Hagen. Ohne Punktverlust zur Saison-Halbzeit - das kann im Hagener Fußball derzeit nur die Reserve des TSV Fichte Hagen vorweisen..

Der Fußball schreibt mitunter beeindruckende Geschichten: Es gibt immer wieder Spielzeiten, in denen Klubs in ihren Ligen schier übermächtig erscheinen. Auf Weltklasseniveau ist das derzeit in der britischen Premier League mit dem FC Liverpool zu bestaunen. Auch im Hagener Fußball sorgt eine Mannschaft zeitgleich für mächtig Furore: Die Reserve des TSV Fichte Hagen hat sich in der Kreisliga B1 souverän die Herbstmeisterschaft gesichert und ist als einzige Elf auf Kreisebene noch ohne Punktverlust. Die Eilper steuern damit zielstrebig in Richtung A-Liga-Aufstieg.

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15 Spiele, 15 Siege, 45 Punkte und 80:13 Tore: Die Bilanz zur Winterpause ist beeindruckend. Im letzten Saisonspiel Anfang Dezember wurde Schlusslicht Concordia Hagen II gleich mit 14:0 bezwungen. „Man kann schon sagen, dass wir dieses Jahr einen echten Lauf haben“, berichtet Fichtes Spielertrainer David Blaut. Vor eineinhalb Jahren hat Blaut zusammen mit vielen ehemaligen Weggefährten das Ruder in der Reserve übernommen. Trotz vieler namhafter Zugänge reichte es in der Spielzeit 2018/19 aber nur zu Tabellenplatz fünf.

Torjäger mit Verbandsliga-Erfahrung

„Viele Jungs hatten schon länger nicht mehr aktiv gespielt. Teilweise kannten sich die Spieler auch nur vom Bolzplatz. Wir mussten uns im Spielbetrieb erst einmal finden“, so Blaut. Die sportliche Qualität dafür war zweifelsohne vorhanden: mit Thomas Blaut, Arek Baron, Mathias Schneidmüller, Michael Dibolik, Karim Bahmed, Gregor Fornol oder David Blaut haben etliche Spieler im Kader bereits höherklassige Erfahrung gesammelt. Offensivakteur Thomas Blaut ging zu erfolgreichen SSV-Zeiten sogar schon in der damaligen Verbandsliga auf Torejagd.

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Das erste gemeinsame Jahr war allerdings geprägt von vielen Systemumstellungen und einer großen Rotation: „Wir haben in den Spielen alle 25 Minuten munter durchgewechselt“, sollten die Spieler im Kader laut Blaut alle gleich viele Spielanteile bekommen. „Das hat uns gerade in den Topspielen sicher den einen oder anderen Punkt gekostet.“ Im vergangenen Sommer vereinbarte man dann einstimmig, den Fokus verstärkt auf die Kontinuität zu setzen und die Rotation abzuschaffen. „Das hat uns gut getan“, weiß Blaut. „Trotz der fortschreitenden Professionalisierung ist der Spaß nämlich geblieben. Die älteren Spieler sagen, dass sie die Lust am Fußballspielen wiedergefunden haben.“

Mit Milos Grüner und Philipp Scharf wurde die Mannschaft vor der Saison noch einmal gezielt verstärkt. Dank einer optimalen Hinserie hat der Spitzenreiter bei einer absolvierten Partie weniger derzeit sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten SG Boelerheide. Die deutliche Leistungssteigerung gegenüber der Vorsaison ist auch darauf zurückzuführen, dass die Fitness der Kicker verbessert wurde.

Inzwischen wird zwei Mal trainiert

Ursprünglich mit einer Übungseinheit pro Woche gestartet, treffen sich die Eilper mittlerweile zweimal zum Training. Und auch im Winter wird an der Wörthstraße fleißig gearbeitet, damit im Mai der Aufstieg gefeiert werden kann. Dass auch Fichtes Erstvertretung in der A-Liga antritt, treibt Blaut keine Sorgenfalten auf die Stirn: „Wir werden den Aufstieg annehmen und uns vereinsintern austauschen. Der Klub ist stolz auf das, was wir bisher erreicht haben und unterstützt uns tatkräftig.“

Am 14. Januar wird das Training wiederaufgenommen, das erste Pflichtspiel nach der Winterpause bestreitet der Tabellenführer dann am 16. Februar bei der SpVg Hagen 11 III. Zuvor stehen noch Testspiele unter anderem gegen A-Ligist Concordia Hagen auf dem Programm. „Auf Laufeinheiten oder Spinning werden wir aber verzichten. Dafür sind wir alle zu alt“, scherzt Blaut. Dass seine Mannschaft aber auch so in Form ist, hat sie jüngst beim eigenen Hallenturnier bewiesen: Am Ende sprang Platz zwei heraus, im Finale führte man gegen SW Breckerfeld lange 1:0 und musste sich letztlich nur knapp mit 1:2 geschlagen geben. Im Halbfinale schaltete die Blaut-Elf nach Neunmeterschießen die Erstvertretung aus.

Fußballerisch gibt es bessere Teams

„Wir haben uns ins Endspiel gekämpft, fußballerisch waren an dem Tag sicher andere Teams besser“, berichtet Blaut. „Aber das ist unser Erfolgsgeheimnis: Wenn wir mal nicht schön spielen, rückt das Team zusammen und kommt über den Kampf.“ Diese Tugend habe auch in der Hinserie in den engen Spielen auf Asche in Zurstraße und Selbecke den Ausschlag zum Erfolg gegeben: „Wenn wir das beibehalten wird es schwer uns zu stoppen“, glaubt Blaut. Eine klare Ansage an die Konkurrenz und eine ebenso deutliche Formulierung des eigenen Anspruchs: Im Sommer soll es endlich mit dem langersehnten Aufstieg klappen.