Hagen/Manila. . Bei der WM in der Basketball-Spielform 3x3 in Manila trat Laura Zdravevska aus Hagen für das deutsche Team an. Olympia ist das ferne Ziel.

Erstes Olympia-Flair durfte sie vor zwei Jahren in Rio de Janeiro schnuppern, damals im Jugendlager. Bei den nächsten Spielen könnte die Hagenerin Laura Zdravevska als aktive Sportlerin teilnehmen, schon in Tokio oder eher noch 2024 in Paris. Denn 2020 in Japans Metropole ist die Basketball-Spielform 3x3 - also drei gegen drei auf einen Korb - erstmals olympisch. Und aus Fernost kehrte die 20-jährige Hagenerin gestern von der Weltmeisterschaft in dieser Disziplin zurück: In Manila schaffte Laura Zdravevska mit dem deutschen Frauen-Team einen Sieg gegen Gastgeber Philippinen vor großer Kulisse, die WM-Vorrunde überstand die als Außenseiter gestartete Auswahl von Christian Steinwerth aber nicht. „Wir haben uns gut präsentiert und viel Erfahrung für die EM-Qualifikation gesammelt“, zog der Bundestrainer dennoch ein positives Fazit.

Das echte Streetball-Feeling habe gefehlt, sagt Laura Zdravevska, es wurde in einer großen, überdachten Arena mit 55 000 Zuschauerplätzen gespielt, die Besucher mussten Eintritt zahlen. Ein ganz besonderes Erlebnis sei der „3x3 World Cup“ in der philippinischen Metropole dennoch gewesen, dafür hätten schon die rund 5000 Fans pro Spieltag gesorgt. „Wir wurden wie Prominente behandelt, jeder wollte Fotos mit uns machen“, sagt sie: „Das ist man aus Deutschland nicht gewohnt, da 3x3 auf den Philippinen einen viel höheren Stellenwert hat.“ Aus dem etwas entfernt gelegenen Mannschafts-Hotel wurde das deutsche Team stets mit einer Polizeieskorte zur Arena gefahren, sonst hätte man durch den dichten südostasiatischen Verkehr zu lange gebraucht.

Bundesliga-Aufstieg mit Freiburg

In Manila war das deutsche Team - unter 20 Mannschaften auf Rang elf gesetzt - erst am Tag vor dem WM-Start gelandet, nachdem man beim Vorbereitungsturnier im französischen Voiron noch einmal die Form getestet hatte. Mit Wiebke Bruns (Astro Stars Bochum), Lara Müller (SG Weiterstadt) und Vereinskollegin Luana Rodefeld bildete Laura Zdravevska, die erst vor wenigen Wochen mit Zweitligist Eisvögel USC Freiburg im Hallen-Basketball den Bundesliga-Aufstieg geschafft hat, das Quartett des Deutschen Basketball-Bundes (DBB). Und steigerte sich im Turnierverlauf von Spiel zu Spiel. „Sie ist immer besser geworden“, befand Vater Tome Zdravevski - Ex-Coach der Zweitliga-Herren von Phoenix Hagen, der die WM-Spiele am Livestream verfolgte.

Bei der 12:18-Auftaktniederlage gegen Spanien blieb seine Tochter noch als einzige deutsche Spielerin ohne Punkt. In voller Halle und hitziger Atmosphäre gegen die Gastgeberinnen trug Laura Zdravevska dann aber maßgeblich zum einzigen deutschen Sieg bei. Vier Punkte - beim 3x3 wird jeder Korbleger mit einem, jeder Distanztreffer mit zwei Zählern gewertet - gelangen der mit 1,84 m größten Spielerin im Team beim 12:10-Erfolg gegen die Philippinen. Der Viertelfinaleinzug war noch möglich, doch dazu hätte es am zweiten Turniertag Siege gegen die Favoriten benötigt. Doch schon gegen Ungarn verlor das deutsche Team trotz vier Zdravevska-Punkten mit 13:16, auch weil mit Lara Müller eine Spielerin verletzt ausschied und das übrige Trio danach durchspielen musste. In der intensiven und kräfteraubenden 3x3-Spielform ein klarer Nachteil. „Man hat nur zwölf Sekunden für den Angriff, muss immer richtig schnell zum Korb“, weiß Tome Zdravevski.

Zur Person: Laura Zdravevska

Laura Zdravevska wurde am 3. September 1997 in Hagen geboren, der TSV Hagen 1860 ist ihr Basketball-Stammklub. Bereits mit 14 wechselte sie 2012 ans Internat ins hessische Grünberg, wurde mit den Bender Baskets Grünberg 2015 deutscher U19-Meister und spielte in der 2. Bundesliga. 2016 wechselte sie nach Abitur in Grünberg und Teilnahme am Olympischen Jugendlager in Rio de Janeiro zu Zweitligist TG Würzburg. Seit dem letzten Sommer spielt die 1,84 m große Flügelcenterin für die Eisvögel USC Freiburg, studiert hier Soziologie und schaffte vor einigen Wochen den Bundesliga-Aufstieg.

Beim Deutschen Basketball-Bund durchlief sie ab der U15 alle Jugend-Nationalmannschaften. 2017 wurde sie mit dem deutschen Team in Eilat/Israel B-Europameister.

Eine tadellose Leistung attestierten die DBB-Verantwortlichen seiner Tochter im letzten Gruppenspiel, mit sechs Punkten trug sie beim 8:16 gegen die Niederlande die offensive Hauptlast. Mit dem letzten Vorrundenspiel war das WM-Turnier, das Italien gewann, für die DBB-Auswahl beendet. „Bevor wir die Gruppenkonstellation gesehen hatten, wollten wir das Viertelfinale erreichen“, bekennt Laura Zdravevska: „Nachdem wir aber gesehen hatten, dass Ungarn, Spanien, Niederlande und Philippinen in unserer Gruppe sind, mussten wir unsere Erwartungshaltung anpassen.“ Um das Viertelfinale zu erreichen, hätte es schon einiger Überraschungen bedurft.

Spiele 2024 als klares Ziel

Es ging für das junge deutsche Team - nur Wiebke Bruns (27) ist älter als 20 - mehr darum, Erfahrungen zu sammeln und sich als Team zu finden. Ob die Olympia-Premiere 2020 in Tokio, für die man bei Turnier-Teilnahmen Punkte sammeln muss, schon realistisch ist, beurteilt Laura Zdravevska vorsichtig. Zumal die Aktiven in Deutschland in der regulären Saison auf Basketball-Normalfeld spielen, 3x3 dagegen nur in der Off-Season. Anders als etwa in Asien. „Dort haben sie eigene Ligen und professionelle Spieler, die sich nur auf 3x3 konzentrieren“, weiß die gebürtige Hagenerin, betont aber auch: „Die Olympischen Spiele sind für jeden Sportler das absolute Ziel und jeder möchte daran teilnehmen.“ Spätestens 2024 in Paris sollten sie „ein klares Ziel für Deutschland sein“. Am besten mit Spielerin Laura Zdravevska.