Herdecke. Im Lauf der Jahre ist es eng geworden auf der Sportanlage des TSV 1863 und der TSG Fußball Herdecke.

  • Im Lauf der Jahre ist es eng geworden auf der Sportanlage
  • Leichtathleten des TSV 1863 und der TSG Fußball Herdecke am Bleichstein aktiv
  • Fußballer wünschen sich zweiten, kleinen Kunstrasenplatz

Zu ihrem Jubiläum will es die Firma Dörken so richtig krachen lassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort blieb am Ende die Wiese am Bleichstein, wo derzeit ein gigantisches Festzelt errichtet wird. Auch wenn sich das Gelände dort in den letzten Jahrzehnten ziemlich verändert hat, eines ist offenbar gleich geblieben: „Immer, wenn etwas Großes geplant war, sind wir an den Bleichstein ausgewichen“, erinnert sich Rudolf Lenz.

Ziel für Festmärsche und Turnfeste

Der 87-Jährige ist seit seiner Geburt Mitglied beim TSV 1863 Herdecke. In seiner Jugend turnte er und spielte Faustball. Meist allerdings nicht am Bleichstein. Sondern dort, wo heute die Autos vor dem Aldi-Supermarkt parken. Da oben, nahe an der Herdecker Innenstadt, war damals ein kleiner Aschenplatz. „Für Fußball war der nicht geeignet, aber alle möglichen anderen Sportarten konnte man da ausüben“, sagt Lenz.

Doch wenn große Festmärsche oder Turnfeste anstanden, dann ging es runter zum Bleichstein. Damals war der Sportplatz noch nicht so hoch umzäunt und so klar von der Umgebung abgegrenzt wie heute. Auf alten Fotos zeigt Lenz, wie weitläufig die Anlage in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aussah. Die Turner konnten sich auch auf die umliegenden Ruhrwiesen ausbreiten. „Das gab manchmal tolle Bilder, wenn da hunderte Menschen zusammen die gleichen Gymnastikübungen vorführten“, sagt Lenz. Teilweise gab es drei Plätze nebeneinander, zwei Rasen- und einen Ascheplatz.

Die Mannschaften der TSG Fußball Herdecke spielten früher also teilweise dort, wo inzwischen die Abfahrt hinter der Ruhrbrücke gebaut wurde. Damals kamen auch noch regelmäßig bis zu 2000 Zuschauer zu den Heimspielen. Richtige Tribünen gibt es trotzdem bis heute nicht, die Fußballfans standen einfach in mehreren Reihen hintereinander um das Feld herum.

Doch so angenehm ein weitläufiges Gelände für die Sportler auch war, einen großen Nachteil hatte dieses Gelände in den Ruhrwiesen: Zuverlässig zwei Mal im Jahr war es komplett überflutet, wenn der Fluss im Herbst und im Frühjahr über die Ufer trat. Danach sah es am Bleichstein weniger nach Sportplatz aus, eher nach frisch umgegrabenem Acker. Das besserte sich erst, als das gesamte Areal mit riesigem Aufwand umgebaut wurde. Heute schützt ein Deich den Uferbereich vor Hochwasser. Das Gebiet am Bleichstein ist immer noch ein richtiges Sportzentrum. Doch die zwei Rasenplätze wichen mit der Zeit dem Freibad, der Turnhalle und den Ausläufern der neuen Umgehungsstraße.

Was die ganze Zeit blieb, war nur der Ascheplatz, parallel zur Ruhr gelegen. Und er blieb ziemlich lange: Erst 2009 wurde dort der Kunstrasen samt Laufbahn eingeweiht. „Das hat dem Bleichstein als Fußballstandort sehr geholfen“, sagt Dirk Grapentin, Vorsitzender der TSG Fußball Herdecke. „Wir hatten seit der WM im eigenen Land 2006 ohnehin viel Zulauf, und mit dem Kunstrasenplatz konnten wir endlich auch richtig gute Bedingungen bieten.“

Heute, acht Jahre später, haben sich die Vereinsmitglieder hier gut eingelebt – und merken, dass der Sportplatz in seiner jetzigen Form auch einschränkt. „Die Jugendarbeit ist der Mittelpunkt unseres Vereins. Wir haben in jeder Altersklasse mindestens eine Mannschaft. Da ist es sehr schwierig, die Trainingszeiten auf einem einzigen Platz vernünftig zu organisieren“, sagt Grapentin. Zumal der Platz der Stadt Herdecke gehört – und auch der TSV 1863 Herdecke ihn mit seinen Leichtathleten, Faustballern und anderen Abteilungen nutzt. Denn schon 2007 bezog der TSV sein neu gebautes Vereinsheim direkt am Sportplatz.

Kleiner Kunstrasenplatz im Gespräch

Es ist also eng geworden am einst so weitläufigen Bleichstein. Deshalb soll er nun wieder wachsen. Derzeit prüft der Vereinsvorstand der TSG Fußball Herdecke, was möglich ist – so ist unter anderem ein zweiter, kleinerer Kunstrasenplatz im Gespräch, der so gerade in die Lücke zwischen Kletterfelsen, Halfpipe und Spazierweg an der Ruhr passen würde. „Allerdings ist das alles sehr kompliziert“, sagt Grapentin. „Wir hoffen, dass wir unseren Mitgliedern im Frühjahr sagen können, was möglich ist.“ Fest steht: Der Bleichstein bleibt in Bewegung.

>> BEWEGTE GESCHICHTE DER HERDECKER VEREINE

Im Jahr 1933 wurden mehrere Sportvereine in Herdecke zu einem großen Dachverein zusammengeschlossen. Sie bildeten fortan die Abteilungen der Turn- und Sportgemeinde Herdecke 1863.

Doch mit dem Austritt der Turnabteilung im Jahr 1967 brach der große Dachverein wieder auseinander.

Heute sind die vier Abteilungen von damals als selbstständige Vereine aktiv: der TSV 1863 Herdecke, die TSG Handball Herdecke 1930, die TSG Schwerathletik Herdecke und die TSG Fußball Herdecke 1911.