Hagen. . Er spielte mit Seeler und Beckenbauer, gegen den großen Pelé: Vor 20 Jahre verstarb Walter Rodekamp, Hagens einziger Fußball-Nationalspieler.

Das Duell mit dem großen Pelé vor 140 000 Fans war der Höhepunkt seiner Karriere. 1965 trat Walter Rodekamp im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro an und verlor mit dem deutschen Nationalteam mit 0:2 gegen Gastgeber Brasilien, es war das letzte von drei Länderspielen des kräftigen Stürmers. Heute vor 20 Jahre verstarb Hagens einziger Fußball-Nationalspieler im Alter von nur 57 Jahren.

„Oh Rodekamp! Oh Rodekamp! Wie schön sind deine Tore!“ Zur Melodie des Weihnachtsliedes „Oh Tannenbaum“ sangen die Fans von Hannover 96 Mitte der Sechziger in den deutschen Bundesliga-Stadien, sie ehrten damit den 1963 nach Niedersachsen gewechselten Hagener. Walter Rodekamp war maßgeblich am Aufstieg der 96er ins Oberhaus in seiner ersten Saison beteiligt, trug zur schnellen Etablierung dort bei. Und empfahl sich mit vielen Toren beim damaligen Bundestrainer Helmut Schön, der ihn als Ersatz für den verletzten Sturmführer Uwe Seeler 1965 für die DFB-Auswahl nominierte. In Hannover hat man dem Angreifer, der 38 Tore in 123 Bundesligaspielen erzielte, ein bleibendes Andenken geschaffen: 2010 wurde der Platz vor dem Haupteingang des Niedersachsen-Stadions - der heutigen HDI-Arena - in Walter-Rodekamp-Platz umbenannt.

Beim TSV Hagen 1860 begonnen

Beim TSV Hagen 1860 in der Fahrenbecke begann der am 13. Januar 1941 geborene Walter Rodekamp als Schüler mit dem Fußball, gemeinsam mit Bruder Heiner, später exzellenter Leichtathlet des VfL Eintracht und deutscher Seniorenmeister im Triathlon. In der B-Jugend wechselte er zum SSV Hagen auf den Höing, mit dessen Seniorenteam er 1960 den Aufstieg in die 2. Liga West schaffte. Auch acht Tore des damals 19-Jährigen konnten den direkten Wiederabstieg nicht verhindern, so wechselte Rodekamp 1962 als Vertragsamateur zum FC Schalke 04 in die erstklassige Fußball-Oberliga West. Dort stürmte er zunächst an der Seite von Reinhard Libuda und Willi Koslowski, ehe ihn eine schwere Gehirnerschütterung stoppte und Trainer Georg Gawliczek ihn kaum noch einsetzte.

So nahm der gelernte Maler das Angebot des nicht für den Bundesliga-Start berücksichtigten Regionalligisten Hannover 96 an. Und wurde zum Top-Torjäger mit 33 Treffern in 33 Spielen, mit sechs weiteren Toren trug Rodekamp in der Aufstiegsrunde zum Sprung in die Bundesliga bei. „Bei Schalke rostete Rodekamp in der Reserve, bei 96 ist er als Torjäger groß herausgekommen“, titelte das „Sport-Magazin“. Auch in der Eliteklasse trumpfte er sofort auf. Etwa mit zwei Treffern im ersten Erstliga-Spiel der 96er beim 2:0-Sieg bei Borussia Dortmund im Stadion Rote Erde, unweit seiner Heimatstadt. Insgesamt elfmal traf der bullige und kopfballstarke Angreifer, führte Hannover auf Platz fünf und in den internationalen Messepokal.

Nach Belgien gewechselt

Dort setzte sich 96 gegen den FC Porto durch, schied erst nach Losentscheid gegen den FC Barcelona aus. International kam Rodekamp danach im deutschen Nationalteam, in das ihn Helmut Schön 1965 berufen hatte, zum Einsatz. Zunächst im Test gegen Chelsea London, dann folgte das Debüt am 12. Mai 1965 in Nürnberg bei einer 0:1-Heimniederlage gegen England im Team mit Assen wie Hans Tilkowski, Horst-Dieter Höttges und Wolfgang Overath. Beim 1:0-Auswärtssieg in Basel gegen die Schweiz gelang ihm der einzige Treffer, ehe er in Rio mit dem deutschen Team gegen Brasiliens Legenden Pelé und Garrincha mit 0:2 verlor. Es war der letzte Einsatz in der DFB-Auswahl. Vor der WM 1966 in England stand er zwar zunächst im Kader des späteren Vize-Weltmeisters, wurde von Bundestrainer Schön aber - auch wegen Alkoholproblemen, aus denen Rodekamp nie einen Hehl machte - nicht nominiert.

Im Verein traf er auch im zweiten und dritten Bundesliga-Jahr beständig, ehe Hannover das teure Sturmduo Jupp Heynckes und Josip Skoblar verpflichtet. Rodekamp war nicht mehr erste Wahl, wechselte 1968 nach Belgien und spielte bis 1974 noch in Lüttich und Antwerpen. Dann kehrte er nach Hannover zurück, übernahm das Clubheim des TuS Kleefeld als Gastronom und war für den Verein als Spielertrainer in der Landesliga aktiv. 1983 kam Walter Rodekamp zurück in seine Heimatstadt Hagen, wo er 1998 im Alter von nur 57 Jahren an Knochenkrebs verstarb.