Hagen. . Fehlende Energie zwei Tage nach dem vechta-Spiel und zwei Verletzte trugen zur 70:80-Niederlage von Phoenix Hagen gegen Heidelberg bei.

Der neue Cheftrainer meldete sich telefonisch kurz nach der Schlusssirene. Ob die Verletzungen von Joel Aminu und Jonas Grof schwerwiegender seien, wollte Kevin Magdowski zwei Tage vor seinem Amtsantritt bei Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen wissen. Beide Guards waren im Heimspiel gegen die MLP Academics Heidelberg umgeknickt und ausgeschieden, Magdowski hatte das in Luxemburg im Livestream verfolgt. Dass der Abschied seines Vorgängers nicht mit dem erhofften Heimsieg endete, lag auch an den Blessuren von Grof und Aminu. Und an der fehlenden Energie zwei Tage nach dem schweren Spiel gegen Aufstiegskandidat Rasta Vechta. „Es war tatsächlich so, dass wir müder wirkten als sonst. Wir waren nicht so handlungsschnell wie wir es sonst sind“, bedauerte der scheidende Interimscoach Dietmar Günther nach dem 70:80 (33:42), der dritten Heimschlappe in Folge. Und Heidelbergs Coach Frenkie Ignjatovic bekannte: „Ein bisschen haben wir spekuliert, dass Hagen gegen Vechta viele Kräfte verloren hat.“

Vor 2012 Besuchern am Ischeland wurde es schon vor dem Hochball emotional. Nicht nur DietmarGünther, der drei Monate als Interimstrainer eingesprungen war, wurde mit Blumenstrauß, Rotwein und gerahmtem Phoenix-Trikot beschenkt - und mit lang anhaltendem Applaus von den Rängen verabschiedet. Bei ihm und der gesamten Phoenix-Familie bedankten sich Maja und Manfred Grothe danach für „große Menschlichkeit und bewegende Anteilnahme“ am Tod von Ehemann und Sohn Matthias. „Ich weiß, er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser tolle Verein so schnell wie möglich wieder da ist, wo er hingehört - in der Bundesliga“, sagte Manfred Grothe, lange Sprechchöre für seinen Sohn waren die Folge.

Auf dem Parkett allerdings erweckten die Gastgeber nicht den Anschein, als würden sie sich der Erstklassigkeit schon an diesem Abend nähern wollen. Beim 6:11 (4. Minute) durch Eric Palm lag Heidelberg vorn, erst der Dreier von Jonas Grof hatte zwischenzeitlich befreiende Wirkung. Denn Distanztreffer von James Reid und Derreck Brooks folgten, eine 11:0-Serie brachte Phoenix die 17:11-Führung (7.). Danach aber fanden die Hagener allenfalls über das Brett und vornehmlich über Alex Herrera noch den Weg zum Erfolg. Das nahmen die Gäste in Kauf. „Unser Gameplan ist zu 95 Prozent aufgegangen“, sagte Ignjatovic später, „wir konnten die gefährlichen Schützen Reid, Brooks und Dominik Spohr unter zehn Punkten halten.“ Bei Grofs 26:20 (13.) lag Phoenix noch vorn, dann leitete Albert Kuppes erster von am Ende fünf drei Dreiern eine Heidelberger Serie zum 28:33 ein. Als dann auch Palm aus der Distanz traf, war die höchste Gäste-Führung erreicht (30:41, 18.). Phoenix hatte den Rhythmus in der Offensive völlig verloren. Und Spielmacher Grof, der umgeknickt war und in der zweiten Hälfte nicht mehr spielen konnte.

Heidelberg trifft Dreier

So setzte sich Heidelberg nach dem Wechsel weiter ab (38:53, 23.), auch weil die Hagener Stammfünf müde und Grof-Vertreter Jasper Günther überfordert wirkte. Erst die eingewechselten Aminu, Javon Baumann, Jannik Lodders und Marco Hollersbacher brachten frischen Schwung und mehr Kampfgeist. Aminus Dreier und acht Baumann-Punkte in Serie brachten Phoenix auf 54:58 heran (28.), jetzt erwachte auch die Halle. Mehr ließen die Heidelberger nicht zu, zumal ihnen die Hagener etliche Offensivrebounds und zweite Chancen ermöglichten. Und immer wieder streuten Kuppe, Palm und Evan McGaughey Dreier ein, während Reid und Spohr überhaupt nichts trafen. Als dann auch Aminu nach einem vergebenen Dreier auf den Fuß des - zum Ärger von Günther - zu spät, aber arg forsch vorstürzenden Gegenspielers Niklas Würzner trat und mit Bänderverletzung ausschied (63:69, 34.), fehlte es den Gastgebern an Offensiv-Optionen. Die Gäste dagegen agierten ganz abgezockt, spätestens beim 67:78 durch Shy Ely 100 Sekunden vor dem Ende war die Entscheidung gefallen.

Der scheidende Dietmar Günther aber konnte seinem angeschlagenen Team nicht böse sein, auch wenn er sich mit einer Niederlage verabschiedet: „Ich habe hier so viel Wärme und Herzlichkeit empfunden, dass ich mit einem sehr guten Gefühl die Aufgabe beende.“ Am Montag übernimmt Nachfolger Kevin Magdowski. Und der konnte zumindest beruhigt werden, dass die Verletzungen nicht so dramatisch zu sein scheinen. Sein in Crailsheim beginnendes Auftaktprogramm ist schon so schwer genug.

Statistik


Phoenix Hagen: Günther, Reid (9, 1/7 Dreier, 6 Assists, 3 Ballverluste), Hollersbacher (5), Aminu (10, 2/5 Dreier), Lodders (0, 5 Rebounds, 7 Assists), Spohr (6, 0/6 Dreier, 4 Assists, 3 Ballverluste), Grof (7), Brooks (5), Baumann (8), Herrera (20, 10 Rebounds, 3 Blocks).

MLP Academics Heidelberg: Würzner (6, 8 Rebounds, 7 Assists, 3 Ballverluste), Smith, Palm (12, 2/3 Dreier), Ely (14, 6 Assists), Steffen (2), Seiferth (5), Ney (16, 6 Rebounds), McGaughey (10, 3 Ballverluste), Kuppe (15, 5/7 Dreier, 3 Steals).

Spielviertel: 21:18, 12:24, 23:19, 14:19.

Teamstatistik: 41:45% Wurfquote, 5/24:10/20 Dreier, 13/20:10/17 Freiwürfe, 39:39 Rebounds, 24:22 Assists, 7:7 Steals, 14:13 Ballverluste, 6:1 Blocks.

Zuschauer: 2012.