Hagen. . In der Serie „Frühlingserwachen“ ist Kartslalom Thema. Kein Motorsport, wie man beim HAC betont, sondern Verkehrserziehung von Jugendlichen.
Grünes Licht für die Nachwuchsfahrer des Hagener Automobilclubs 1905: Am Sonntag findet beim MSC Helle nahe Iserlohn der Auftakt der ADAC-Westfalenmeisterschaft im Kartslalom statt. Nicht zu verwechseln ist diese Disziplin mit klassischen Rennen: Beim Kart-slalom geht immer nur ein Fahrer auf eine mit Pylonen abgesteckte Strecke, um diese mit dem gleichen Gefährt schneller und sauberer zu absolvieren als die Konkurrenz. „Es ist kein Motorsport, was wir hier treiben, sondern Verkehrserziehung von Jugendlichen“, sagt HAC-Jugendleiter Jürgen Sechtin und liefert die Begründung gleich mit: „Es ist wirklich so: Die Kinder lernen, schnell zu reagieren, aufmerksam zu sein, wie so ein Fahrzeug funktioniert, wie es reagiert, wenn ich bremse, dass ich, falls es ausbricht, gegenlenke - und so weiter.“
Schnuppertraining für Nachwuchsfahrer
Interessierte Nachwuchsfahrer ab sieben Jahren und solche, die es werden wollen, lädt der Hagener AC zum Schnuppertraining ein. Nötig sind lediglich ein Helm, Handschuhe und die vorherige Anmeldung per E-Mail bei Jugendleiter Jürgen Sechtin (jugend@hac1905.de)
Beim Kartslalom muss eine Strecke mit Hindernissen möglichst schnell und fehlerlos unter bestimmten Vorgaben absolviert werden. „Es ist wie im Straßenverkehr: Eine Einbahnstraße darf man nur in eine Richtung befahren - und nicht anders herum zurück“, erklärt Sechtin: „Genau so ist das mit diesen Hindernissen, da gibt es eine bestimmte Linie, die man fahren muss, Und die muss man einhalten, sonst wird man bestraft.“
Saisonvorbereitung
Die Hagener fahren von April bis Oktober Kart, in der kalten Jahreszeit wird pausiert. Doch während die jungen Fahrer ihre Akkus aufladen, kümmern sich die Verantwortlichen der Jugendabteilung um die Vorbereitungen für die neue Saison. Dabei geht es zum einen Organisatorisches, etwa das Erstellen von Streckenplänen, Auffüllen von Verschleißmaterialien, Nennung der Kinder für die Meisterschaftsserie beim ADAC, das Einholen von Genehmigungen oder die Reservierung eines Toilettenwagens und eines Sanitätsdienstes für Veranstaltungen -- das kostet.
Zum anderen müssen die Karts gepflegt und instand gehalten werden — und auch das kostet. „Ein Satz Reifen kostet 140 Euro, wir haben drei Karts, jedes braucht einen Satz pro Saison. Dann hat man Sprit, eine Bremse, die verschleißt, Lager, die kaputtgehen“, zählt Sechtin auf. Um die Kosten möglichst gering zu halten, legen die Vereinsmitglieder selbst Hand an. „Sowas machen wir im Winter fertig, damit wir für die nächste Saison vorbereitet sind. Betriebsstoffe wie Öle wechseln, Verschleißteile wechseln, gucken, ob irgendwas ausgeschlagen oder gebrochen ist — dieses Jahr habe ich Hinterachslager gewechselt.“ Die Betriebskosten schwanken jährlich, abhängig davon, welche Reparaturen anstehen. „Das beläuft sich auf etwa 500 bis 1000 Euro im Jahr“, berichtet Sechtin. Der Jahresbeitrag der Kartjugend beträgt etwa 120 Euro, kostendeckend ist das nicht. Die Nachwuchsarbeit finanziert der HAC unter anderem über die Einnahmen aus Old- und Youngtimer-Veranstaltungen, viel Herzblut der Vereinsmitglieder und Förderungen des ADAC.
Termine im Sommer
Die wichtigsten Termine für die jungen Kartfahrer sind die wöchentlichen Trainingseinheiten sowie die Wertungsläufe der ADAC Meisterschaft im Bezirk Westfalen-Mitte, über die sie sich für überregionale Titelkämpfe qualifizieren können. Die Meisterschaft setzt sich aus acht Vor- und drei Endläufen zusammen. Die besten Fahrer messen beim Bundesendlauf (19./20. Oktober in Sinsheim), NRW-Landesmeisterschaft (6. Oktober), und der Deutschen Meisterschaft (12. und 13. Oktober) ihr Können. Den Höhepunkt im Kalender stellt für die Hagener dabei der Heimlauf in Bathey am 19. Mai dar.
Wie funktioniert ein Slalom?
„Eine Strecke durchzufahren, dauert zwischen 30 und 45 Sekunden“, berichtet Sechtin. „Bei Veranstaltungen werden vom ausrichtenden Verein immer drei Karts gestellt: mit zweien wird gefahren und eins auf Reserve. Ein Kind setzt sich ins erste Kart rein, macht einen Probelauf damit und direkt einen Wertungslauf hinterher.“ Wenn alle Kinder mit ihrer ersten Fahrt durch sind, folgt für alle der zweite Wertungslauf im zweiten Kart. „Damit die Chancengleichheit bleibt“, wie Sechtin erklärt: „Alle haben die selben Bedingungen, die selben Karts, die selben Reifen — selbst wenn man die Karts frisieren sollte, es fahren ja alle die selben.“ Es gehe darum, sauber zu fahren, den kürzesten Weg und die richtige Linie zu finden.
Die beiden HAC-Jugendtrainer Rasit Ok und Peter Klein vermitteln dem rasanten Nachwuchs das nötige theoretische und praktische Wissen, um die Zeitstrafen auf der Strecke zu vermeiden. Pro umgestoßene oder verschobene Pylone gibt es einen Zwei-Sekunden-Zeitaufschlag, für ausgelassene Tore oder andere Hindernisse zehn, in Ausnahmen auch 20 Sekunden.
Das ist im Winter passiert
Während die Vereinsverantwortlichen um Jugendleiter Jürgen Sechtin die Karts auf Vordermann bringen, müssen die jungen Fahrer pausieren. Um das Vereinsleben zu pflegen, organisiert der HAC gemeinsame Ausflüge in Freizeitparks, ins Kino oder auf eine Indoor-Kartbahn.
Mit dem Erreichen der Volljährigkeit endet für die jungen Fahrer die Zeit im Kart: „Im Alter von 18 Jahren ist es mit dieser Sportart zu Ende“, sagt Jürgen Sechtin. Aber man könne in dem Jahr, in dem man 16 wird, schon umsteigen aufs Auto zum Automobilslalom.
Was bietet der Verein?
Der Hagener AC wurde 1905 gegründet und ist der älteste Ortsklub im ADAC Westfalen. Knapp 140 Mitglieder zählt der Verein heute. In der Jugendgruppe gehen zwölf Talente zwischen acht und 18 Jahren in fünf verschiedenen Altersklassen in Karts auf Slalomfahrt. Ein vereinseigenes Trainingsgelände hat der HAC nicht, die Automobilfreunde dürfen aber den weitläufigen Mitarbeiterparkplatz auf dem Betriebsgelände von Sinn-Leffers in Bathey zu Trainingszwecken nutzen.
Die drei Karts des Klubs werden die restliche Zeit über in einem geräumigen Transport-Anhänger aufbewahrt und bei Bedarf jedes Mal per PKW zum Gelände gezogen. In dem Anhänger bewahrt der HAC auch Pylonen zum Markieren der Strecke, Messeinrichtungen, um die Abstände zwischen den Hindernissen richtig zu vermessen, sowie weitere benötigte Ersatzteile und Materialien auf. Die Slalomkarts sind etwa 80 Kilogramm schwer, 6,5 PS stark und kosten in der Anschaffung rund 4000 Euro. Ein wichtiges Thema ist die Sicherheit: „Wir haben ein Übungskart, für das wir eine Fernbedienung haben, um die Zündung auszuschalten“, berichtet HAC-Jugendleiter Sechtin. „Man kann Kind und Kart ja nicht hinterherlaufen: das schafft man nicht. So drücke ich auf die Fernbedienung, dann geht der Motor aus und das Kart rollt aus.“
Würde man die Karts auf einer geraden Strecke ausfahren „könnten sie vielleicht 50 km/h erreichen“, sagt Sechtin. Aber dazu kommt es nicht. „Die Hindernisse stehen dafür zu nah aneinander — die sind nur vier bis zehn Meter auseinander“, erklärt der Jugendleiter. „Es ist nicht möglich, ein Kart in so einem Parcours auszufahren.“ Und tritt ein Anfänger versehentlich doch auf das Gas statt auf die Bremse, verhindert die Fernbedienung ein gefährliches Tempo.