Hagen . Wenn schon Heimsieg, dann richtig! Phoenix Hagen beendete die Negativserie am Ischeland mit einem Ausrufezeichen, schlug Kirchheim mit 103:70.

Hagen. Die Stimmungs-Hits setzten früh im dritten Viertel ein. Und auf den Rängen der Krollmann Arena wurde gefeiert, als hätte es elf sieglose Monate und zwölf Heimschlappen in Serie nicht gegeben. Der fast ein Jahr anhaltenden Tristesse setzte Phoenix Hagen einen beeindruckenden Statement-Sieg entgegen. Beim 103:70 (51:37) gegen chancenlose Kirchheim Knights spielte sich der Basketball-Zweitligist all den Frust und die Angst der vielen Niederlagen am Ischeland von der Seele. „Ich freue mich tierisch über diesen Sieg“, war nicht nur Phoenix-Coach Chris Harris das Abfallen enormer Anspannung anzumerken. Und Aufsichtsrats-Chef Wolfgang Röspel sagte voller Überzeugung: „Das war heute das wahre Phoenix Hagen.“

Die Nervosität war spürbar in der mit 2099 Besuchern immer´noch gut gefüllten Arena am Ischeland, die Fokussierung der Protagonisten auch. Entschlossen gingen die Phoenix-Akteure, diesmal mit Jannik Lodders in der Startformation, in Heimspiel Nummer 13. Und legten schnell ein 4:0 vor, beim 7:4 durch den Dreier von Dominik Spohr (5. Minute) war eine erste Erleichterung zu spüren. Denn von Beginn an trafen die Hagener ihre Würfe, nur ein einziges Mal führte Kirchheim beim 7:8 (6.), ehe Joel Aminu und der einsatzfreudige Lodders aus der Distanz nachlegten. Auch am Brett war Phoenix von Beginn an überlegen, kämpfte intensiv um wirklich jeden Rebound. So ließen Javon Baumann und Adam Pechacek die Gastgeber nach dem 18:17 auf 28:17 (12.) wegziehen. Und Kirchheims Coach Maurizio Parra räumte später ein: „Hagen war heute zwei Klassen besser als wir, für die Reboundbilanz müssen wir uns fast schämen.“ 46:30 hieß dies in Zahlen.

Den Unterschied zwischen Hagen und Kirchheim machten vor allem zwei Akteure aus. In Jon Octeus hatte Phoenix bei dessen Heimdebüt einen echten „Floor General“, der 35 Minuten fast fehlerfrei Regie führte, zwölf Assists zu Korberfolgen verteilte und unwiderstehlich zum Korb zog. „Jon hat ein wahnsinnig gutes Spiel gemacht“, lobte Harris später, für den US-Spielmacher, der die Knights-Guards Dajuan Graf und Jalan McCloud klar in den Schatten stellte, blieb Jasper Günther komplett draußen. Der Phoenix-Coach vertraute weitgehend auf eine Achter-Rotation, nur Michael Gilmore gab den Centern ein paar Minuten Entlastung, auch Daniel Zdravevski kam kurz zu seinem ProA-Debüt.

Das funktionierte diesmal hervorragend, mit Korberfolg um Korberfolg wuchs bei den Hagenern das verschüttete Selbstvertrauen, gerade bei Kapitän Dominik Spohr – dem zweiten herausragenden Phoenix-Akteur – war das deutlich spürbar. Beim 39:22 (15.), als Octeus erstmals selbst traf, betrug der Vorsprung schon 17 Punkte, wesentlich kleiner sollte er in der Folge nicht mehr werden. Als Kyle Leufroy und Octeus Dreier gegen Kirchheims lange gespielte Zone zum 51:32 (19.) trafen, wuchsen in der Pause die Hoffnungen auf das Ende des langen Heim-Spuks.

Die leidgeprüften Fans blieben noch vorsichtig, doch Phoenix ließ nicht nach. Zum 54:42 (23.) verkürzte Kirchheim kurz, ehe eine Hagener 14:0-Serie in vier Minuten früh für die Vorentscheidung sorgte. Als Pechacek zum 68:42 traf (27.), begannen auch die Skeptiker an den ersten Heimsieg 2019 zu glauben, die Zuschauer feierten stehend. Und erhoben sich in der Folge immer wieder, denn das sonst so gefürchtete Schlussviertel wurde zum reinen Schaulaufen. Defensiv ließen die Gastgeber nicht locker, gönnten Kirchheim keinen leichten Korb. Und offensiv trafen sie wechselnd aus der Distanz – Spohr etwa verwandelte fünf von sechs Dreiern – oder per krachendem Dunking. Das tat bevorzugt Javon Baumann, im dritten Anlauf schaffte der Center dann auch den Hunderter zum 101:69 in der Schlussminute. Die Fans feierten da schon lange, „so ein Tag“ erklang es lauthals am Ischeland. „Diese Fans sind erstaunlich“, staunte Octeus nach seinem Heimdebüt, „ich liebe die Gelegenheit, für sie zu spielen.“ Es dürfte auf Gegenseitigkeit beruhen.

Phoenix Hagen: Octeus (14, 1/6 Dreier, 8 Rebounds, 12 Assists), Gilmore, Leufroy (15, 3/3 Dreier), Aminu (13, 2/4 Dreier), Zdravevski, Lodders (8, 7 Rebounds, 3 Ballverluste), Spohr (19, 5/6 Dreier, 5 Assists), Grof (6, 7 Rebounbds), Pechacek (16, 8 Rebounds, 3 Ballverluste), Baumannb (12, 5 Rebounds).

Kirchheim Knights: Brauner (5), Butler (1), Koch (6, 2/4 Dreier), Rendleman (4), Pape ((8), Wohlrath (10, 2/5 Dreier), McCloud (13, 0/5 Dreier, 8 % Wurfquote, 7 Assists), Graf (4, 6 Assists), Hahn (8, 2/5 Dreier), Kronhardt (11, 7 Rebounds)