Hagen. . Die ehemalige TSV-Basketballerin Paulina Fritz hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Höhepunkt war ihr Einsatz bei den Olympischen Jugendspielen.

Paulina Fritz hat in ihren 22 Lebensjahren schon einiges erlebt. Sie war Deutsche Meisterin mit den U17-Basketball-Mädchen des TSV Hagen 1860, hat nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in Guatemala absolviert und als Kulturwirtschaftsstudentin unter anderem in Lissabon gelebt, wo sie auch in der zweiten portugiesischen Liga auf Korbjagd ging. Das Jahr 2018 hat jedoch alles getoppt: „Es war der absolute Wahnsinn“, blickt die junge Hagenerin auf ihren Olympia-Einsatz in Buenos Aires zurück, „alles war viel intensiver als ich es mir ausgemalt hatte - und es hat Riesenspaß gemacht!“

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Nicht nur ihr, sondern auch den Menschen in der argentinischen Metropole. Allein die Eröffnungsfeier im Youth Olympic Park lockte rund 200.000 Besucher an. Und natürlich den 15- bis 18-jährigen Sportlern, die bei den dritten Olympischen Jugendspielen aktiv waren. 4000 Athleten wetteiferten vom 6. bis 18. Oktober um Medaillen, Trainer, Betreuer und Delegationsmitglieder fieberten mit. Zu ihnen zählte Paulina Fritz: als eine von 83 sogenannten „Young Change-Maker“ aus 83 Staaten.

„Die Ausschreibung hatte ich 2017 auf der Homepage des Deutschen Basketball Bundes entdeckt und war direkt Feuer und Flamme für das Projekt“, blickt die 22-Jährige zurück. Dass bundesweit nur eine Stelle vergeben wurde und das Anforderungsprofil hoch war, schreckte die Volmestädterin, die heute in Passau studiert, nicht: „Ich habe mich beworben, bin zu seinem Skype-Telefonat eingeladen worden und habe im Dezember 2017 die Zusage bekommen.“

Expertin für Kulturprogramm

Im Januar 2018 ging die Vorbereitung auf die Youth Olympic Games (YOG) mit monatlichen Webseminaren los. Die 83 Young Change-Maker lernten sich so kennen und bauten ein weltweites Netzwerk auf. „Je näher es Richtung YOG 2018 ging, desto mehr Informationen bekamen wir über die Veranstaltung“, erzählt Paulina Fritz. Zusätzlich standen Treffen mit der Delegation des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an, bei denen Informationen ausgetauscht und Aufgaben verteilt wurden.

Höhepunkt der Olympiavorbereitung war ein „Kick-Off-Event“ im September in Frankfurt, zu dem die 75 deutschen Athleten - einer fiel letztlich verletzt aus -, ihre Trainer und Betreuer sowie die Delegationsmitglieder eingeladen waren. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen standen unter anderem die Einkleidung und ein Medientraining auf dem Programm. In diesem Rahmen stellte Paulina Fritz als hauptverantwortliche „Expertin“ das begleitende Kultur- und Bildungsprogramm vor.

Dieses den jungen Olympiateilnehmern nahe zu bringen war eine der Aufgaben der Young Change-Maker, die bei den vorausgegangenen ersten Jugendspielen in Singapur und Nanjing noch „Young Ambassadors“ (junge Botschafter der olympischen Werte) hießen. „Die neue Bezeichnung soll die Langfristigkeit des Programms betonen“, erläutert Fritz, „indem man auch nach den Olympischen Spielen noch einen Unterschied spürt.“

Weil viele aktive Sportler während des zweiwöchigen Aufenthaltes in Buenos Aires nur ein, zwei Tage mit ihrem Wettkampfprogramm beschäftigt waren, blieb genug Zeit, an den von der jungen Hagenerin vorbereiteten Aktivitäten teilzunehmen. „Sie konnten die Kultur von Buenos Aires und von Argentinien kennenlernen, es gab Konzerte, Workshops, ein vielfältiges Medienprogramm und vieles mehr“, berichtet die Hagenerin, „bis hin zu einem bunt gefächerten Unterhaltungsprogramm mit XXL-Kicker, 360-Grad-Tischtennisplatte, Fußball-Dartspiel, Graffitiständen, Yoga-Workshops und einer Circus-Corner, die besonders viel Spaß bot.“ Großer Beliebtheit erfreuten sich auch die Karaoke-Abende. „Bei denen war fast das ganze Team Deutschland dabei“, denkt Paulina zurück. „Insgesamt war die Resonanz der Athleten auf die Angebote sehr positiv.“

Mit Basketball-Mädchen zur U18-EM

Neben den Aktivitäten im Olympischen Dorf sorgte die ehemalige TSV-Korbjägerin auch dafür, dass sich die deutschen Athleten gegenseitig unterstützten. „Da für sie oft keine Zeit blieb, sich mit dem kompletten Zeitplan zu beschäftigen, war es meine Aufgabe, die Wettkämpfe innerhalb der Gruppe zu kommunizieren und ,Fanclubs’ auf die Beine zu stellen. „Die Beachvolleyballer haben wir mit 30 Mann angefeuert samt Flaggen und dergleichen, das hat allen Spaß gemacht!“

Wie es beim deutschen Team lief und was als Rahmenprogramm so anstand, davon überzeugte sich auch Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Er war sehr interessiert und hat viel nachgefragt“, erzählt Paulina Fritz, „am Ende der Spiele habe ich ihn noch einmal am Flughafen getroffen, da hat er sich erkundigt, wie alles gelaufen ist.“

„Gut“, konnte die Volmestädterin nur berichten, die einen Bungalow mit den deutschen Schwimmerinnen bewohnte, aber auch sehr viel mit den deutschen Korbjägerinnen unterwegs war: „Basketball gehört halt zu meinem Leben!“ Das wird sich vorläufig auch nicht ändern, zumal die Ex-Sechzigerin in Buenos Aires Kontakte knüpfte, die gleich in einen nächsten internationalen Einsatz mündeten: „Stefan Mienack, Trainer der 3x3-Mannschaft, bot mir an, als Teambetreuerin der weiblichen U16-Nationalmannschaft mit zu einem internationalen Turnier in Spanien zu fliegen.“ Dies tat die ehemalige Jugendmeisterin dann anfang dieses Monats.

Im spanischen Zamora kümmerte sich die 22-Jährige um alles Organisatorische, insbesondere um die Kommunikation mit den einheimischen Verantwortlichen. Da die meisten kaum Englisch und kein Deutsch sprachen, halfen ihr die in Guatemala erworbenen Spanischkenntnisse enorm weiter. „Ich habe alles kommuniziert, von Essenszeiten und fehlenden Bettdecken über Trainingsmöglichkeiten und Verpflegung. Die Mischung aus Organisation, Kommunikation und Basketball war genau mein Ding, das Turnier war eine tolle Erfahrung“, hat die Hagenerin ihren zweiten internationalen Einsatz des Jahres in bester Erinnerung. Was wohl auf Gegenseitigkeit beruht: Anschließend wurde Paulina Fritz vom DBB als Teambetreuerin der deutschen U18-Mädchen bei der Europameisterschaft 2019 nominiert.

Im März Fortbildung in Botswana

Es wird nicht ihr einziger Auslandsaufenthalt im kommenden Jahr bleiben. Im März 2019 geht es nach Botswana, wo eine Fortbildung der Deutschen Sportjugend (dsj) stattfindet. „Davon erhoffe ich mir interessante Einblicke in die afrikanische Kultur und neue interkulturelle Erfahrungen“, verrät die Studentin, deren Ziel es ist, einmal eigene sportliche Veranstaltungen und/oder Austauschmaßnahmen auf die Beine zu stellen. Vielleicht im Vorfeld der nächsten Olympischen Jugendspiele, die im Jahr 2022 in Senegals Hauptstadt Dakar und damit erstmals auf dem afrikanischen Kontinent stattfinden.

Das internationale Olympische Komitee hat ein Programm ins Leben gerufen, bei der sich aktuelle Young Change-Maker um Fördergelder für ein eigenes Sportprojekt bewerben können. Paulina Fritz will dies tun.

Kontakte nach Afrika hat die ehemalige THG-Schülerin auch über den Verein ­„Teach & Help Global e.V.“ geknüpft, der in diesem Jahr von Lehrern und ehemaligen Schülern des Theodor-Heuss-Gymnasiums gegründet wurde. Vorsitzender ist Tobit Schneider, Paulinas ehemaliger Meistertrainer und aktuell Mitglied des Trainerstabes von Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen, dessen derzeitige Siegesserie er mit drei Erfolgen als Interims-Chefcoach eingeleitet hat.

In der Halbzeitpause eines Phoenix-Spiels im November stieg die von Fritz mitorganisierte zweite Auflage von „Körbe für Namibia“, deren Erlös einer Förderschule in Windhoek zugute kam. „Zukünftig möchte ich weiter mithelfen, den sportlichen Aspekt mehr in den Austausch zu integrieren“, hat die 22-Jährige vor, die nach dem absehbaren Ende ihres aktuellen Kulturwirtschaftstudiums noch einen „Master im Sportmanagement“ draufsatteln möchte.

Ihre in diesem Jahr gesammelten Erfahrungen und die weltweit geknüpften Kontakte dürften Paulina Fritz auch bei künftigen Sport- und Kulturprojekten zugute kommen. Die Olympischen Jugendspiele in Buenos Aires waren ein großes Erlebnis - und vielleicht der Beginn eines interessanten Weges, der nicht vielen jungen Sportlern offensteht.