Hagen. . Über Jahre war er nicht bloß Vorzeige-Profi, sondern Anführer im Hagener Team: David Bell verspricht im WP-Interview eine Rückkehr nach Hagen.

Hunderte Fans wollten ihn sehen, ein Selfie mit ihm schießen, irgendetwas von ihm signiert bekommen. Als David Bell am vergangenen Sonntag zu seiner Verabschiedung in der Ischelandhalle war, wirkte das beinahe so, als wäre ein verlorener Sohn nach Hause gekommen.

Über fünf Jahre lang war der Amerikaner das Gesicht von Phoenix Hagen in der ersten Bundesliga gewesen. Und viele von denen, die nun dabei waren, als sein Trikot unters Hallendach gezogen wurde, munkelten, dass Bell wohl immer noch hier wäre, wenn die Insolvenz Phoenix nicht aus der ersten Liga geschwemmt hätte. Am Rande des Trubels um den Phoenix-Ehrenkapitän hat die Westfalenpost mit ihm gesprochen. Auch über die Frage, zu der alle eine Antwort haben wollen: Kehrt der 36-Jährige noch einmal nach in die Volmestadt zurück?

Herr Bell, irgendjemand aus dem Phoenix-Büro muss Ihnen am vergangenen Wochenende während ihres Trips nach Hagen doch sofort ein Vertragsangebot für die nächste Saison gemacht haben.

David Bell:
Wir haben über sehr viele Dinge gesprochen. Aber nicht konkret über ein Engagement hier bei Phoenix.

Sie spielen in Italien aktuell in der zweiten Liga bei Imola. Sorry, aber zweite Liga können Sie doch auch in Hagen spielen. Das haben Ihnen zahlreiche Fans im Rahmen Ihrer Verabschiedung ja auch deutlich gesagt.

(Lacht) Das hat fast jeder mir hier gesagt. Und ja es stimmt, ich spiele dort in der zweiten Liga. Es gibt ein paar Unterschiede zwischen der italienischen Liga und der deutschen. Aber so wie ich das Spiel zwischen Phoenix und Trier jetzt gesehen habe, könnte auch das Phoenix-Team in der zweiten italienischen Liga bestehen. Vielleicht nicht gegen die ersten vier Teams, aber gegen den Rest der Liga schon. Deshalb ist der Vergleich schon okay.

Wenn das miteinander vergleichbar ist, dann würde ein Wechsel zurück nach Hagen doch passen. Können Sie sich nicht vorstellen, hier irgendwann in die Basketball-Rente zu gehen.
Oh, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Hagen ist wie eine zweite Heimat, das spüren ich und meine Familie ja auch, wenn wir hier herkommen. Ich habe es ja schon in der Halle gesagt: Ich sage niemals nie. Wir müssen sehen, was kommt. Ich bin jetzt 36 und bin in einer körperlichen Verfassung, dass ich noch gut vier oder fünf Jahre spielen kann. Deshalb kann man nichts ausschließen.

Besser könnten Sie es ja auch nicht treffen. Die Wertschätzung in Hagen für Ihre Person ist riesig. Und Sie kennen das Umfeld.

So ist es. Und die Zeit, die ich hier hatte, habe ich so nie wieder erlebt. Den Basketball, den wir unter Ingo Freyer und Steve Wriedt hier gespielt haben, habe ich so nicht wieder irgendwo gesehen. Das war High-Energy-Basketball. Und wir haben in dieser Halle und vor diesen Leuten sehr viele Überraschungen geschafft. Es ist toll, dass hier alles wiederzusehen. Als ich auf das Spielfeld gegangen bin, war das etwas ganz Besonderes für mich. In dieser Halle ist Energie.

Diesen offensiven Spielstil legt ihr aktuelles Team in Imola nicht an den Tag. Sind Sie dort eigentlich eher Rollen-Spieler oder ein Anführer?
Dort bin ich ein Anführer, ein „Leader“ wie man sagt. An der Rolle hat sich nichts geändert, aber das Spiel des Teams findet mehr in festen Strukturen statt. Das ist mit der Hagener Zeit überhaupt nicht vergleichbar.


Dann sind wir gespannt, ob der Gesprächsfaden zwischen Ihnen und Phoenix demnächst aufgenommen wird. Wir könnten dieses Interview ja noch mal zwischen Reporter und Spieler führen . . .

Gerne. Ich bin offen dafür. Ist ja klar, dass ich nichts Konkretes sagen kann, wie es bei mir weitergeht. Aber für Gespräche bin ich immer bereit. Und Hagen werden wir nie vergessen. Schauen Sie doch nur mal, was hier los ist. Der einzige Grund, dass ich meine Tränen zurückgehalten habe, war, dass dann alle denken, ich wäre nicht hart genug (lacht). Wirklich, als das Trikot unters Dach gezogen wurde, war es nah dran, dass alles rausbricht. Wir sehen uns. Versprochen. In irgendeiner Weise in der Zukunft.