Herdecke. Für den Herdecker Johannes Weißenfeld wäre es die erste Teilnahme an den Olympischen Spielen – doch die droht zu scheitern.
Es ging doch alles so gut los: Zu Anfang des Jahres sicherte sich das Herdecker Ruder-Ass Johannes Weißenfeld in den internen Ausscheidungswettkämpfen des deutschen Ruderverbandes seinen Platz im Achter für die anstehenden Olympischen Spiele im Juli im japanischen Tokio.
Trainingslager ist abgesagt
Mittlerweile steht die Durchführung der größten Sportveranstaltung der Welt aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus jedoch gehörig auf der Kippe. Das für den 6. März angesetzte Trainingslager in Italien musste das Team Deutschlandachter aufgrund der Pandemie absagen. Dafür wichen die Deutschen Elite-Ruderer um Weißenfeld in das portugiesische Lago Azul aus. Nachdem auch die ursprünglich für das vergangene Wochenende geplanten Weltcuprennen in Italien abgesagt wurden, hielten sich Weißenfeld und sein Team zunächst weiter in Portugal auf. „Die Trainingsbedingungen waren super. Wir waren im Prinzip von der Außenwelt abgeschirmt und konnten ganz für uns trainieren. Da gab es eigentlich keinen großen Kontakt zu anderen Menschen“, erinnert sich Weißenfeld.
„Die Ansage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB; Anm. d. Red.) war ursprünglich, auf jeden Fall in Lago Azul zu bleiben“, erzählt der Herdecker Weltklasse-Ruderer. „Am Montag kam dann aber die Benachrichtigung, dass wir schnellstmöglich nach Deutschland zurückkehren sollen, bevor die Grenzen dicht gemacht werden“, so Weißenfeld. Gesagt, getan: Schon am Dienstag kehrten die Ruderer und Verantwortlichen nach Deutschland zurück.
Sondergenehmigung in Sicht
Jetzt bemüht sich der Deutsche Ruderverband um eine Sondergenehmigung, damit sich die Ruderer weiter auf die noch möglichen Olympischen Spiele vorbereiten können. „Der Deutsche Ruderverband hat eine Sondergenehmigung angefragt. Wenn alles gut geht, kann ich ab Donnerstag im Dortmunder Ruder-Stützpunkt weiter trainieren“, so der Herdecker. Allerdings kann das Team für einen unbestimmten Zeitraum keine gemeinsamen Trainingseinheiten abhalten. „Wir trainieren voraussichtlich getrennt. Ein Teil in Dortmund, ein Teil in Ratzenburg in Norddeutschland. Es sollen natürlich so wenige Leute wie möglich zusammen an einem Ort trainieren“, erklärt der Athlet des RC Westfalen Herdecke.
Beim Gedanken an eine mögliche Absage oder Verschiebung der Olympischen Spiele wird Weißenfeld derweil mulmig zumute: „Das ist schon eine deprimierende Situation. Ehrlich gesagt bin ich derzeit auch etwas traurig. Man muss sich vorstellen, dass ich seit etwa zehn Jahren auf diesen einen Zeitpunkt hinarbeite. Ich habe kaum Urlaub gemacht, mein Studium teilweise auf Eis gelegt und habe mein ganzes Leben auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgelegt. Jetzt in so einem Schwebezustand zu sein, ist für mich einfach nur schrecklich“, gibt der 26-Jährige Einblicke in seine Gefühlswelt.
Weiter motivieren
Für den Moment bleibt dem Medizin-Studenten nichts anderes übrig, als sich weiter zum Training zu motivieren und die Lage abzuwarten. „Das macht es natürlich besonders schlimm, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Die Hoffnung bleibt selbstverständlich, dass sich die Ausbreitung schnell eindämmt und die Olympischen Spiele doch wie vorgesehen im Juli stattfinden können. Das wäre auf jeden Fall das Beste“, erklärt er.
Falls das weltweit größte Sportereignis um ein Jahr verschoben wird, müsste sich Weißenfeld im neuen Jahr eventuell erneut in den internen Wettkämpfen einen Platz im Deutschen Elite-Boot sichern. „Man weiß nicht, wie die Verantwortlichen für diesen Fall entscheiden. Man kann nur abwarten. Trotzdem gehen einem in einem solchen Moment aber natürlich die schlimmsten Gedanken durch den Kopf“, so der ehemalige Schüler des Herdecker Gymnasiums.
Für den Fall, dass die Olympischen Spiele um ein Jahr auf 2021 verschoben werden, gibt sich Johannes Weißenfeld aber trotzdem kämpferisch: „Das wird nichts an meinem Ziel ändern. Ich will unbedingt an Olympischen Spielen teilnehmen.“