Hagen. Für den Aufstieg wird es nicht mehr reichen, doch die Eintracht hat ambitionierte Pläne. So viel Arbeit steckt in einer Spielverpflichtung.
Die Saison ist zwar unterbrochen, doch das hält Handball-Drittligist VfL Eintracht Hagen nicht auf. Denn die Gespräche für die kommende Saison sind weit fortgeschritten, schon drei Zugänge, darunter den Bundesliga-erfahrenen Alexander Becker, können die Grün-Gelben vermelden und untermauern damit noch einmal ihren Anspruch an die kommende Saison: den Aufstieg zurück in die zweite Handball-Bundesliga.
Doch wie sieht der Verein sich für die kommenden Jahre aufgestellt? Was sind die Ambitionen abseits vom Feld? Und wie läuft eigentlich eine Neuverpflichtung ab? Geschäftsführer Fynn Holpert, Sportdirektor Michael Stock, Geschäftsführer der Handball Management GmbH Joachim Muscheid und Eike Weinberg, Referent der Geschäftsführung, geben Einblicke in das Innenleben des Tabellenzweiten.
Aktuelle Situation
Der Spielbetrieb ist coronabedingt eingestellt, der Blick auf die aktuelle Tabelle dürfte bei der Eintracht für gemischte Gefühle sorgen. Nach zehn Siegen in Folge und einer deutlichen Leistungssteigerung stehen die Schützlinge von Trainer Stefan Neff auf dem zweiten Rang, sollte der Ligabetrieb fortgesetzt werden, wird sich aber wohl der Wilhelmshavener HV die Meisterschaft sichern.
Kaderplanung
Drei Zugänge gibt es mit Carsten Ridder, Mats Grzesinski und Alexander Becker bisher. Mit den aktuellen Spielern laufen die Vertragsverhandlungen. „Wir wollen weiterhin bei unserem Konzept bleiben und eine gute Mischung aus jungen Nachwuchsspielern und erfahrenen Führungsspielern einsetzen“, ist Michael Stock von dem bisherigen Konzept überzeugt.
Ablauf eines Wechsels
Die Kaderplanung beginnt am Smartphone. „Es gibt eine Whatsapp-Gruppe, mit den Trainern, Fynn und mir. Dort haben wir alleine für die kommende Saison etwa 100 Namen reingeschrieben. Jeder Einzelne wird dann analysiert und diskutiert“, berichtet Michael Stock. Damit es zum nächsten Schritt kommt, muss der Spieler in allen Belangen zum Verein passen. Sei es in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch von seiner Spielposition und der Mentalität her. Gerade die ist für den Vorstand ein entscheidender Faktor: „Wie jemand tickt, ist für das Mannschaftsgefüge immens wichtig. Seine Spielweise kann man schon in Videos erkennen, aber manchmal stellt sich im Gespräch dann erst heraus, wie es wirklich in ihm aussieht“, weiß Michael Stock schon vom nächsten Schritt zu berichten, dem Gespräch zwischen Trainer und potenziellem Spieler. Dabei ist auch oftmals Fynn Holpert, ehemaliger Torwart bei THW Kiel, involviert. „Gerade, wenn es um Torhüter geht, kann wohl kaum jemand so ein fundiertes Urteil abgeben, wie Fynn“, ist Michael Stock um die Vielfalt im Vorstand dankbar.
Und Fynn Holpert ist sich nicht zu schade, für ein Gespräch 400 Kilometer weit zu fahren: „Auch da ist es schon passiert, dass wir schnell gemerkt haben, dass es einfach nicht passt. Dann isst man noch zusammen, macht sich auf den Rückweg und sucht weiter.“ Passt es dann doch, kommt es manchmal zu Probetrainings.
No-Gos
Denn neben der Mentalität gibt es vor allem eins, auf das der Eintracht-Vorstand künftig noch mehr Wert legen möchte: „Die Spieler sollen in Hagen ankommen und dazu gehört auch, dass sie hier wohnen. Wenn ein Spieler sagt, dass er pendeln möchte, ist das ein No-Go für uns, dann brauchen wir gar nicht weiter zu sprechen“, ist Fynn Holpert davon überzeugt, dass die Sportler den Verein auch in der Stadt repräsentieren müssen. „Sie sollen die Basis verkaufen.“ Dabei denkt die Eintracht langfristig: „Verträge über ein Jahr machen in unseren Augen keinen Sinn. Wir wissen, wo wir langfristig hinwollen und das sollen auch die Spieler wissen“, kennt Geschäftsführer Joachim Muscheid die Richtung.
Abseits vom Spielfeld
Auch abseits des Spielfelds tut sich einiges bei der Eintracht. „Es geht ja schon damit los, dass wir in unsere neue Geschäftsstelle gezogen sind“, gibt Fynn Holpert zu bedenken. Von Wehringhausen ging es Anfang des vergangenen Jahres in die Körnerstraße in der City. Nicht nur zentraler wollte der Verein sich präsentieren, sondern auch an seiner Außendarstellung arbeiten. „Wir haben das Drumherum eines Zweitligisten, jetzt müssen wir noch sportlich nachziehen“, stellt Michael Stock die Forderungen klar und ist vor allem für eine Personalie voll des Lobes: „Mit Eike Weinberg haben wir einen Glücksgriff gelandet. Was er für uns und den Verein macht, ist super und untermauert noch einmal, wie der Weg aussehen soll, den wir gehen wollen.“
Und auch der Referent der Geschäftsführung, der aktuell nebenbei noch seinen Masterabschluss im Sportmanagement macht, freut sich über sein Aufgabenfeld: „Wir haben schon viel bewegt, sowohl in unserer Außendarstellung, sei es mit Social Media, der Homepage, aber auch intern sind klare Strukturen herausgearbeitet worden. Und wir sind noch nicht am Ziel, sondern wollen immer weiter gehen.“
Zukunftsmusik
Zukünftig soll es etwa eine eigene App, geben, auf welcher zwar der Fokus auf der Profimannschaft liegt, „aber auch der ganze Verein abgebildet werden soll“, wie Eike Weinberg betont.