Hagen. . Am 1. Januar 2017 tritt die neue Energie- und Bewirtschaftungsumlage für Sportstätten in Kraft. Aber es gibt noch einige offene Fragen.
Sachen, die 2017 billiger werden, muss man suchen. Beim Hagener Sport wird man nicht fündig werden. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2017 tritt die im März vom Rat der Stadt Hagen beschlossene Energie- und Bewirtschaftungsumlage in Kraft. Erwachsene Sporttreibende bzw. deren Vereine müssen für die Nutzung von Sportstätten und Schwimmbädern erstmals Gebühren entrichten. Dadurch sollen jährlich 180 000 Euro in die leere Stadtkasse fließen.
Die Vorgeschichte
In der Diskussion waren Sportstättengebühren schon seit Jahren wenn nicht seit Jahrzehnten. Lange konnten sie die Sportler mit dem Argument abwenden, man habe im Vergleich zu anderen Bereichen schon überproportional viel zur Haushaltskonsolidierung beigetragen. Beispielsweise durch die Übergabe von Sportstätten in die Schlüsselgewalt der Vereine. Im Dezember 2014 wurde es ganz eng, so dass der Stadtsportbund zu einer Demonstration vor dem Rathaus aufrief. Noch einmal wurde die jetzt schon als „Energie- und Bewirtschaftungsumlage“ bezeichnete Gebühr mit knapper Ratsmehrheit abgewendet. Am 17. März dieses Jahres wurde die Gebühr beschlossen.
Berechnungsansatz
Ursprünglich sollten die Schwimmvereine mit 80 000 und der Restsport mit 100 000 Euro belastet werden. Weil es aber deutlich weniger Schwimmsportler als übrige Sportler gibt, hätte dieses Modell eine große Ungleichbehandlung verursacht. Deshalb wurde die Aufteilung in 40 000 (Schwimmen) zu 140 000 (Restsport) Euro geändert. Für die Sportstätten wurde eine Gebührenordnung erstellt. Für die Nutzung einer Einfachturnhalle sollten 2,16 Euro pro Stunde fällig werden, für Zweifachturnhallen und Sportplätze 4,32 Euro, also der doppelte Betrag, und für Dreifachhallen 6,48 Euro (2,16 mal 3). Inzwischen sind die Zahlen leicht erhöht worden (2,26 Euro für Einfachhallen und entsprechend mehr für Zwei- und Dreifachturnhallen).
Umsetzung verzögert sich
Die konkrete Umsetzung der Gebührenerhebung verzögert sich. Um die eingehenden Gelder steuerlich optimal verbuchen zu können, soll ein Betrieb gewerblicher Art gegründet werden. Das ist auf den Weg gebracht, aber noch nicht abgeschlossen. Das Servicezentrum Sport geht davon aus, dass erst im Februar oder März alles erledigt ist. Ob dies bedeutet, dass die Energie- und Bewirtschaftungsumlage erst ab April (beispielsweise) oder doch rückwirkend ab dem 1. Januar 2017 erhoben wird, ist unklar.
Das Phoenix-Aus
Das Aus des Basketball-Bundesligisten Phoenix Hagen, der zurzeit - abgesehen von seinen zwei Nachwuchsteams - keine Sportstätten nutzt, verursacht einen Einnahmeausfall. Dessen Höhe beziffert Ralf Kriegel, kommissarischer Leiter des Servicezentrums Sport, mit knapp 10 000 Euro. Will man die angestrebten 180 000 Euro trotzdem erreichen, muss an anderer Stelle mehr Geld eingenommen werden. Im Klartext: Die anderen Vereine müssen mehr zahlen.
Hallenbelegung von 2014
Als Berechnungsgrundlage für die Hallen- bzw. Sportplatzbelegung durch die einzelnen Vereine dient eine Erhebung aus dem Jahr 2014. Laut Ralf Kriegel ist das insofern kein großes Problem als die Vereine Nutzungsänderungen dem Servicezentrum Sport melden müssen, so dass die Verwaltung eigentlich auf einem aktuellen Stand sein müsste. Das Servicezentrum weiß aber auch, dass Vereine untereinander schon mal Einheiten tauschen, was offiziell nicht erlaubt ist. Außerdem ist es möglich, dass Hallen oder Plätze vor zwei Jahren von erwachsenen Sportlern und jetzt von Jugendlichen genutzt werden, die von Gebühren freigestellt sind.
Die ersten Widersprüche
Die Vereine können sich im Austausch mit den Servicezentrum, beispielsweise per E-mail, darüber informieren, was an Kosten auf sie zukommt. Klubs wie der VfL Eintracht Hagen oder die SV Boele-Kabel haben dies getan und gegen erste Bescheide Widerspruch eingelegt. So berichtet Boeles Vorsitzender Klaus-Jürgen Teipel, dass seinem Klub die Nutzung des Nebenplatzes in der Bezirkssportanlage Helfe in Rechnung gestellt worden sei, obwohl dort schon länger nicht mehr trainiert werde.
Reinhard Flormann, Vorsitzender des TSV Fichte Hagen und des Stadtsportbundes, regt eine neue Erfassung der Sportstättenbelegung an. „Sonst wird doch fast jeder Kassierer gegen die Berechnung Widerspruch einlegen“, glaubt er.
Trainingsfleiß kommt Vereine teuer zu stehen
Dass große Vereine mit vielen Sportlern mehr Gebühren zahlen müssen als kleine, versteht sich von selbst. Aber nicht immer ist die Mitgliederzahl ein genauer Gradmesser. So liegt der VfL Eintracht Hagen, der mit rund 10 500 Euro pro Jahr rechnet, über dem TSV Fichte Hagen (8000 Euro) und dem TSV Hagen 1860 (10 000 Euro), die doppelt bzw. dreimal so groß sind wie der VfL. Dies liegt zum einen daran, dass 1860 und Fichte über vereinseigene Anlagen verfügen, auf denen viele Mitglieder aktiv sind, und zum anderen am Leistungsniveau der Eintracht-Teams. Dritt- oder Oberliga-Handballer trainieren öfter als unterklassige Kollegen, was für die Sportklubs teuer wird.