Herdecke. Die Olympia-Verschiebung hat Johannes Weißenfeld nicht überrascht. Ob er sich nun erneut qualifizieren muss, fragt sich der Herdecker nun.

Diese Entscheidung kam nicht mehr überraschend: Die Olympischen Spiele werden nicht wie geplant vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 in Tokio stattfinden, sondern sollen angesichts der Corona-Pandemie ins nächste Jahr - spätestens dann in den Sommer - verlegt werden. In Herdecke trifft das vor allem Ruderer Johannes Weißenfeld, der sich bereits einen Platz im Deutschland-Achter für Olympia gesichert hatte. Wie der 25-Jährige die Nachricht aufgenommen hat und wie es mit seinem Traum von Olympia weitergeht, darüber sprach die WP mit dem Zweimeter-Recken.

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Hallo Herr Weißenfeld, überraschend kommt für Sie die Olympia-Verschiebung in Tokio nicht mehr oder?

Johannes Weißenfeld: Am Anfang habe ich ja noch sehr viel Hoffnung gehabt, dass Olympia trotzdem stattfindet. Aber die Lage hat sich ja so dramatisch zum Schlechteren entwickelt, dass eine Absage eigentlich klar war. Die wenigsten wird diese Entwicklung überraschen, darauf konnte man sich mental einstellen und den ersten Schock darüber bereits verdauen. Trotzdem ist es eine harte Entscheidung. Es ist niederschmetternd, war aber unumgänglich.

Der Deutschland-Achter hat in der letzten Woche den gemeinsamen Trainingsbetrieb eingestellt, seitdem trainieren Sie auf dem Ruder-Ergometer. Wie geht es denn jetzt weiter?

Das weiß keiner so genau, die Trainer und Verantwortlichen müssen die neue Lage erstmal beraten. Ich denke, sie werden das davon abhängig machen, auf welchen Termin die Olympischen Spiele genau verschoben werden. Auf jeden Fall werden wir jetzt bestimmt erstmal ein bisschen Luft herausnehmen und in reduziertem Maß trainieren, um dann wieder mit frischem Schwung weiterzumachen und Olympia im nächsten Jahr anzugehen. Aber auf einem bestimmten Niveau fit halten muss man sich ja, da wird es Trainingspläne geben. Was wir uns in fast vier Jahren jetzt hart erarbeitet haben, will man ja nicht aus der Hand geben.

War es auch eine Erleichterung, dass die Entscheidung zur Olympia-Verschiebung jetzt und nicht erst - wie schon angekündigt - in einigen Wochen gefallen ist?

Das ist das einzige Positive, dass jetzt endlich Klarheit herrscht. Wenn man sich ständig Gedanken macht, ob Olympia jetzt stattfindet oder nicht, werden aus 20 Kilometern auf dem Ergometer auch schnell mal 40, da fällt das Training doppelt schwer. Jetzt können wir uns alle auf den Ruder-Ergometern, die wir zuhause haben, fit halten. Und wenn wir uns wieder treffen dürfen, werden wir zügig das gemeinsame Training aufnehmen.

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Nachdem sie 2016 in Rio de Janeiro als Ersatzfahrer dabei waren und danach drei Europa- und drei Weltmeister-Titel gewonnen haben, waren sie jetzt erstmals im Deutschland-Achter für Olympia nominiert uns so nahe daran, sich Ihren Traum zu erfüllen. Gerät diese Qualifikation durch die Verschiebung wieder in Gefahr?

Da gibt es jetzt viele offene Fragen, die die Trainer und Verantwortlichen entscheiden müssen. Natürlich muss man die interne Qualifikation für den Achter infrage stellen, bis 2021 kann viel passieren. Starten alle wieder bei Null oder halten wir an der bisherigen Selektion fest? Ganz klar, solche Fragen gehen mir jetzt durch den Kopf. An meinem Ziel ändert die Verschiebung aber nichts, ich will unbedingt an Olympischen Spielen teilnehmen.