Hagen. . Fußball gespielt wird auf dem Sportplatz Alexanderstraße nur noch sporadisch. Ein Kunstrasen soll wieder für Belebung sorgen.

Beim Bau vor 63 Jahren war dies Hagens größter Sportplatz, zur Eröffnung kamen gut 3000 Besucher. Und das Fassungsvermögen sollte sogar zehnmal so hoch sein. Das erscheint im Herbst 2018 nur schwer vorstellbar, nur noch sporadisch wird momentan auf dem Sportplatz Alexanderstraße Fußball gespielt. Das bei der Fertigstellung 1955 „Westfalia-Kampfbahn“ genannte Spielfeld, das auf den hier auf einer Schuttkippe nach dem Krieg abgelagerten Trümmern des alten Hagen errichtet wurde, dient heute den Sportfreunden Westfalia 72 Hagen nur noch als Ausweichplatz. Wenn ihre Landesliga-Frauen im Ischelandstadion nicht spielen oder trainieren können. Zum Leben erwecken könnte das Areal im Zentrum der Stadtteile Boelerheide, Eckesey und Altenhagen nur der geplante Kunstrasen wieder.

Mit 2:2 gegen SSV wurde Platz 1955 eröffnet

Am 4. Dezember 1955 wurde der Sportplatz an der Alexanderstraße mit einem Fußballspiel zwischen Bezirksklassenvertreter Westfalia 72 Hagen und dem damaligen Landesligisten SSV Hagen eröffnet, das 2:2 (0:0) endete. Hillebrandt brachte Westfalia mit zwei Toren in Führung, Schulte und Wildenhof glichen für den SSV aus.

Aktuell haben die Sportfreunde Westfalia Hagen etwa 195 Mitglieder. Im Fußball-Spielbetrieb sind neben den Frauen in der Landesliga nur zwei Ü32-Altherren-Teams in der SG Westfalia/Kickers Hagen. 1. Vorsitzender des Vereins ist aktuell Uwe Krause.

„Hier sollten mal 30.000 Zuschauer reinpassen“, weiß Martin Riesner (55), seit vielen Jahren Sportlicher Leiter bei Westfalia: „Als Kind bin ich mit meinem Vater hierhin zum Feldhandball gegangen, da war auch immer eine große Kulisse.“ Auch wenn das für eine spätere Ausbaustufe geplante Fassungsvermögen der vom Verein mit finanzieller Hilfe von Stadt, Land, Sportverbänden und den Totogesellschaften errichteten Kampfbahn mit 26 Terrassen-Stufen rundherum nicht realisiert wurde. Ein eigenes Vereinsheim entstand 1957, das wie ein Nebengebäude zwei Bränden 2012 und 2015 zum Opfer fiel, aber von den Sportfreunden Westfalia wieder neu gebaut wurde.

Nach Fußballspielen gefachsimpelt wird hier momentan selten, zuletzt war im Frühjahr regelmäßig Betrieb an der Alexanderstraße. Weil das Ischelandstadion für die Landesliga-Frauen von Westfalia nicht bespielbar war. „Da hatten wir zehn Spiele in fünf Wochen, das war eine enorme Belastung“, denkt Martin Riesner zurück. Und von den Gegnern Hohenlimburg 10 und SV Berghofen gab es massive Proteste über die schlechte Platzbeschaffenheit. „Wir haben hier häufig Anfragen von Spielerinnen, die wir dann eingeladen haben“, sagt Riesner, „die sind gekommen, haben sich den Platz angeguckt - und dann nie wieder gemeldet.“ Eine weibliche Jugend gibt es bei Westfalia so seit drei Jahren nicht mehr, das letzte Herren-Team wurde bereits 2012 abgemeldet. Nur mit einem neuen Platzbelag sieht Martin Riesner, seit fast 50 Jahren Westfalia-Mitglied, für seinen Verein eine Perspektive: „Wenn der Kunstrasen nicht kommt, müssen wir uns in der nächsten Saison Gedanken machen, wie und ob es weitergeht.“

Platzzustand

Anfang der laufenden Saison, als die Westfalia-Damen wegen eines Wasserrohrbruchs erneut auf den Aschenplatz ausweichen sollten, besichtigte auch Staffelleiter Wolfgang Wasserloß den damals vernachlässigten und überwucherten Sportplatz Alexanderstraße, befand ihn für unbespielbar. Nach dem Führungswechsel im Servicezentrum Sport (SZS) wurde ein Arbeitstrupp in Gang gesetzt, der Platz abgezogen und vom Grünzeug befreit. „Als hier noch regelmäßiger Spielbetrieb war, geschah das regelmäßig“, sagt Riesner, „ich hoffe, man sorgt auch für eine ordentliche Fläche, wenn wir wieder hierhin ausweichen müssen.“

Infrastruktur

Zwei funktionsfähige Umkleidekabinen mit sanitären Anlagen gibt es am Platz ebenso wie eine Schiedsrichter-Kabine, vor zwei Jahren wurden diese noch mit neuer Heizung ausgestattet. Bei einem Kunstrasen und regelmäßigem Spielbetrieb würden weitere Kabinen benötigt. Das neu gebaute Westfalia-Vereinsheim, in dem auch die AWO-Begegnungsstätte Altenhagen und der Karneval & Kirmes Club Hagen 77 untergebracht sind, bietet Jugendraum, Küche und Terrasse und dient auch als Verkaufsraum, nachdem ein abgebranntes Rondell am Platz nicht wieder aufgebaut wurde. Parkplätze sind entlang der Alexanderstraße zahlreich vorhanden, zumal auch ein großer Parkplatz Richtung Hamecke-Park genutzt werden kann.

Eigenleistung

Für die Platzpflege ist die Stadt zuständig, das Grundstück ist städtisch. Dennoch werde man Hand anlegen, wenn man hier spielen müsse, sagte Riesner: „Im Torraum sind noch einige Sandhügel, die würden wir dann wegschüppen.“ Das Vereinsheim dagegen ist im Westfalia-Besitz und wurde wie das Nebengebäude nach den Bränden wieder aufgebaut.

Perspektive Kunstrasen

In der Prioritätenliste für Kunstrasen steht der Sportplatz Alexanderstraße ganz oben, der Sportausschuss hat zuletzt den Ausbau beschlossen. Die Kosten werden auf eine Million Euro geschätzt, zusätzlich muss ein weiterer Kabinentrakt gebaut werden. 2019 soll mit den Baumaßnahmen begonnen werden. „Im Verein gibt es immer noch viele, die daran zweifeln“, räumt Riesner ein, „aber mit einem Kunstrasen können wir dann ganz anders in die Zukunft schauen.“ Dabei denkt man bei Westfalia darüber nach, sich dann auf Frauen- und Mädchenfußball zu konzentrieren. Zudem könnte der Polizei SV Hagen, der sich gegenwärtig mit SSV und Türkiyemspor den Höing-Kunstrasen teilt, mit seinen Jugendmannschaften zur Alexanderstraße kommen. Auf jeden Fall würde wieder Leben in die traditionsreiche Sportanlage einziehen.