Hagen. . Der Sportplatz Hoheleye des TSV Hagen 1860 ist in die Jahre gekommen, nur an jedem zweiten Sonntag findet hier noch ein Meisterschaftsspiel statt

Ein C-Kreisliga-Team spielt hier noch, an zwei Abenden die Woche. Und „Ernies Enkel“ - die kicken in der Hoheleye seit 41 Jahren, jeden Mittwoch. 1977, zwei Jahre nach dem Bau der Sportanlage nahe am Fleyer Wald, wechselten die drei Jahre zuvor als Thekenteam gegründeten Freizeitfußballer zum TSV Hagen 1860 auf dessen Hartplatz. Und sind - im Gegensatz zu Generationen von Kreisliga-Kickern (eine Bezirksliga-Saison war auch dabei) - immer noch da. Mit dem Platz haben sie sich arrangiert. „Im Sommer trocken, im Herbst tief, im Winter knallhart gefroren“, so charakterisiert Abteilungsleiter Bernd Schaffert das Fußballfeld des Großvereins zwischen Tennis-Plätzen, Beachvolleyball- und Basketball-Court.

Rodekamp und Keser starteten beim TSV

Im Breitensportverein TSV Hagen 1860 war der Fußball stets nur eine unter vielen - aktuell 23 - Abteilungen. Dabei begann mit Heiner Rodekamp der bis heute einzige Hagener Nationalspieler beim TSV mit dem Fußball, auch der spätere (türkische) Nationalspieler und BVB-Profi Erdal Keser machte bei den Sechzigern seine ersten Schritte. Größter Erfolg der Fußball-Abteilung war am 21. Mai 1989 der Aufstieg der ersten Mannschaft durch einen 2:1-Sieg gegen Doxa Hohenlimburg in die Bezirksliga. 1996 und 1997 gewannen die Altherren jeweils den Stadtmeistertitel, 2005 erreichte die Ü40 das Viertelfinale der Westfalenmeisterschaften.

Als die vereinseigene Anlage in der Fahrenbecke nicht mehr den Ansprüchen des auf 3000 Mitglieder gewachsenen Großvereins gerecht wurde, zog der TSV Hagen 1860 im Jahr 1975 in die Hoheleye um. Dort schuf sich der Klub auf einer Gesamtfläche von mehr als 55000 Quadratmetern eine neue Heimat, deren Zentrum zwischen Clubhaus mit Geschäftszimmer, Restaurant und Terrasse, Gymnastikhalle und neun Tenniscourts der große Fußballplatz mit der 400-Meter-Laufbahn war. Eine zentrale Sportart im großen „AH“ waren die Kicker aber nie, auch in besseren Zeiten - im Jahr 1989 gelang der Bezirksliga-Aufstieg, ein Jahr später ging es wieder in die Kreisliga runter - führten sie im Mehrsparten- und Breitensportverein ein Mauerblümchen-Dasein. „Der Fußball ist immer ein Waisenknabe beim TSV gewesen“, so formuliert es Bernd Schaffert: „Wie willst du dich auch verkaufen, wenn es um dich herum immer mehr Kunstrasenplätze gibt.“

So nutzt den Hoheleye-Aschenplatz neben Ernies unermüdlichen Enkeln, die dort regelmäßig mit bis zu 20 Aktiven aller Altersklassen trainieren, momentan nur eine im DFB-Spielbetrieb aktive Mannschaft. Alle zwei Wochen findet am Sonntagmittag ein Meisterschaftsspiel statt. „Die Mannschaft hat Trainer Horst Anweiler mit Herzblut zusammengestellt“, würdigt Abteilungschef Schaffert, „dafür gebührt ihm großer Respekt.“ Etwa 20 Spieler zählen zum Kader, mit Rang vier in der Kreisliga C1 steht man momentan gut da. Altherren-Team und E- und F-Jugend der Sechziger dagegen nutzen im Sommer die Wiese oberhalb des Aschenplatzes, trainieren sonst in der Halle. Und für die erste Mannschaft sieht Schaffert, wenn es beim harten Untergrund bleibt, auch wenig Zukunftsperspektiven. „Irgendwann wird sich das erledigt haben“, sagt er, „jede Saison wird es schwerer, Leute hierhin zu kriegen.“

Platzzustand

Der Hoheleye-Platz ist in die Jahre gekommen, in den Ecken und gerade auf der Laufbahn wächst reichlich Grün, die Platzdecke ist aber noch akzeptabel. „Wenn es regnet, wird der Platz tief, daran hat sich nichts geändert“, sagt Schaffert, „für sein Alter ist er gut - aber es ist und bleibt ein Aschenplatz.“ Seit Mitte der Neunziger sei lediglich einmal frischer Belag auf das Feld geworfen, zudem ein überstehender Deckel der Berieselungsanlage entfernt worden. Die Flutlichtanlage mit acht Masten wurde überarbeitet, am Abend scheint es leidlich hell.

Eigenleistung

Da die Hoheleye vereinseigen ist, muss der TSV 1860 alle anstehenden Arbeiten selbst unternehmen und finanzieren. In jedem Jahr organisiert der Förderverein Aktionstage und ruft die Mitglieder auf, die Sportanlage wieder in Schuss zu bringen. Die notwendigen Arbeiten am Platz (Abziehen, Abkreiden) erledigen die Fußballer in Eigenregie, die auch überdachte Trainerbänke in den Vereinsfarben Schwarz-Gelb organisiert haben.

Infrastruktur

Angesichts der Sportanlage des Großvereins ist eine gute Infrastruktur vorhanden, zumal vor einigen Jahren Duschen und Heizung renoviert wurden. Ein Klubrestaurant und Vereinsräume stehen zur Verfügung, der von den Altherren in Schuss gehaltene Grillplatz kann ebenso wie Beachplatz oder Tennishalle von TSV-Mitgliedern verbilligt gebucht werden. Das gilt auch für die unbeleuchtete Wiese unterhalb des unteren von zwei Parkplätzen, die reichlich Parkraum bieten.

Perspektive Kunstrasen

Bei der Suche nach einem weiteren Kunstrasen-Standort im Stadtbezirk Mitte hat der TSV einen Umbau des Hoheleye-Platzes vorgeschlagen, der Verein würde sich finanziell beteiligen. Der Sportausschuss der Stadt beschloss aber, dass ein Kunstrasen auf dem Sportplatz Alexanderstraße das nächste Projekt sein soll. Die Argumentation des Servicezentrums Sport, dass die Stadt an den TSV ja für die Nutzung der vereinseigenen Anlage durch Schulen und andere Vereine Gebühr zahlen müsste, kann TSV-Klubchef Atila Tasli nicht nachvollziehen: „So war unser Vorschlag nicht gedacht“, erklärte er, „die Idee war ja, unsere Anlage zu öffnen.“

Perspektivisch sei ein Kunstrasen in der Hoheleye aber weiter Thema, man müsse andere Fördermöglichkeiten finden. Etwa das von der Landesregierung nun angekündigte Förderprogramm von 300 Millionen Euro, um Sportvereine bei der Modernisierung von Sportstätten zu unterstützen. Der TSV selbst könne die auf eine Million Euro geschätzten Kosten allein nicht tragen. „Aber wir können es nicht so laufen lassen wie die letzten 20 Jahre“, sagt Tasli, „wenn wir einen Kunstrasen hätten, dann hätten wir auch in zwei Jahren ein paar Jugendmannschaften hier.“