Hagen. Das Tri-Team Hagen wollte eigentlich Wiedergutmachung leisten, nun steht Einzeltraining an. Athlet Flavio Natali berichtet aus Italien.

Ihr Trainingslager konnten sie noch so gerade eben beenden, dann trafen die Einschränkungen auch die Insel Mallorca: Die Triathleten des Tri-Team Hagen wissen noch nicht, was sie in der kommenden Zeit erwarten wird.

„In dieser Saison wollten wir eigentlich nochmal angreifen, nachdem 2019 nicht so erfolgreich verlief“, weiß Trainer Jochen Baumann zu berichten. Dafür reisten vier männliche Athleten des Teams aus der 2. Bundesliga, eine Vertreterin des Damen-Bundesliga-Teams und die Trainer Anfang März für zwei Wochen auf die spanische Insel. „Unser Rückflug ging am Samstag, 14. März. Am Sonntag wurde dann die Ausgangssperre verhängt. Befreundete Trainer, die noch dort geblieben waren, berichteten, dass Radgruppen von der Polizei wieder in ihre Hotels eskortiert worden sind. Da haben wir wirklich nochmal Glück gehabt“, so Baumann.

Dennoch ist es eine denkbar schlechte Zeit für die Ausdauersportler. „Die Sportler kommen aus dem Trainingslager, befinden sich in ihrer Topform und wären bereit für den Einstieg in die Saison.“

Flüge schon gebucht

Am vergangenen Wochenende hätte zudem noch ein zweitägiges Trainingslager in Hagen stattgefunden: „Die Flüge für unsere ausländischen Athleten waren schon gebucht, die Extrastunden im Westfalenbad ebenso. Das mussten wir dann alles wieder spontan absagen“, steht Jochen Baumann der Situation machtlos gegenüber. Dabei wollten sich die Hagener in dieser Saison noch einmal beweisen: „Wir haben starke Teams, sowohl im Männer-, als auch im Frauenbereich auf die Beine gestellt. Der Bundesligabetrieb hier ist zu vergleichen mit einem Europa-Cup, das Niveau ist sehr hoch.“ Das Alter der Tri-Team-Athleten indes nicht: „Wir haben junge Mannschaften, die meisten studieren nebenbei noch und das ist nun natürlich ein großes Glück, da keine Existenzen an der Verschiebung der Saison hängen“, versucht Baumann noch das Positive zu sehen.

Engen Kontakt pflegen die Hagener Sportler zu ihren ausländischen Teamkollegen, die aus Italien, Ungarn, Irland, England, Schweden und Tschechien kommen. Flavio Natali startet seit 2015 für das Tri-Team, „unser italienischer Hagener“, wie Jochen Baumann ihn lachend nennt. Er ist in der Stadt Brescia zuhause, 50 Kilometer von Bergamo entfernt. „Dort wurde die Ausgangsbeschränkung ja schon früher eingeführt. Ihm geht es aber gut, wir halten über Whatsapp Kontakt miteinander.“

Lauftraining im Garten

Und dort berichtet der Italiener, dass er jeden Morgen auf seinem Indoor-Bike trainiert, während das Laufen sich schwierig gestaltet: „Vor zwei Wochen bin ich das letzte Mal Laufen gewesen“, berichtet er. Allerdings wolle er nun versuchen, eine kleine Einheit in seinem Garten abzuhalten. „Es geht vor allem darum, dass sich die Einzelnen jetzt fit halten müssen“, sieht Baumann alle Sportler vor dem gleichen Problem, denn „ohne einen Wettkampf mit festen Termin, auf den man hintrainieren kann, ist es sehr schwer, sich selbst zu motivieren.“

Die deutschen Athleten haben noch den Vorteil, dass sie laufen und radfahren können, was allerdings weg fällt, sind die Schwimmeinheiten.

Dafür trainieren die Triathleten nun mit Zugseilen. Diese werden normalerweise zum Aufwärmen genutzt, bevor es in das Becken geht. „Sie sind so ähnlich wie die bekannten Therabänder. Damit kann man Bewegungen gegen einen Widerstand ausüben, es ist quasi ein trockenes Schwimmtraining, aber im Moment wohl die beste und einzige Alternative, die uns bleibt“, so Baumann.

Pläne für Home-Workouts

Zusätzlich versorgen die Jugendtrainer Yannick Hillebrand und Ralf Zeiler die Jugendteams mit Athletik- und Trockenübungen für zuhause. „Da zeigt sich dann wieder, welche Athleten über eine hohe eigene Motivation verfügen. Als Trainer kann man aktuell nicht kontrollieren, was gemacht wird, da ist jeder Athlet für sich selbst verantwortlich“, weiß Jochen Baumann, ergänzt aber auch: „Gerade bei Ausdauersportlern ist es so, dass diese sich selbst sehr gut motivieren können. Mentale Stärke ist auf jeden Fall von Vorteil.“