Hohenlimburg. . Norbert Ullrich (63) ist Geschäftsführer der Fußballer des Türk-Sport Kulübü (TSK) Hohenlimburg. Sein Name steht für Integration und Inklusion.

„Aufstehen, kämpfen und niemals aufgeben – und den Erfolg, den man selbst hat, an andere Menschen weitergeben“. Das ist das Motto vom Norbert Ullrich (63), Geschäftsführer der Fußballer des Türk-Sport Kulübü (TSK) Hohenlimburg. Sein Name steht für Integration und Inklusion.

Die Anfänge

„Das beste Beispiel für Integration bin ich eigentlich selbst“, so Norbert Ullrich im Gespräch mit dieser Zeitung. Vor 37 Jahren verlässt er seine Heimat Oberschlesien, zieht mit nur einer Tasche in der Hand nach Hagen. „Wir haben uns durchgeboxt. Viele haben uns geholfen. Denen bin ich bis zum heutigen Tag dankbar.“

Norbert Ullrich schottet sich nicht ab, denn seine großen Hobbys sind Fußball spielen und Fußball gucken. Zu Fuß macht er sich auf den Weg von Berchum nach Emst – zum Loheplatz, dort spielt der Bezirksligist SpVg Hagen 11. „Ich habe gedacht, das wäre der Aufwärmplatz von Hagen 11 gewesen“, sagt Ullrich. Aus seiner Heimat ist er nur Rasenplätze gewohnt. Doch der ehrwürdige Hartplatz im Lohe ist tatsächlich die Spielstätte.Beruflich fasst er zunächst bei der Firma „RXS“ im Lennetal Fuß – das Unternehmen gibt es heute nicht mehr. „Ich habe nicht gefragt, wie viel Geld ich bekomme. Ich wollte nur arbeiten.“ Vom einfachen Maschinen-Bediener arbeitet er sich hoch zum Vorarbeiter und zum Produktionsmeister. Auch im Unternehmen lässt ihn der Fußball nicht los. Er gründet die Betriebssportmannschaft „BSG RXS“. Und die muss ja irgendwo spielen. So entsteht der Kontakt zum benachbarten SV Berchum. Die Betriebssportler werden dort sehr gut aufgenommen. Das Team existiert drei Jahre.

SV Berchum

Beim SV Berchum übt Norbert Ullrich seine erste Tätigkeit als Funktionär aus. Zunächst als zweiter Geschäftsführer, danach 17 Jahre als Geschäftsführer. „Das war das beste, was mir passieren konnte“, so Ullrich. Er knüpft viele soziale Bindungen, muss aber auch viele Kämpfe führen, bringt beispielsweise die Fusion mit dem Nachbarverein FC Garenfeld auf den Weg.

SV Hohenlimburg 1910

Ende 2006 ereilt den SV Hohenlimburg 1910 ein Schock – Geschäftsführer Bernd Müller ist plötzlich und unerwartet gestorben. Er hinterlässt bei den Zehnern eine große Lücke. Ohne seine große Erfahrung läuft dort nichts mehr, es gibt sogar Punktabzüge.

Norbert Ullrich weilt zur Reha in Bad Wildungen, als es auf einmal an seine Tür klopft. Es ist der Vorsitzende des SV Hohenlimburg 1910, Erich Berlet, der ihm sein Leid klagt. Er bittet Norbert Ullrich, den Zehnern zu helfen. So ist er dort zehn Jahre als zweiter Vorsitzender für den Spielbetrieb tätig. „Der SV 1910 war und ist eine große Nummer. Ich war Erich Berlet sehr dankbar, habe auch viel von ihm gelernt“, sagt Norbert Ullrich.

Nach dem Tod Berlets im Januar 2017 endet auch die Tätigkeit von Norbert Ullrich bei den Zehnern. Aber er hat noch viele Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern, die seinen Rat brauchen. „Darüber freue ich mich natürlich sehr.“ Eine „Fußballrente“ kommt für den 63-Jährigen aber zu früh. Ein Großverein in Hagen schwebt ihm vor, durch seine Netzwerke wird ihm eine ehrenamtliche Tätigkeit beim VfL Bochum angeboten. „Das war aber aus beruflichen Gründen nicht machbar“, sagt Ullrich.

TSK Hohenlimburg

Mitte August 2017 erreicht Norbert Ullrich ein Hilferuf der aktiven Spieler des TSK Hohenlimburg. Es müssen einige Formalitäten erledigt werden, allerdings fehlt dazu das nötige Know-how. „Eigentlich war ich nur als Berater vorgesehen.“ Aber es soll anders kommen. Ehefrau Gabi motiviert ihren Mann, dem TSK zu helfen. So wird er im Oktober 2017 Geschäftsführer, lässt sich sogar beim Amtsgericht eintragen.

Bedingungen für seinen Einstand sind Disziplin und Ordnung. Er trifft auf einen jungen Vorstand, dem vieles nicht bekannt ist. „Der Verein hat sich vom ein oder anderen Spielern getrennt. Die Ordnungsstrafen haben wir gewaltig minimiert, waren nie bei einer Spruchkammersitzung und sind mit unserem A-Liga-Team die fairste Mannschaft im Kreis Hagen“, so Ullrich. Er erreicht viel, den TSK in geregelte Bahnen zu führen. „Wir sind auf dem Weg, in Hagen ein Aushängeschild zu sein.“ Die Mitgliederzahl ist von 131 auf über 200 gewachsen. „Wir haben Kinder für den Verein gewinnen können, die noch nie Fußball gespielt haben.“ Ullrich sieht noch viel Potenzial, besonders in den Stadtteilen Oege und Nahmer. „ Da müssen wir aber die Infrastruktur verbessern.“ Ziel ist es auch, dass der TSK zumindest mit der ersten Mannschaft bald auf Kunstrasen spielen darf.

Inklusion

Da Norbert Ullrich nach einem Sportunfall selbst zu 50 Prozent behindert ist, ist es für ihn leicht, mit Menschen mit Handicap zu reden und sie zu begeistern. Zudem arbeitet er in einer Behindertenwerkstatt mit 350 Beschäftigten. „Das ist der schönste Job der Welt. Es kommt sehr viel zurück von den Menschen“, so Ullrich. „Diese Leute brauchen Hilfe von außen.“ Mit der Fußball-Mannschaft des TSV Hagen Unified hat er schon an zwei Turnieren teilgenommen. Das Engagement will er nach seinem beruflichen Ausscheiden am 1. Mai noch ausweiten.