Hagen. Familie mit Aufsteiger-Gen: Trainer Stefan Mroß und die Torhüter-Söhne Joshua und Benedikt holen mit Hagen 11 und Chemnitzer FC drei Meistertitel
Zwei Torhüter in einer Familie, das ist schon selten. Wenn zwei Fußball-Keeper und ein Trainer daheim fast im Wochenrhythmus drei Titel und Aufstiege feiern können, dann gilt das umso mehr. „Das hat Spaß gemacht“, sagt Stefan Mroß, der Coach des künftigen Landesligisten SpVg. Hagen 11, „man kann sich daran gewöhnen.“ Was für seine Söhne Joshua und Benedikt ebenso gilt, nur Mutter Sylvia Mroß macht Einwände geltend: „Nach jedem Spiel diese Bierduschen, das hätte nicht sein müssen.“ Ein Besuch bei der Aufstiegs-Familie dieses Frühjahrs.
Wolfgang Merse schreibt gelegentlich an die Redaktion. Einen handschriftlichen Brief, was in Zeiten von Mails, WhatsApp und Facebook-Posts an sich schon bemerkenswert ist. Das Thema des Seniors vom Kuhlerkamp ist stets dasselbe, es geht um seine Enkel. Bisher immer um Joshua Mroß, der Hagen als Fußballer schon nach der D-Jugend bei der SpVg. Boele-Kabel verlassen hat. Über seine Erfolge in der Fremde vor allem in den letzten vier Jahren beim Regionalligisten Wuppertaler SV hielt Großvater Merse uns auf dem Laufenden. Jetzt war sein Brief etwas länger, denn die Familie konnte im Mai gleich drei Aufstiege feiern. Und neben Joshua Mroß, der nach seinem Wechsel im Januar zum Chemnitzer FC den Sprung in die 3. Liga geschafft hat, stieg der jüngere Bruder Benedikt Mroß gleich zweimal in die Landesliga auf. Mit der A-Jugend der SpVg. Hagen 11 und mit der ersten Mannschaft des Vereins, hier auch noch gecoacht von Vater Stefan Mroß.
Joshua Mroß
Dass der Großvater die heimische Presse informiert hat, das hat Joshua Mroß nicht gewusst. Auch wenn der heute 22-Jährige während seiner Jugend-Zeit bei Schalke 04, SF Oestrich und Preußen Münster sowie zuletzt in Wuppertal noch nebenan auf dem Kuhlerkamp gewohnt hat. Erst die Finanzkrise beim WSV im Januar führte dazu, dass der Torhüter den Sprung zum Profi erstmals fern von daheim wagte. Die Wuppertaler stellten allen Spielern die Freigabe in Aussicht, der Chemnitzer FC – schon damals souveräner Spitzenreiter der Regionalliga Nordost – zeigte Interesse. „Innerhalb von drei Tagen kam das Angebot“, erinnert sich Mroß, „ich bin rübergefahren, habe mir das angeguckt und direkt unterschrieben.“
Geholt als Ersatz-Torhüter für einen langfristig verletzten Kollegen, zeigte der Hagener auch in der neuen, professionelleren Umgebung – statt Feierabend-Fußballer wie in Wuppertal trainierte er hier tagsüber, zum Teil zweimal - von Beginn an Selbstvertrauen. „Das ist eine ganz andere Welt als beim WSV“, sagt er, „aber ich bin da ja nicht hingegangen, um mich auf die Bank zu setzen. Ich wollte direkt spielen.“ Nach wenigen Rückrunden-Partien war es auch soweit, Mroß rückte im CFC-Team von Trainer David Bergner anstelle des erfahrenen tschechischen Stammkeepers Jakub Jakubov ins Tor. Und blieb dort im Großteil der Restsaison, konnte mit den Chemnitzern früh vor dem Berliner AK den Drittliga-Aufstieg feiern.
Und das ungeachtet der Nebengeräusche beim sächsischen Klub, der mit einer von Fans durchgesetzten großen Trauerfeier im Stadion für einen verstorbenen Neonazi und Hooligan vor einem Regionalliga-Spiel in die Schlagzeilen geriet. „Danach ist viel auf uns eingeprasselt, wir haben versucht professionell zu bleiben“, sagt Joshua Mroß, „aber die Freunde aus Hagen haben schon gefragt, was da los war.“ Wie ihm schon bei seinem Wechsel Skepsis entgegenschlug. Grundsätzlich aber, so Mroß, sei er „positiv überrascht“ von seiner neuen Wirkungsstätte. „Ich habe einen ganz anderen Eindruck von Chemnitz, in meinem Viertel etwa sind viele Alternative“, sagt er, „zuhause raus und hier selbstständig werden, das war das Beste, was mir passieren konnte.“
Mittlerweile ist er zurück bei den Sachsen, die früh in die Saisonvorbereitung eingestiegen sind und sich aktuell im Trainingslager in Polen auf den Saisonstart am 21. Juli gegen Waldhof Mannheim vorbereiten. Und muss sich seinen Platz im Drittliga-Tor im Duell mit Jakubov erneut verdienen. „Mein Ziel ist es, bei den Profis Fuß zu fassen“, sagt Joshua Mroß, „jetzt geht es in die großen Stadien, darauf freuen wir uns.“ Statt VSG Altglienicke oder ZFC Meuselwitz sind nun 1. FC Kaiserslautern, MSV Duisburg oder Eintracht Braunschweig die Gegner – und der Hamburger SV im DFB-Pokal. Auch im Sommer habe er die Füße nicht hochgelegt, betont der 1,88-m-Athlet, im auch von den Basketball-Profis Niklas Geske und Fabian Bleck bevorzugten Dortmunder Fitnessstudio hat er an den Basics gearbeitet. Auch Vater Stefan Mroß traut ihm den Sprung zu: „Joshi hatte immer schon den Ehrgeiz, mehr zu tun als andere.“
Benedikt Mroß
Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Aufstiege feiern konnte Benedikt Mroß auf Mallorca, Hagen 11 und Chemnitzer waren zeitgleich auf der Insel. Dass er bei zwei Meistern im Tor stand, kam für den 19-Jährigen aber überraschend. Der Aufstieg der Elfer-A-Jugend in die Landesliga war im Klub nicht unbedingt eingeplant, in der ersten Mannschaft rückte er nach der Verletzung von Stamm-Keeper Niklas Ester ins Team und bestritt elf Partien. Vor der Saison war er von der Westfalenliga-A-Jugend von Eintracht Dortmund gekommen, sollte eigentlich nach den Partien mit dem Elfer-Nachwuchs bei der Ersten auf der Bank sitzen. Am Ende setzte Benedikt Mroß häufiger bei der A-Jugend aus, nur bei den entscheidenden Partien um den Bezirksliga-Titel rückte er im Team von Trainer Dennis Schulz wieder ins Tor. Und feierte dann zweimal.
Dass Vater Stefan ihn bei den Senioren coacht, sieht Benedikt Mroß nicht als Vorteil. „Es ist schwieriger, als wenn er nicht Trainer wäre“, sagt der 19-Jährige, „man wird häufiger angemeckert als die anderen Spieler.“ Dass er wiederum Benedikt nicht bevorzuge, betont auch Stefan Mroß, nie würde er in einer Mannschaft einen Sohn als Teamkapitän nominieren oder ihm die Rückennummer zehn geben. „Und ich entscheide nur zu einem geringen Prozentsatz, welcher Torwart spielt. Das machen Torwarttrainer Christoph Krüger und Co-Trainer Ivica Bosnjak.“
Natürlich hoffe er nach dem Abschied bei der Jugend auf den Sprung in die Startelf des Landesliga-Teams, sagt Benedikt Mroß, sein fußballerischer Ehrgeiz – so der Vater – sei aber nicht so ausgeprägt wie bei Bruder Joshua. Während dieser sich ganz auf die Profi-Karriere fokussiert, daneben an der Hagener Fernuni für BWL eingeschrieben ist, nimmt der zehn Zentimeter kleinere Benedikt in Dortmund im Wintersemester sein Lehramts-Studium auf, die Sport-Eingangsprüfung ist bestanden. Eins aber hätten seine beiden Torhüter-Söhne gemeinsam, findet Stefan Mroß: „Beide sind ja nicht die körperlich stabilsten, aber beide können Fußball spielen. Mit ihnen im Tor hast du einen weiteren guten Fußballspieler im Team.“