Hagen. Aktuell ruht der Ball auf dem Feld. Für Tim Schattling eine schwere Zeit, ihm fehlt der Ausgleich und „die schönste Nebensache der Welt.“

„Das kann dir niemand geben. Keine Frau und kein Kumpel.“ In Tim Schattlings Stimme klingt Wehmut mit. 37 Tage sind vergangen. 37 Tage seitdem er das letzte Mal der schönsten Nebensache nachgehen konnte. Eine Liebeserklärung an den Amateurfußball.

Als Handwerker hat der 25-Jährige noch einen relativ normalen Tagesablauf, trotzdem fehlt etwas. „Man kann sich natürlich selbst irgendwie versuchen fit zu halten. Aber das ist ja nicht der Sinn und Zweck eines Mannschaftssports.“ Von klein auf schnürt der Innenverteidiger die Fußballschuhe, seit nun zwei Jahren für die Spielvereinigung Hagen 11. „Wir sind wie eine Familie. Das Training mit den Jungs, das ist für mich ein Ausgleich zur Arbeit.“

Und dabei geht es ihm nicht nur um die sportliche Betätigung. Viel mehr ist es das Miteinander: „Egal welche Station ich bisher als Fußballer durchlaufen habe, Hagen 11 ist etwas ganz Besonderes für mich. Und genau deshalb tut es aktuell am meisten weh, dass das wegfällt.“ Eigentlich hatte er genug vom Fußball, wollte erstmal eine Pause einlegen, sich auf andere Dinge konzentrieren. „Stefan Mroß hat mich dann überredet doch einmal zum Probetraining vorbei zu kommen. Bock hatte ich darauf nicht. Dann bin ich einmal hin und war direkt wieder dabei. Es passt einfach.“

Aberglaube ist fehl am Platz

So romantisch sich seine Beziehung zum Fußball auch anhört, abergläubisch ist er nicht. „Ich bin vom Typ her einfach gestrickt. Ich glaube nicht, dass eine Socke das Spiel besser macht, oder sonst was.“ Was aber nicht bedeutet, dass er nicht fokussiert in die Partien geht. Frühstück, Mannschaftsbesprechung, der Sonntag folgt klaren Abläufen, aber „manche versteifen sich viel zu sehr, die konzentrieren sich dann nicht auf das Wesentliche.“ Und das liegt bekanntlich auf dem Platz.

Die Leistung auf dem Feld muss stimmen, der Blick auf die Tabelle soll im Idealfall Trainer und Spieler glücklich machen. Oder nicht? „Ich schaue nicht auf die Tabelle, oder wo unsere Gegner stehen“, ist Tim Schattlings kurze Antwort darauf. Er interessiert sich nicht für andere Teams. Und er ist kein Mann der vielen Worte. Eigentlich. Denn fragt man ihn, was den Fußball für ihn ausmacht, gerät der sonst so direkte Innenverteidiger schon fast ins Schwärmen: „Es ist die diese Vielfältigkeit aus Taktik und dem Körperlichem. Man muss vom Kopf her da sein, aber auch die Tagesform muss stimmen. Nuancen entscheiden über die Leistung. Und wenn ein Mitspieler mal schwächelt, dann muss man da sein und für einander einstehen.“

Ähnlichkeit zwischen Handwerk und Fußball

Am Ende ist der Fußball dem Handwerk doch vielleicht ähnlicher, als es auf den ersten Blick scheint: „Wenn sich das Training auszahlt, dann sieht man im Spiel was man geschafft hat. Wie auf der Arbeit. Und dann weiß man auch wieder wofür man es tut.“

Und doch ist es nicht der Wettkampf, den der 25-Jährige am meisten vermisst. „Dieses nach dem Training zusammensitzen. Ein, zwei Bierchen trinken, reden. Das fehlt mir ungemein. Das ist es, was den Sport, aber auch diese Mannschaft ausmacht. Da freue ich mich jede Woche aufs Neue drauf. Es gab noch keine Woche, wo ich keine Lust hatte hinzufahren. Denn das ist es, was den Sport für mich ausmacht. Natürlich hält man sich auch fit und alles. Aber dieser Zusammenhalt, eine zweite Familie in der Mannschaft gefunden zu haben, das macht es zu etwas ganz Besonderem.“