Herdecke/Partenkirchen. Mit dem vergangenen Langlauf-Winter hatte er noch zwei Rechnungen offen. Eine davon hat Max Olex mit seinem EM-Titel nun beglichen.

Ski-Langläufer Max Olex hatte mit dieser Saison noch zwei Rechnungen offen: Eine im Sprint, eine in den Distanzrennen. Beide sind nun endgültig beglichen. In der laufenden Saison krönte sich der Herdecker nicht nur zum Deutschen Vizemeister im Teamsprint, sondern auch zum Europameister über die Marathon-Distanz.

Dabei zeigte der Athlet des SC Partenkirchen über den gesamten Langlauf-Winter, dass er zu Deutschlands Elite-Läufern gehört. Im Kontinentalcup lief Olex seine besten Ergebnisse ein und holte seinen ersten Deutschlandpokalsieg. Beim Weltcup in Dresden kam der Herdecker als 37. ins Ziel und verpasste den Einzug ins Finale nur knapp.

Weltklasse-Runde in Dresden

Was für den Herdecker beim Weltcup in Dresden aber noch viel bedeutender war: In seiner zweiten Runde lief Olex unter den Weltbesten Sprintern mit. Die zwölftbeste Zeit stand am Ende für den Herdecker im Buche. Einen Platz unter den Top 30, der den Finaleinzug bedeutet hätte, vergab der Langläufer mit einem zu fahrigen Auftritt auf der ersten Sprint-Runde nur knapp. „Die starke zweite Runde bedeutet, dass die Form stimmt und das Niveau hoch ist. Meine zu langsame erste Runde zeigt aber auch, dass Selbstvertrauen und Routine fehlen“, resümierte Olex seinen Weltcupauftritt in Ostdeutschland.

Im Anschluss an den insgesamt erfolgreichen Auftritt in Dresden kam die Saison ins Stocken. Das Coronavirus sorgte für die Absage der Sprintserie in China, der Deutsche Skiverband legte eine Weltcuppause zum Training ein.

Für Olex, den bis dato besten deutschen Sprinter, eine bittere Entscheidung. Denn Selbstvertrauen und Routine, die entscheidenden Zutaten für den Erfolg, erringt ein Sprinter nur über Wettkämpfe.

Olex’ Tag sollte kommen

Trotzdem steckte der Langläufer des SC Partenkirchen den Kopf nicht in den Sand und arbeitete weiter. „Ich hab immer gewusst, irgendwann kommt mein Tag, an dem alles passt.“

Und der Tag sollte wirklich kommen. An den vergangenen zwei Wochenenden gleich zweimal hintereinander. Zuerst sicherte sich Olex zusammen mit seinem Clubkollegen David Zobel (SC Partenkirchen) den Deutschen Vizemeistertitel im Teamsprint. Nur eine Woche später siegte er in souveräner Manier beim 50. Ganghoferlauf in der Leutasch (Tirol) und holte sich damit den Titel Marathon-Europameister. „Es war einfach toll, damit findet die Saison ein schönes Ende.“

Denn übrig bleiben in diesem von Schneemangel und dem Coronavirus gebeutelten Langlauf-Winter eigentlich nur die Deutschen Meisterschaften Ende März.

Selbst der Engadin-Marathon in der Schweiz, ein Herzensrennen für Olex, bei dem seine Langlaufkarriere einst startete, wurde aufgrund des Coronavirus abgesagt. „Umso wichtiger war es, jetzt noch mal Akzente zu setzen. Und das ist mir an den vergangenen beiden Wochenenden gelungen“, so der 30-Jährige.

Beide Erfolge hatten dabei auch noch etwas ganz besonders: Im Teamsprint trat Olex mit Biathlet David Zobel als Vereinsteam des SC Partenkirchen an. Ein ungewöhnliches Gespann, da klassischerweise in Regionsteams gestartet wird. Und mutig, sich mit einem sprintunerfahrenen Biathleten in einem Starterfeld mit Weltcupläufern wie Sebastian Eisenlauer, Richard Leupold oder Anian Sossau behaupten zu wollen. „Es war Davids erstes Sprintformat, aber er hat das super gemacht“, lobt Olex seinen Kollegen. Im Finale musste sich Schlussläufer Zobel erst auf der Zielgeraden Sebastian Eisenauer geschlagen geben.

EM wird zu einem Heimrennen

Der traditionelle Ganghoferlauf in Partenkirchen, der in diesem Jahr zum EM-Rennen benannt wurde, war für Olex auch ein Heimrennen. „Kaum jemand wird in den vergangenen Jahren so viel auf den Leutascher Loipen trainiert haben wie ich. Darum hatte das Rennen auch emotional einen besonderen Wert“, erklärt der 30-Jährige.

Im Rennverlauf kam der Langläufer des SC Partenkirchen schnell wieder mit seinem Vereinskollegen David Zobel zusammen. Die beiden Spitzenathleten gaben in der Führungsgruppe das Tempo vor, reduzierten die Gruppe erst auf acht und später auf drei Läufer. 600 Meter vor dem Ziel war Olex aber klar: „Jetzt muss ich allein gehen, wenn ich den Tag zu meinem machen will.“

Gesagt, getan: Olex verwies Clubkollege Zobel und den Italiener Paolo Fanton auf die Plätze und krönte sich zum Europameister im Ski-Marathon. „Ein unglaubliches Gefühl. Ich bin extrem stolz auf meine Leistung, so kann es gerne weiter gehen“, so der Herdecker.