Hagen. Der Club 775 lädt zum 1. Hagener Sporttalk. Trainingsverbot und finanzielle Unterstützung werden diskutiert.

Zu Hause bleiben, Kontakte reduzieren, Abstand halten. All das hat mit Sport doch überhaupt nichts zu tun. Aber die Coronakrise stellt die komplette Sportwelt auf den Kopf. Auch in der Volmestadt. Beim 1. Hagener Sporttalk in der Krollmann Arena am Ischeland machten die Gäste Henning Keune (Sportdezernent), Karsten-Thilo Raab (Leiter Servicezentrum Sport), Magnus Becker (Vorstandsvorsitzender Hagen 11) sowie die beiden Geschäftsführer der Hagener Profivereine Phoenix Hagen, Patrick Seidel, und von der VfL Eintracht Hagen Management GmbH, Joachim Muscheid, deutlich, wie sehr sie den Sport und dessen ganzes Drumherum vermissen. Doch die Funktionäre sprachen auch über kontroverse Themen.

Die Sportstätten

Training war bis vor wenigen Tagen noch für alle Hagener Sportler tabu, doch nun dürfen die Basketballer von Phoenix Hagen sowie die Handballer von Eintracht und TuS Volmetal wieder in Kleingruppen Sport treiben. Eine Nachricht, die nicht bei allen Vereinen gut ankam. „Sport wird meistens in Gesellschaft betrieben und das Ansteckungsrisiko ist da einfach zu groß“, erklärte Sportdezernent Keune.

Allerdings könnte so manche Einschränkung schon bald gelockert werden. „Wir sind optimistisch, aber das liegt nicht alleine in unserer Hand. Zum einen ist das an die Erlasslage des Landes NRW gebunden, zum anderen an die Entscheidungen des Hagener Krisenstabs“, erklärte Karsten-Thilo Raab vom Servicezentrum Sport. „Wir haben fast 100 Sportarten in Hagen und jede hat spezifische Anforderungen. Und für jede Sportart müsste beim Krisenstab geprüft werden, ob sie zulässig ist oder nicht.“ Zumal es für den Krisenstab wichtigere Dinge gebe, als sich mit jeder Sportart im Detail zu beschäftigen. Wer in der Volmestadt ein Profiverein ist, das sei zum einen vom Etat abhängig und zum anderen davon, ob der Athlet damit „seine Brötchen verdient“. Keune: „Bei Berufssportlern dominiert das Recht auf freie Berufsausübung das Sportverbot.“

Das Vereinsleben

„Unser Herzstück ist das Vereinsheim. Dort ist viel Kommunikation, Engagement und dort wird auch Geld erwirtschaftet für den Verein“, vermisst Magnus Becker das rege Vereinsleben auf der Bezirkssportanlage Emst, wo die erste Herren-Mannschaft um den Landesliga-Titel mitspielt. Patrick Seidel fehlt vor allem das „Kribbeln“ bei den Heimspielen.

„Den Spieltag, die Action, die Fans, die Sponsoren, den Austausch mit den Menschen, das vermissen wir alle sehr.“ Joachim Muscheid pflichtete bei: „Wir hoffen, dass es im September weitergeht. Darauf arbeiten wir hin.“ Sowohl Eintracht als auch Phoenix haben jeweils den Bau einer Trainingshalle geplant. Aufgrund der Coronakrise stocken die Vorhaben. „Es gibt einen Investor, der diese Halle bauen würde. Es bleibt abzuwarten“, berichtete Muscheid. Bei Phoenix liegt das Projekt erst einmal auf Eis. Die Suche nach Investoren werde man bald intensivieren, sagte Patrick Seidel. Möglich sei, dass der in Hagen ansässige Deutsche Basketball-Bund für das Projekt ins Boot geholt wird und die Halle beispielsweise für Trainerfortbildungen nutzen kann.

Die Unterstützung

Während sich die wirtschaftlichen Konsequenzen des corobedingten Saisonabbruchs – im Fußball steht die Entscheidung allerdings noch aus – für Hagen 11 und Eintracht Hagen in Grenzen hält, könnte für Phoenix die Existenz auf dem Spiel stehen. Der Wegfall von Sponsoreneinnahmen sowie Ticketeinkünften aus drei gestrichenen Heimspielen bringt den Zweitligisten in Bedrängnis. „Anfang März waren die Gespräche mit Sponsoren noch sehr gut, seit drei, vier Wochen haben viele eine sehr abhaltende Haltung“, berichtet Phoenix-Manager Seidel von schwierigen Verhandlungen mit Geldgebern. Es werde sehr eng, bis zum 1. Juni einen Haushaltsplan bei der Liga einzureichen. Immerhin helfe dem Verein die Aktion „Tickets aus der Asche“, auch wenn es dabei mehr um eine symbolische Hilfe ginge.

Generell gibt es für Sportler und Vereine verschiedene Fördertöpfe. „Es gibt die Möglichkeiten vom Landessportbund, von Bund und Ländern und der Regionalverband Ruhr hat zum einen ein Crowdfunding-Portal eröffnet, zum anderen bietet der Verband eine Fördermöglichkeit mit Ausfallentschädigung für ausgefallene Veranstaltungen, wo bereits Kosten angefallen sind.“

Zu guter Letzt gibt es seit einigen Monaten einen Verein, der sich die Unterstützung für den Hagener Sport auf die Fahnen geschrieben hat: den Club 775 Hagen. Aufsichtsratsvorsitzender des mittlerweile 15 Mitglieder starken Vereins ist Magnus Becker. Er sagt: „Ziel des Clubs ist es, den Hagener Sport allgemein zu fördern, nicht nur bestimmte Vereine.“ Ein Projekt, das aktuell mehr denn je gebraucht werden kann.