Herdecke/Hagen. . Reporterin testet Trendsport auf dem Hengsteysee mit SUP-Coach Jonas Dickmann.
- Reporterin testet Trendsport Stand-up-Paddling auf dem Hengsteysee
- Herdecker SUP-Coach Jonas Dickmann spricht von „Ganzkörpertraining“
- Hinstellen auf dem Board ist der Moment der Wahrheit
Blauer Himmel, strahlende Sonne, glitzerndes Wasser: Am Hengsteysee, direkt unterhalb der Hohensyburg, herrscht absolute Urlaubsidylle und Ruhe. So ganz ruhig geht’s aber doch nicht zu. Zumindest nicht bei mir. Es ist eher wackelig. Denn ich knie auf einem Board auf dem Wasser und bin kurz davor, meinen ersten Versuch im Stand-up-Paddling (SUP) zu starten – oder in den See zu fallen.
Der Name der Trendsportart, die von Hawaii aus auch die Gewässer in Deutschland erobert hat, ist Programm: Stand-up-Paddling bedeutet eben Paddeln im Stehen. Und das auf einer Art Surfboard. Doch noch ist an Stehen nicht zu denken.
Ich knie auf dem breiten, mit Luft gefüllten Brett. Die eine Hand am Steg, die andere an dem langen Paddel, das mir im Stand bis über den Kopf reicht. „Und jetzt einfach die ersten Züge noch im Knien machen“, rät mir Jonas Dickmann. Der Herdecker ist begeisterter Wassersportler und Surflehrer. Er war bereits in Neuseeland, Süd- und Mittelamerika, auf den Kanaren oder in den USA auf dem Wasser unterwegs. 2014 hat er das Paddelcenter Kayabamba eröffnet und damit auch Stand-up-Paddling mit in die Heimat gebracht. Während ich mich vorsichtig vom Steg abstoße und das Paddel greife, ist der zertifizierte SUP-Coach in Sekundenschnelle auf dem Board und gleitet vor mir über den See.
Hinstellen als Moment der Wahrheit
Ich paddle vorsichtig hinterher. Es geht. Sogar gut. Auf den Knien habe ich genügend Halt, die Paddelzüge lassen mich direkt auf die grüne Wand des Ardeygebirges zugleiten. Am Ufer vor mir schwimmt ein Schwan, in Richtung der roten Bojen ist ein Ruderboot unterwegs. Ansonsten ist der See an dieser Stelle einsam und still. Eine perfekte Oase der Entspannung – wenn da nicht das Hinstellen wäre. Der Moment der Wahrheit ist gekommen. Ich lege das Paddel quer auf das Board. Stelle einen Fuß auf. Dann den anderen. Das Board schwankt. Aber nur leicht. Ich richte mich auf. Und stehe. „Das Paddel vorne an der Spitze eintauchen und bis zum Körper ziehen“, erklärt mir Jonas Dickmann, der neben mir den See hinaufpaddelt – gegen den Wind. „Dann fällt der Rückweg leichter“, sagt der 32-Jährige und lacht.
Mit jedem Paddelzug werde ich sicherer – und meine Beine ein wenig schwerer. Das kontinuierliche Ausbalancieren auf dem Brett geht bis in die Fußspitzen. „Stand-up-Paddling ist ein Ganzkörpertraining“, so Dickmann. „Es schult das Gleichgewicht und fordert alle Muskeln von den Füßen bis hin zum Nacken.“ Wie sehr, das werde ich wohl am nächsten Tag zu spüren bekommen.
Jetzt heißt es erstmal wenden. Da, wo die Kayabamba-Touren auf dem Board noch weitergehen und auf rund sieben Kilometern vom Hengstey- zum Harkortsee führen, treten wir den Rückweg an. Ich drücke das Paddel nach vorne und die Brettspitze dreht sich. Das war einfach. So einfach, dass ich wagemutig die schwierigere Variante ausprobieren möchte. Dafür muss ich allerdings seitlich auf dem Board stehen; vielleicht doch keine so gute Idee. Denn: Es wackelt. Und ich auch. Sobald ich mein Gleichgewicht wiedererlangt habe, schaue ich zu, wie Jonas die Position wechselt, den hinteren Fuß zurückstellt bis die Boardspitze etwas aus dem Wasser ragt und dann das Brett mit bogenförmigen Paddelschwüngen um die eigene Achse dreht – alles ganz leicht und fließend. Von flüssigen Bewegungen kann bei mir nicht die Rede sein. Vorsichtig drehe ich mich seitwärts, schiebe den Fuß langsam nach hinten, die Spitze kippt nach oben – und ich ein Stück nach hinten. Aber: Ich bleibe stehen, drehe das Board und lande zumindest nicht im Wasser.
Der Weg zurück fällt mir dagegen leicht. Das Paddeln im Stehen klappt gut und geht auch mit etwas mehr Krafteinsatz und Tempo. Ab und an schaffe ich es sogar, meinen Blick schweifen zu lassen, abzuschalten, und mich mit Jonas Dickmann über SUP in der Welle oder in Sprint-Disziplinen zu unterhalten. „Stand-up-Paddling ist mehr als nur Paddeln“, betont der Profi. Stimmt. Es ist anstrengend. Und entspannend. Und macht eine Menge Spaß.
>> SAISON VON MAI BIS SEPTEMBER
Die Saison bei Kayabamba geht von Mai bis September.
Das Paddelcenter des Herdeckers Jonas Dickmann liegt auf der Hagener Seite des Hengsteysees (Dortmunder Straße 98).
Neben SUP-Kursen und -Touren bietet der Surfprofi auch Yoga auf dem Board an und vermietet SUP-Zubehör.
Infos: www.kayabamba.de
Stand-up-Paddling im Test