Wetter. Im ersten Teil der neuen Serie „Sportplätze von oben“ nehmen wir die Geschichte des Harkortbergs in Wetter unter die Lupe.
- Erster Teil der neuen Serie „Sportplätze von oben“
- Historie der Sportstätte umfasst Leichtathleten und Fußballer
- Ascheplatz seit 2015 für „dynamische Sportarten“ gesperrt
Wenn man sich oben auf dem Harkortberg über das Geländer der Aussichtsplattform beugt, dann sieht man vielleicht noch, wo damals Fußball gespielt wurde. Dort, ganz unten am Hang, ist heute vor allem: Wasser. Doch damals, als die Sportvereinigung Wetter 1910 dort noch spielte, war die Ruhr noch nicht zum See gestaut und der Sportplatz in den Ruhrwiesen noch bespielbar.
Es sollte nach der Vereinsgründung noch einmal 50 Jahre dauern, bis die Fußballer hinauf auf den Harkortberg zogen. Im Jahr 1960 kündigte die SV Wetter 1910 in einem Turnierheftchen an, dass sich etwas ändern werde: Der Spielbetrieb solle spätestens im kommenden Jahr auf den Harkortberg verlegt werden, weil dort bessere Bedingungen herrschten.
„Schubkarrenweise Material herangeschafft“
„Das war vor allem der TGH Wetter zu verdanken“, sagt Walter-Julius Stolte heute. Der ehemalige Vorsitzende des FC Wetter erinnert sich noch an die Bauphase: Die TGH-Mitglieder machten damals aus dem ehemaligen Parkplatz mit Garagenanlage, der aus der Zeit des zweiten Weltkriegs stammte, einen veritablen Sportplatz. „Die haben schubkarrenweise Material herangeschafft, um den Sportplatz zu errichten“, erinnert sich Stolte. Das Vereinsheim der TGH liegt bis heute direkt oberhalb des Waldstadions. Als der Platz fertig war, richtete die TGH darauf auch ihr traditionelles Harkortbergfest aus, eine Breitensport-Veranstaltung mit mehreren Tausend Teilnehmern.
Das Harkortbergfest gibt es heute nicht mehr, mit der 125. Ausgabe im Jahr 2006 musste die TGH Wetter diese Tradition beenden. Doch auf dem Harkortberg ist trotzdem noch viel los: Mit der Eröffnung des Kletterwaldes im Jahr 2008 und Veranstaltungen wie dem Ruhrbike-Festival bleibt das Areal rund um das Waldstadion ein Sportzentrum, das auch Besucher von außerhalb nach Wetter lockt.
Tribünen erinnern an alte Zeiten
Im Stadion selbst erinnern noch die gemauerten Tribünen an die alten Zeiten. Auf dem Platz selbst dominiert mittlerweile der Fußball. Die beiden Fußballvereine SV Wetter 1910 und SSV Wetter 1930 fusionierten im Frühjahr 1964 zu einem großen Fußballverein, dem heutigen FC Wetter 10/30. Und mit der Gründung dieses Vereins gewann der Ballsport auf dem Harkortberg immer mehr an Bedeutung. Zunächst teilte sich nur die erste Mannschaft den Ascheplatz im Waldstadion mit den Leichtathleten der TGH Wetter. Die zweite Mannschaft und die Jugendteams bespielten den zweiten Platz nebenan, unterhalb des Harkortturms.
Doch mit den Jahren wurden beide Plätze immer schlechter. Der aktuelle FC-Chef Fatih Esbe gerät beinahe in Rage, wenn er davon erzählt: „Der Platz im Waldstadion war am Ende so sandig, da standest du knöcheltief in der Matsche, wenn es mal geregnet hat.“ So wurde es 2010 dann Zeit für eine Generalüberholung, und seitdem strahlt der Platz auf allen Luftbildern in sattem Grün. Denn an die Stelle des sandigen Ascheplatzes kam ein Kunstrasen. Das war allerdings auch eine klare Entscheidung für den Fußball, klassische Leichtathletik-Disziplinen wie der Speerwurf funktionieren auf so einem Kunstrasen nicht mehr. Rundherum liegt immerhin eine Tartan-Laufbahn. Denn auch wenn die Leichtathletik-Abteilung der TGH deutlich kleiner ist als zu ihren besten Zeiten, ist das Waldstadion doch immer noch ihre Haupt-Trainingsstätte. Es ist gar nicht lange her, dass mit Nadja Kampschulte eine der damals besten deutschen Hochspringerinnen auf diesem Platz trainierte. Sie gewann unter anderem 2011 bei der Junioren-EM die Bronzemedaille. Nach der Eröffnung des Kunstrasens war schon bald auch das Ende des zweiten Ascheplatzes besiegelt. Im Jahr 2015 waren mehrere Autos über den Belag gefahren und hatten dabei tiefe Furchen in der Deckschicht hinterlassen. Die Stadt sperrte den Platz daraufhin für alle „dynamischen Sportarten“, das gilt bis heute.
Im Vereinsheim direkt nebenan ist dagegen wieder einiges los. Walter Julius Stolte betreibt es seit 2014 als Sportbistro Berggeist. An den Wochenenden ist es regelmäßig ausgebucht, dort finden vor allem private Feiern statt. Doch bevor es so weit kommen konnte, musste er erst einmal Geld in die Hand nehmen und renovieren. Denn die beiden Flachbauten mit kleinem Saal, Tresen und den Umkleidekabinen stammen aus den 60er Jahren. Damals ein „Sporthaus mit den modernsten Einrichtungen“, heute ein Vereinsheim mit Sanierungsbedarf.
Kleinere Reparaturarbeiten
Deshalb plant der Verein um den Vorsitzenden Fatih Esbe auch erstmal keine großen Sprünge im Waldstadion: „Wir müssen alles Schritt für Schritt auf einen vernünftigen Stand bringen.“ So wurden zum Beispiel in den Umkleidekabinen zehn Duschen ersetzt. Der marode Laubengang, der vom Eingangsbereich zum Platz führt, steht als nächstes auf dem Plan – und dazwischen immer wieder kleinere Reparaturarbeiten am Gebäude und den Tribünen. Schließlich soll das Waldstadion noch ein paar Jahrzehnte die sportliche Heimat des FC Wetter und der TGH Wetter bleiben.