Herdecke. Nach drei erfolgreichen Jahren hört Stephan Hellwig als Trainer der HSG Herdecke/Ende zum Saisonende auf. Warum er das tut, wie die HSG reagiert:

Sein Nachfolger tritt ein großes Erbe an: Nach drei sehr erfolgreichen Jahren hört Stephan Hellwig zum Saisonende als Trainer bei Handball-Landesligist HSG Herdecke/Ende auf. Gespräche mit potenziellen Nachfolgern laufen bereits, so der Verein. Wer auch immer das Traineramt in Herdecke übernimmt, wird in große Fußstapfen treten. Die Gründe für Hellwigs Schritt, seine Erinnerungen und die Reaktionen bei der HSG:

Am Sonntag gegen ASC Dortmund

Nach der Karnevalspause erwartet Handball-Landesligist HSG Herdecke/Ende am Sonntag um 17 Uhr den Tabellenzwölften ASC Dortmund in der Bleichsteinhalle. „Wir haben drei Spiele in Folge verloren. Das ist eine neue Situation für uns“, räumt Trainer Stephan Hellwig ein: „Gegen Altenbögge/Bönen haben wir ein Riesen-Spiel gemacht, deswegen fühlt es sich nicht so an, als wären gerade in einem Tief.“

Die Pause über Karneval habe seiner Mannschaft gut getan. „Wir möchten danach wieder eine Serie starten“, sagt Hellwig, auch wenn nach Dortmund das schwere Auswärtsspiel bei Tabellennachbar VfL Gladbeck II folge. „Wir haben immer noch Ziele, auch wenn wir jetzt den dritten Platz abgeben mussten. Das Ziel ist, die Mannschaft zu entwickeln damit sie nächste Saison oben angreifen kann.“

Die Bezeichnung Erfolgscoach ist bei Stephan Hellwig wohl mehr als angebracht. In den letzten beiden Spielzeiten feierte er mit der HSG zwei Aufstiege in Folge. Auch in der aktuellen Landesliga-Saison schlägt sich das Team mehr als beachtlich. Von Abstieg ist auf einem soliden sechsten Platz keine Rede. Im Gegenteil: Lange ärgerte man die Favoriten, hatte sogar Ambitionen auf den nächsten Durchmarsch. Sportlich und menschlich passt Stephan Hellwig bestens zum traditionsreichen Verein aus der Ruhrstadt. Der 39-jährige Ennepetaler hat großen Anteil am Erfolg - und am Wiedererwachen der Herdecker Fan-Kultur mit regelmäßig voller Bleichsteinhalle und bester Stimmung, die ein wenig an alte Zweitligazeiten erinnert.

Auch interessant

Umso überraschender war für viele die Meldung seines Rücktritts zum Saisonende. „Wenn es nach uns geht, würden wir sehr gerne mit Stephan weitermachen. Wir haben ihm viel zu verdanken. Er war immer sehr engagiert und hat auch neben dem Feld vieles für den Verein getan“, sagt HSG-Spielgemeinschaftsleiter Bodo Sölter: „Natürlich haben wir aber großes Verständnis für seine Entscheidung.“

Auch interessant

Auch Spieler überrascht

Auch seine Spieler haben Stephan Hellwig in den letzten Jahren kennen- und schätzen gelernt. Tim Cornelsen, mit 32 Jahren Routinier in der jungen Mannschaft, bedauert das Ausscheiden seines Trainers. „Natürlich sind wir traurig, dass Stephan als Trainer aufhört. Er hat aus uns und vor allem aus den jungen Spielern ein riesiges Potential rausgeholt“, sagt Cornelsen: „Nach zwei bravourösen Aufstiegen bin ich mir sicher, dass mit ihm als Trainer noch viel mehr möglich wäre. Aber natürlich verstehen wir seine Entscheidung.“ Nach dem starken Heimspiel gegen Spitzenreiter Altenbögge/Bönen hatte Hellwig seine Mannschaft nochmal zusammengerufen und die Entscheidung mitgeteilt. Für viele kam diese plötzlich und unvorhersehbar. „Ich hatte keine Ahnung und war überrascht. So ging es vielen. Stephan ist nicht nur ein besonders intelligenter Trainer, der uns immer an unsere Stärken erinnert und es schafft, das Beste aus uns rauszuholen, er hängt sich auch in allen anderen Angelegenheiten voll rein“ betont Cornelsen: „Dass wir eine so gute Außenwirkung und fast immer eine volle Halle haben, geht auch auf seine Kappe.“

Auch interessant

Keine Zeit fürs Traineramt

Wenn das Leben von Stephan Hellwig nur aus Handball bestünde, würde er keine Sekunde daran verschwenden aufzuhören. Ein Wechsel in ein anderes Team komme für ihn nicht in Frage, vielmehr möchte er sich in Zukunft in anderer Position im Verein einbringen. Wegen beruflichen Veränderungen sieht er jedoch keine Möglichkeit seinen Trainerjob fortzuführen: „Ich bin inzwischen viel öfter beruflich in München. In der Vergangenheit wurde mein Fehlen beim Training durch den Co-Trainer oder den Trainer der zweiten Mannschaft aufgefangen, aber dieser Zustand ist unbefriedigend“, bedauert Hellwig. Und in Zukunft werde es zeitlich sicher nicht einfacher in Herdecke. Der Verein will weiterwachsen und hat das langfristige Ziel der Oberliga ausgegeben. Hellwig betont, dass es keine anderen Gründe für seine Entscheidung gäbe.

Die Zusammenarbeit mit dem Verein sei sehr fair und transparent, deswegen habe er schon frühzeitig den Vorstand in seine Entscheidung eingebunden: „Kurz nachdem sich meine berufliche Situation veränderte, suchte ich das Gespräch mit dem Verein. Wir haben dann zusammen nach Lösungen gesucht. Mir wurde immer signalisiert, dass man auch unter den neuen Umständen mit mir zusammenarbeiten wolle“, sagt Hellwig, „doch so kann ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden.“ Zudem habe die Mannschaft einen Trainer verdient, der immer da sei: „Das kann ich aktuell nicht mehr leisten.“

Drei erfolgreiche Jahre

Hellwig blickt auf eine äußerst erfolgreiche Zeit in Herdecke zurück. „Ich bin sehr dankbar für die Chance, die man mir in Herdecke gegeben hat. Mich kannte hier am Anfang niemand und man hat mich sehr herzlich aufgenommen“, so Hellwig. Auf eine Menge spannender, erfolgreicher und emotionaler Momente kann der Erfolgstrainer zurückblicken: „Das Wahnsinns-Publikum. Das Finale um den Aufstieg in die Landesliga gegen Attendorn. Oder das Spiel gegen Herne, als der 19-jährige Gero Neuhoff uns nach Abpfiff durch einen Siebénmeter den Sieg bescherte. Das sind tolle Erlebnisse“, sagt er: „Aber vor allem bleibt mir die sportliche und mentale Entwicklung meiner Spieler in Erinnerung. Wie wir immer wieder – gerade nach Niederlagen – hochgekommen sind und uns meist noch stärker präsentiert haben, das ist etwas ganz Besonderes.“