Wengern. . Einst wurden die Spieler per Lkw den Berg hochkutschiert. In den 90ern war der Platz eine der modernsten Anlagen der Region.

Es gibt gute Orte für einen Sportplatz, und es gibt weniger gute. Der Brasberg zählt eher zur letzteren Kategorie. Auf beiden Seiten fällt der Berg recht steil ab, obendrauf befindet sich ein Wald, und am Boden stößt man unter einer dünnen Erdschicht schnell auf Gestein. Doch das hielt die Gemeinde Wengern nicht davon ab, ausgerechnet dort einen Sportplatz zu errichten, der bis heute die sportliche Heimat der Fußballer des TuS Wengern ist – und sogar eine Zeit lang einer der modernste Fußballplätze der Region war.

Den vormaligen Turnverein Wengern 1879 gab es schon seit 40 Jahren, als die Gemeinde dem Drängen der Sportler nachgab: Sie wollten endlich einen eigenen Sportplatz in Wengern, um Turnfeste auszurichten, und auch, um der wachsenden Fußballabteilung einen angemessenen Spielort bieten zu können. Die Wahl der Gemeinde fiel auf den Brasberg. In einem Brief schrieben die Vereinsverantwortlichen, dass ihrer Ansicht nach „das Grundstück für die Anlage eines Sportplatzes durchaus nicht geeignet ist“. Das Terrain sei derart uneben, dass der Bau eines Sportplatzes ungeheure Summen verschlingen würde und man bei den Planierungsarbeiten große Schwierigkeiten bekommen werde, da sich mehrere Steinbänke durch den Platz zögen.

Besitzer stellt sich zwei Jahre quer

Hinzu kam, dass auch der Besitzer Gustav Pott sich lange Zeit querstellte. „Die Gemeinde Wengern beabsichtigt von Pott dringend einen Spielplatz zu erwerben, den Pott aber freiwillig nicht abgeben will“, schrieb der Amtsmann von Volmarstein im Dezember 1920 an den Kreisausschuss. Erst zwei Jahre später erklärte sich Pott bereit, das Gelände an die Gemeinde zu verkaufen. Für den Turnverein Wengern war das zwar eine gute Nachricht – doch sie bedeutete auch viel Arbeit: Die Vereinsmitglieder mussten die Planierungsarbeiten selbst vornehmen und ihren Sportplatz dem Berg abtrotzen. Auch heute noch sieht man an der Nordseite den nackten Felsen.

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Kaum gab es einen Sportplatz, zerstritten sich der Turnverein und seine Fußballabteilung. Ab 1923 ging man getrennte Wege und kam erst nach dem zweiten Weltkrieg wieder zusammen, zur Gründung des heutigen TuS Wengern. Doch der Spielbetrieb auf dem Brasberg wurde zur logistischen Herausforderung: Weil die Eisenbahn am Sonntag nicht fuhr, mussten die Spieler mit einer Sondergenehmigung per Lkw auf den Brasberg kutschiert werden. Und bald musste dort auch schon wieder Hand angelegt werden: Der Platz war zu klein und musste nach den Vorgaben des Fußballverbandes vergrößert werden. Der Verein wuchs beständig, 1979 waren erstmals mehr als 1000 Menschen Mitglied im TuS Wengern. Und die kamen immer häufiger mit dem Auto zum Fußballplatz, was bis heute ein großes Problem ist: Im Wald am Berghang ist kaum Raum für einen angemessen großen Parkplatz.

Mit der gesteigerten Nutzung wurden auch die Rufe nach einer Sanierung des Platzes lauter. Zuletzt war er Ende der 1960er Jahre überarbeitet worden, auch die Flutlichtanlage stammte aus dieser Zeit. 1989 gab der Rat der Stadt Wetter schließlich seine Zustimmung zum Bau eines modernen Kunstrasenplatzes, der 1991 eröffnet wurde und mit dem sandbefüllten Belag, dem Drainagesystem sowie neuen Handläufen und Flutlichtern zu den modernsten der Region gehörte.

Höhenflug bis in die Landesliga

Auf dieser Basis erlebte die Fußballabteilung einen ungeahnten Höhenflug und stieg mit der ersten Mannschaft bis in die Landesliga auf, wo sie einige Jahre sogar oben mitspielte. Doch diese Zeiten sind in Wengern vorbei. Die Herren spielen inzwischen in der Kreisliga B, der TuS hat sich zu einem Mehrspartenverein entwickelt. Gesundheitssport, Badminton, Bogenschießen, Schwimmen, Tischtennis – das sind nur einige der Abteilungen des Vereins. Der Brasberg ist nur noch ein Standort von vielen. Doch Helge Heisters, Vorsitzender des TuS, versichert: „Dort ist immer noch unsere Heimat.“ Schließlich soll dort bald auch das neue Vereinsheim errichtet werden, ein eher zweckmäßiger Containerbau.

Nach dem Verkauf des ehemaligen Vereinsheims am Ruhrhöhenweg durch die Stadt, das einige Minuten Fußweg vom Sportplatz entfernt lag, hatten die Fußballer zuletzt allerdings nur noch die engen, sanierungsbedürftigen Räume samt Toilettencontainer direkt am Sportplatz zur Verfügung.

„Das neue Gebäude steht natürlich dem ganzen Verein offen“, sagt Heisters. Es könne durch seine modulare Bauweise der weiteren Entwicklung des TuS Wengern angepasst werden. Die Container dafür könnten trotz der schwierigen Lage des Platzes angeliefert werden: Nach einer Testfahrt mit der Feuerwehr wurde vor etwa einem halben Jahr die enge Zufahrt noch einmal ausgebaut.

>> ABGABE DES KREDITANTRAGES „IN DEN LETZTEN ZÜGEN“

Nach Angaben des TuS-Vorsitzenden Helge Heisters befindet sich der Verein „in den letzten Zügen“ zur Abgabe des Kreditantrages für den Bau des neuen Vereinsheims. Die Stadt habe ihre Unterstützung zugesichert.

Nach Bewilligung des Kredits und der Aufgabe der Bestellung beträgt die Lieferzeit der Container etwa sechs bis acht Wochen.

Das ursprüngliche Ziel, das Vereinsheim zum Start der Fußball-Rückrunde Ende Februar 2018 auf dem Brasberg zu errichten, lässt sich nicht einhalten.