Hagen. . Der Streetboard-Weltmeister 2018 kommt aus Hagen. Eduard Wojcik nutzte in Wuppertal, wo er oft trainiert, den Heimvorteil.

Eine gewisse Nervosität leugnet Eduard Wojcik im Rückblick nicht. „Nach der Qualifikation lag ich schon auf Platz eins. Aber im Finale wurde von der Konkurrenz noch einer draufgesetzt“, lässt der 34-jährige Volmestädter den Jahreshöhepunkt noch einmal Revue passieren, „also musste ich auch noch einen draufsetzen. Aber es war unsicher ob ich die Tricks lande oder nicht.“ Wojcik landete sie - und stand am Ende in der Wuppertaler „Wicked Woods“-Halle auf dem obersten Siegertreppchen. Der globale Streetboard-Champion 2018 kommt also Hagen.

Parallelen zum Surfen und Snowboarding

Ein Streetboard, früher Snakeboard genannt, ist eine Weiterentwicklung des Skateboards. Streetboards bestehen aus drei miteinander verbundenen Teilen, dem Center Deck, der Nose (Nase) und dem Tail (Schwanz). Das gängigste Material ist Holz. Die vier Rollen darunter sind durch zwei Achsen verbunden, die aus Aluminium oder Stahl bestehen. Gute Streetboards gibt es ab 200 Euro, komplett mit Kugellagern, Fußschlaufen etc. für 250 Euro.

Streetboarding vereint Bewegungen des Surfens, Snowboardens und Skateboardens. Es gibt mehrere Disziplinen (z.B. Street, Bowl und Halbpipe), Kreativität, Schwierigkeitsgrad und Ausnutzen des Parcours fließen in die Bewertung ein.

„Heimvorteil genutzt!“, durfte sich der aktuell Beste seiner Zunft freuen. Wojcik hat in der Wichlinghauser Halle oft trainiert - und vor zwei Jahren hier sogar eine Europameisterschaft organisiert, bei er ebenfalls einen Titel gewann. Wie schon zuvor in Luxemburg und im Jahr 2013 in Karlsruhe, wo der Streetboard-Stern des am Spielbrink wohnenden Haspers hell zu strahlen begann: Damals gewann er seine erste Weltmeisterschaft.

Mit zehn Jahren begonnen

Die Liebe zum Skaten hat Eduard Wojcik, der 1988 aus Polen nach Hagen umsiedelte, schon als Zehnjähriger entdeckt. „Angefangen habe ich, nachdem ich mein erstes Board bekommen hatte, ganz normal auf der Straße“, blickt der heutige Champion zurück. „Bergrunterfahren und so.“ Gefallen habe ihm von Anfang an das Individuelle dieses Sports. „Es ist ein Lifestyle“, sagt der Hasper, „nicht nur der Sport, sondern auch das ganze Drumherum. Mit den Kollegen abhängen, Spaß haben, Feiern gehen - das ganze Miteinander. Es ist kein Mannschaftssport in dem Sinne, aber wenn man im Skatepark ist und zusammen eine Session fährt, dann wieder doch.“

Um vom Hobby-Skater in der Hasper Bezirkssportanlage bis in die Weltspitze der Streetboard-Konkurrenz (siehe Infobox) aufzusteigen, bedarf es mehr als gelegentlicher Sessions mit Gleichgesinnten. „Als vor neun Jahren mein ältester Sohn geboren wurde, habe ich einen Ausgleich zum Familienstress gesucht“, blickt Wojcik auf die Anfänge seiner „Leistungssportkarriere“ zurück. „Ich habe dann viel trainiert, so 30, 40 Stunden die Woche, war entschlossen. Ich wollte vorne mitfahren, den ganzen Hype erleben. Und ich habe immer Spaß dabei gehabt.“

Trainiert wurde bald in ganz Deutschland, drinnen wie draußen, und im benachbarten Ausland. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, wofür der erste WM-Titel 2013 ein Beleg ist. Da war Wojcik gerade einmal zwei Jahre international unterwegs.

„Für mich gibt es zwei, drei Kategorien, die mir richtig Spaß machen“, erzählt der aktuelle Weltmeister. „Dazu zählen Skateparkfahren, Rampenfahren und Straße, also Street.“ Da wird gegrindet (auf den Achsen über Kanten, Bänke oder Geländer (Handrails) gerutscht, aber auch gesprungen - mit dem Board, das durch Schlaufen mit den Füßen verbunden ist, bis zu drei, vier Meter hoch. Der Schwierigkeitsgrad, die Kreativität der Tricks, aber auch das räumliche Ausnutzen des Parcours werden von einer Jury benotet. Zuletzt mit dem besten Ende für Eduard Wojcik, der in der Kategorie „Street“ am höchsten bewertet wurde.

Video weltweit nachgefragt

Wenn man zum zweiten Mal Weltmeister ist, welcher sportliche Wunsch bleibt dann noch offen? „Ich möchte nächstes Jahr in Frankreich zum dritten Mal den Titel holen“, ist der aktuelle Champion längst noch nicht satt. Als Hagener wünscht er sich schon lange eine neue Skateranlage in der Volmestadt, „weil in Haspe der Boden völlig marode ist. Aber wie es heißt fehlt dafür das Geld.“ Nutzer, so Wojcik, gäbe es genug, denn die Skater-Community wachse ständig. Sein neuerlicher WM-Erfolg wird diesen Trend kaum bremsen. Auch das 38-minütige Video nicht, das auf Eduard Wojciks Facebookseite seit neuestem unentgeltlich angesehen werden kann. Die Dreharbeiten für den auf der ganzen Welt nachgefragten „Cancelation“-Clip haben vier Jahre gedauert.