Hagen. . Der Hagener Linus Restel ist deutscher Meister im Tischeishockey. Bei der WM in der Slowakei organisiert er ein Turnier mit NHL-Assen.

Die nationalen Entscheidungen sind gefallen, am Freitag beginnt in der Slowakei die Eishockey-Weltmeisterschaft. Das deutsche Nationalteam ist dabei, trifft im ersten Spiel am Samstagnachmittag in Kosice auf Großbritannien. Parallel dazu hat in der Hauptstadt Bratislava ein junger Eishockey-Champion aus Hagen seinen großen Auftritt: Linus Restel organisiert im Mannschafts-Hotel des schwedischen Nationalteams ein Tischeishockey-Turnier mit NHL-Stars.

Verein Kältestarre 83 in Hagen ansässig

Beim Tischeishockey wird jede der zwölf Spielfiguren mit einer eigenen Stange gesteuert. Es lassen sich viele Moves und Kombinationen ausführen.

Dachorganisation ist seit dem Jahr 2005 der internationale Tischeishockeyverband ITHF. In die Weltrangliste aufgenommen werden können nur Vereinsspieler. Der Klub Kältestarre 83 e.V. ist in Hagen ansässig.

Die Asse aus der National Hockey League werden bei dem jungen Volmestädter in besten Händen sein, denn der 18-jährige Schüler des Hildegardis-Gymnasiums ist ein Meister seines Faches. Bereits viermal gewann Linus Restel die deutsche Junioren-Meisterschaft im Tischeishockey, zweimal holte er auch in der offenen Wertung den nationalen Titel. Zuletzt Anfang des Jahres, als Linus, der für Deutschlands ältesten eingetragenen Tischeishockey-Verein Kältestarre 83 startet, im Saal der Hagener Emmaus-Gemeinde ein Heimspiel hatte.

Fan der Iserlohn Roosters

Tischeishockey spielt der junge Volmestädter, der auch einen schwedischen Pass hat, seit seinem neunten Lebensjahr. Alles begann mit einem Weihnachtsgeschenk, das dem Eishockey-Fan viel Freude machte. Als er damals ein Tischspiel bekam, das ca. einen Meter lang, 50 Zentimeter breit und 20 Zentimeter hoch ist, war er bereits ab und zu mit Vater Thony beim Bundesligisten Iserlohn Roosters zu Gast. „Die erste Partie, an die ich mich erinnere, war eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen die Kölner Haie“, denkt der 18-Jährige zurück. Doch auch Verlierer können anziehend sein: In den letzten drei Spielzeiten hatte der aktuelle Abiturient für die Partien der Roosters eine Dauerkarte.

Beim Tischeishockey war Linus Restel von Anfang an meist auf der Gewinnerseite. Nur ein Jahr, nachdem er das Weihnachtsgeschenk in Benutzung genommen hatte, gewann der damals Zehnjährige seinen ersten Juniorentitel. „Dass ich so schnell erfolgreich war, hat mich dazu veranlasst, dabei zu bleiben“, blickt der Volmestädter zurück.

„Man muss das Spiel des Gegners lesen können, selbst schnell und flink sein, braucht Fingerfertigkeit ebenso wie eine starke Psyche“, nennt Restel einige Faktoren, auf die es ankommt. Konzentrationsfähigkeit und Kondition gehören auch dazu, denn bei großen Turnieren können schon mal mehr als 50 Partien, die jeweils fünf Minuten dauern, anstehen. Beim diesjährigen deutschen Championat in Hagen bestritt der Titelverteidiger und Führende der nationalen Rangliste 60 Spiele in zwölf Stunden. „Das war schon sehr anstrengend und hat Durchhaltevermögen erfordert“, blickt der Lokalmatador, der auch Handball spielt, zurück.

Mentale Stärke gehört dazu, erst recht wenn man, wie Linus im Halbfinale gegen den in Deutschland lebenden Esten Juri Artanonov, beim „Best of five“-Modus 0:2 zurückliegt. Restel zog den Kopf noch aus der Schlinge und stand nach seinem 1:0-Siegtreffer kurz vor Ende der fünften Partie im Finale. Hier bezwang er seinen gleichaltrigen Dauerkonkurrenten Valentin Dietze aus Freiburg nach 1:2-Rückstand mit 4:2 (Best-of-seven-Modus). „Nur wer über das gesamte Turnier Konzentration und Präzision sowie Schnelligkeit auf höchstem Level halten kann, gewinnt letztlich“, so der nationale Champion, „Tischeishockey gilt als schnellstes Tischsportspiel der Welt.“

Endspiel-Krimi um Junioren-Titel

In der Junioren-Weltrangliste steht Restel auf Platz 15, im globalen Gesamt-Ranking wird er an Position 127 geführt. „Mein Ziel ist es, unter die Top 100 zu kommen“, verrät der Abiturient. Die besten Tischeishockeyspieler kommen aus Finnland, Lettland, der Ukraine, Russland und Schweden.

Apropos Schweden: Da Vater Thony schwedischer Staatsbürger ist, hat auch Linus Restel einen schwedischen Pass. So konnte er in diesem Jahr nach einem Krimi ohnegleichen auch schwedischer Junioren-Meister werden. Womit wir auf dem Weg zur bevorstehenden Eishockey-WM in der Slowakei sind.

Die schwedische Botschaft kam auf die Idee, beim einem Empfang anlässlich der morgen beginnenden WM im Hilton-Hotel von Bratislava auch ein Tischeishockey-Turnier für Nationalspieler und Geschäftsleute durchzuführen. Mit der Organisation wurde Linus Restel beauftragt, der beim Gewinn des schwedischen Juniorentitels mit einer spektakulären Aufholjagd nach 0:3-Satzrückstand für Aufsehen gesorgt hatte. „Das toppt alles, was ich bisher als Tischeishockeyspieler erlebt habe“, freut sich Linus auf das Event. „Natürlich bin ich auch etwas nervös.“

Da der Hildegardis-Schüler am Donnerstag seine letzte Abiturklausur schreibt, kann er am Freitag relativ entspannt nach Wien aufbrechen, wo sein Onkel schwedischer Botschafter ist. Vor dort aus geht es tags darauf nach Bratislava. „Zwölf Spieler werden an vier Tischen den Turniersieger ermitteln, der dann gegen mich antreten soll“, berichtet Linus Restel. Dass NHL-Asse wie Oliver Ekman-Larsson, Kapitän der Arizona Coyotes, dabei sind, steigert die Vorfreude des Hageners noch: „Das wird bestimmt großartig!“