Hagen. Diesmal gab es aufmunternden Beifall, keine Pfiffe. Auch wenn Phoenix Hagen auch das elfte Heimspiel in Serie gegen Tübingen mit 70:73 verlor.

Diesmal gab es aufmunternden Beifall von den Rängen, keine Pfiffe. Zwar hatte Phoenix Hagen vor 2120 Besuchern auch das elfte Heimspiel des Jahres verloren, mit 70:73 (36:30) sehr unglücklich gegen die Tigers Tübingen. Doch das Team von Phoenix-Trainer Chris Harris, bei dem mit Niklas Geske der zweite Stammspieler mit einem Bänderriss ausschied, hatte leidenschaftlich gekämpft. Erst Ex-Spieler Kris Davis entriss den Gastgebern mit vier Dreiern im Schlussviertel den ersehnten Sieg. „Er hat uns richtig weh getan“, bedauerte Harris, der sich mit Patrick Seidel später im Foyer den enttäuschten Fans und deren Rücktrittsforderungen stellte, die der Geschäftsführer aber zurückwies: „Jeder sieht heute doch, dass der Charakter da ist und die Mannschaft intakt ist und alles für den Sieg gibt.“

Der erste tosende Applaus am letzten Tag des Monats galt am Ischeland der Klublegende. Neun Minuten vor dem Hochball erinnerte Hallensprecher Tom Schachtsiek an Ex-Coach Matthias Grothe, der genau zwei Jahre zuvor seinem Krebsleiden erlegen war. Auf dem Feld stand das Phoenix-Team, das er noch maßgeblich zusammengestellt hatte, sechs der neun Stammkräfte hatte Grothe im Frühjahr 2017 für den Neuaufbau rekrutiert. Gleich vier von ihnen bildeten mit dem neuen Stammcenter Adam Pechacek die Hagener Startfünf, die US-Importe Kyle Leufroy und Michael Gilmore hatte Grothes Nachnachfolger Chris Harris zunächst auf der Bank gelassen.

Und die Gastgeber starteten gut, Niklas Geske traf direkt den ersten Dreier, Pechacek erhöhte auf 5:2. Dann allerdings gelang ihnen fast neun Minuten nur noch ein Feldkorb durch Adam Baumann, mit Ballverlusten – der unglücklich agierende Jonas Grof hatte schon im Startviertel vier Turnover – baute man die Tübinger auf. Zum 8:16 (7. Minute) traf Roland Nyama, erst kurz vor der Viertelpause brachte Joel Aminu Phoenix wieder auf 14:16 heran. Bis zum 17:21 durch Tübingens Tanner Graham (13.) lag Phoenix zurück, zudem knickte nun Geske um und humpelte vom Feld, bei Verdacht auf Bänderriss im Knöchel droht eine längere Pause. Doch nun zeigten die defensiv aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber Moral, zwei Dreier von Leufroy und dem verbesserten Gilmore drehten das Spiel. Und Kapitän Dominik Spohr, der weiter keinen Wurfrhythmus aus der Distanz findet, sorgte per Dreipunktspiel für die 34:27-Führung (17.).

Und Phoenix, nun mit Zonenverteidigung agierend, konnte den Vorsprung noch ausbauen. Als Grof nach schönem Zuspiel Leufroys per Dunking zum 44:32 traf (24.), standen die Fans auf den Tribünen, Tübingens Coach Doug Spradley bat zur Auszeit. Lediglich Graham, der auch schwierigste Würfe traf, bereitete der Phoenix-Defensive in dieser Phase Kopfzerbrechen, bis zum 57:49 (29.) durch Javon Baumann – nach frischer Nasen-Operation mit Maske vollen Einsatz zeigend – waren die Hagener deutlich vorn.

Was sich nach der letzten Viertelpause schnell änderte, den ohne Jannik Lodders und Geske sowie mit angeschlagenen Spohr, Baumann und Aminu agierenden Gastgebern schwanden nun Kräfte und Wurfglück. Dagegen drehte bei Tübingen neben Graham nun auch Kris Davis – in den ersten drei Viertel mit zwei Punkten und zwei vergebenen Freiwürfen nicht auffällig – auf. Zum 57:57 glich der US-Guard mit seinem ersten Dreier aus (33.), es sollten noch drei weitere folgen, während sich bei Phoenix alle Distanzwürfe wieder herausdrehten. Bis zum 65:65 (38.) hofften die Hagener Fans in der dramatischen Schlussphase dennoch auf ein Ende des Heimfluchs, dann traf Davis 45 Sekunden vor der Sirene erneut. Und den Hagenern blieb wieder nur grenzenlose Enttäuschung. „Es ist schon ein bisschen tragisch, wie die Spiele momentan laufen“, sagte Seidel, „und es wird nicht einfacher.“ Schon am Sonntag muss Phoenix zum Bundesliga-Absteiger Science City Jena – ohne Lodders und Geske.

Phoenix Hagen: Gilmore (3), Leufroy (15), Günther (3), Geske (3), Aminu (7), Spohr (9), Grof (5), Pechacek (20), Baumann (5).

Tigers Tübingen: Smith (5), Strings, Baldwin (8), Wolf (2), Davis (14), Graham (16), Neumann (12), Nyama (11), Stammberger.