Hagen. . Zum dritten Mal ist Nicole Hertrich in Pyeongchang bei Olympia dabei, jetzt würde die Hagenerin gern das Eishockey-Finale um Gold pfeifen.
Debüt 2010 in Vancouver, vor vier Jahren Sotschi, jetzt Pyeongchang: Keine Eishockey-Schiedsrichterin bei den Winterspielen vom 9. bis 25. Februar in Südkorea hat mehr Olympia-Erfahrung als Nicole Hertrich, nur die Norwegerin Aina Hove ist ebenfalls bereits zum dritten Mal dabei. Diesmal würde die Hagenerin gern auf dem Eis stehen, wenn es um die Goldmedaillen geht, nachdem sie schon zweimal das Duell um Bronze gepfiffen hat. „Ich hatte noch kein Finale unter olympischer Flagge“, sagt Hertrich, „das will ich mitnehmen, es wäre das I-Tüpfelchen meiner Laufbahn.“
Wer sich am 22. Februar im Gangneung Hockey Centre im olympischen Endspiel gegenüberstehen wird, ist nicht allzu schwer vorherzusagen. Das Gold-Duell ist traditionell eine Angelegenheit zwischen den USA und Kanada, nur einmal bei insgesamt 25 Weltmeisterschaften und Olympia-Turnieren im Frauen-Eishockey drangen die Schwedinnen in diese Phalanx ein. Und bei der WM war meist Nicole Hertrich Final-Referee, wenn die nordamerikanischen Nachbarn aufeinandertrafen - fünf der letzten acht WM-Endspiele leitete die 41-Jährige. Und will dies im dritten Anlauf auch endlich tun, wenn es um Olympia-Gold geht. Die Chancen sind auch deshalb gestiegen, weil seit vier Jahren bei den Frauen - wie bei den Männern schon lange - mit zwei Hauptschiedsrichterinnen gespielt wird. „Ich sehe mich als Athletin, wie die Spielerinnen will ich so weit wie möglich kommen“, sagt Hertrich, sieht allerdings einen Unterschied: „Die haben es selbst in der Hand, wir werden bewertet.“
Erste Schiedsrichterin in der DEL2
Die Bewertungen Hertrichs in der Vergangenheit müssen durchweg gut ausgefallen sein. Schon bei ihrem internationalen Debüt bei der WM 2008 im chinesischen Harbin durfte die frühere Bundesliga-Spielerin das Endspiel leiten, danach wurde sie regelmäßig als einzige deutsche Schiedsrichterin für Großveranstaltungen nominiert. Und hat eine Vorreiterrolle als Frau, die es ins Männer-Eishockey schafft. Als erste Hauptschiedsrichterin pfiff sie in der Oberliga, nach Sotschi 2014 gelang der Hagenerin als erster Frau der Sprung in der 2. Liga. „Dass ich in der DEL2 bin, ist schon historisch“, sagt sie - und liebäugelt durchaus ein bisschen mit der erstklassigen DEL. Inspiriert auch durch das Debüt von Bibiana Steinhaus im letzten Sommer in der Fußball-Bundesliga. Auch wenn sie einräumt: „Eigentlich bin ich zufrieden, da wo ich bin. Und in der DEL steht man noch viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit, alle Spiele werden im Fernsehen übertragen.“
Durch die Einsätze in der DEL2, meist sind es zwei pro Wochenende, sieht sich die Hagenerin auch gut für Olympia präpariert. „Durch die laufende Saison habe ich eine optimale Vorbereitung“, ist sie überzeugt, Konkurrentinnen aus anderen Ländern können nicht so regelmäßig pfeifen. Im letzten August begann mit einem Olympia-Camp im schweizerischen Magglingen der Auslese-Prozess für Pyeongchang. Aus einem Pool von 35 Unparteiischen wurden im Dezember zehn Haupt-Referees und neun Linienrichterinnen - darunter mit der Berlinerin Lisa Hüffner eine weitere Deutsche - nominiert. So viel Olympia-Erfahrung wie Hertrich und die Norwegerin Hove hat indes niemand, auch keiner der insgesamt 28 Kollegen für das Männerturnier.
2007 schon in Nordkorea
Am 6. Februar beginnt für die Hagenerin mit dem Flug nach Südkorea die dritte Olympia-Teilnahme, vier Tage später starten die Spiele im Frauen-Turnier. Nur 80 Kilometer entfernt von der Grenze zu Nordkorea und den beständigen Provokationen im Atomstreit zwischen Diktator Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump. „Klar hat man ein komisches Gefühl, der Konflikt ist schon im Kopf“, räumt Nicole Hertrich ein, „ich versuche das auszublenden.“ Zumal sie hautnahe Erfahrungen mit Nordkorea direkt zu Beginn ihrer internationalen Karriere gemacht hat, als sie 2007 Spiele der C-Weltmeisterschaft in der Hauptstadt Pjöngjang pfiff. „Das war schone krasse Erfahrung“, erinnert sie sich: „Man musste sein Handy abgeben, wurde im Hotel permanent überwacht.“ Elf Jahre später reist die Hagenerin nun nach Pyeongchang. Das klingt ganz ähnlich wie Pjöngjang, ist aber 300 Kilometer entfernt in einer ganz anderen Welt.