich: Das will ich auch. Denn rumsitzen und warten bis es wieder los geht, das war nichts für mich.“ Wieder zuhause angekommen kaufte er sich ein Mountainbike. Das war sein Einstieg in diesen Sport. Und da er sich voll und ganz auf diesen fokussierte, war das Surfen bald nur noch Nebensache.

Rennen sind abgesagt

Denn, auch wenn es zu spät war, um in die Spitze des Sports aufzusteigen und „Berge zu versetzen“, so zeigte sich dennoch schnell, dass Schaake Talent auf dem Mountainbike mitbrachte. „Man wird schon gut, wenn man ordentlich trainiert, aber mehr als Platzierungen im ersten Drittel waren nicht mehr drin.“ Es klingt schon fast bescheiden. Ob Rennen in den Alpen, Etappen- oder 24-Stunden-Rennen: Michael Schaake war und ist überall dabei. „Pro Jahr absolviere ich auch heute noch zwei bis drei Rennen.“ Und diese auf der Langstrecke, denn „der Sprint war nie so mein Ding.“

In diesem Jahr wollte er beim Giro delle Dolomiti und Bonn-Eupen-Bonn an den Start gehen. „Die Rennen sind schon abgesagt, was wirklich schade ist.“ Nicht nur, dass die sportliche Herausforderung fehlt. „Man ist mit so vielen Sportlern untereinander vernetzt und es herrscht eine wirklich gute Stimmung.“ Ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken oder weniger zu fahren, ist das für den Rentner aber nicht: „Dann suche ich mir halt andere Ziele.“ So wie vor einigen Jahren, als er vom Mountainbike auf das Rennrad umgestiegen ist: „Irgendwann ist man doch zu alt für die Abfahrten. Da siegt dann die Vernunft und der Respekt.“ Als diese zu steil und zu waghalsig wurden, wechselte er auf die Straße. Doch gemütlicher wurde es dadurch auch nicht: „30 Stundenkilometer sind auf gerader Strecke ja nichts“, ist Schaake bei weitem kein Sonntagsfahrer geworden.

Die Trinkflasche im Vordergrund, dahinter eine Talsperre. Freunde von Michael Schaake kennen das Spiel schon, sie dürfen raten, an welchem Gewässer er unterwegs ist. Hier ist es die Versetalsperre.
Die Trinkflasche im Vordergrund, dahinter eine Talsperre. Freunde von Michael Schaake kennen das Spiel schon, sie dürfen raten, an welchem Gewässer er unterwegs ist. Hier ist es die Versetalsperre. © WP | Michael Schaake

Jeden Tag eine neue Talsperre

Und so macht er sich jeden Tag auf, um eine neue Talsperre anzusteuern. „Die Talsperren im nahen Umkreis wie die Hasper Talsperre oder die Glör hat man ja schnell abgeklappert, danach musste ich dann noch weiteren Ausschau halten. Aber natürlich bin ich nicht nur hin und wieder weg gefahren, sondern habe größere Runden gedreht. Bei der Hasper Talsperre kam ich so etwa auf 75 Kilometer.“ Per Satellitenfotos bei Google Maps verschaffte der Radfahrer sich ein Bild von den Gegebenheiten. Radwege versucht er dabei immer tunlichst zu meiden. „Gerade in der aktuellen Zeit sind die Wege natürlich besonders voll. Wenn man dann vor hat mit einer gewissen Geschwindigkeit zu fahren, macht es keinen Spaß, wenn man ausgebremst wird. Daher bin ich dann eher auf der Straße unterwegs.“ Und da gibt es wohl im Hagener Umland kaum eine, die Schaake nicht kennt: „Oft sind es auch Landwirtschaftswege, die tolle asphaltiert sind, wo einem dann aber kaum bis gar kein Auto begegnet.“

Ist Schaake dann am Gewässer angekommen, hat er inzwischen immer den gleichen Ablauf: „Ich positioniere meine Trinkflasche so, dass man im Hintergrund einen Teil der Umgebung erkennen kann und mache davon ein Foto.“ Das wird dann später bei Facebook gepostet. „Oftmals raten die Leute dann mit, wo ich mich gerade wieder rumtreibe“, berichtet er und lacht. Welche Talsperre ihm am besten gefallen hat, kann er gar nicht wirklich sagen: „Wenn ich wählen muss, sind es wohl die kleineren.“ Genügend gesehen hat er ja inzwischen.