Hagen. . Am Freitag feiert sie schon ihren 50. Geburtstag: Am 15. Januar 1966 wurde die Hagener Ischelandhalle eingeweiht, aktuell beherbergt sich mit Phoenix-Basketballern, Eintracht-Handballern und den Tischtennis-Cracks des TTC drei Hagener Bundesliga-Teams. Und hat im halben Jahrhundert viel erlebt.
- Am Freitag feiert sie schon ihren 50. Geburtstag: Am 15. Januar 1966 wurde die Hagener Ischelandhalle eingeweiht
- Aktuell beherbergt Hagen größte Sportstätte mit Phoenix-Basketballern, Eintracht-Handballern und den Tischtennis-Cracks des TTC drei Hagener Bundesliga-Teams
- Von der Bundesliga-Premiere über Europameisterschaften und Aufstiege bis zu Korbbruch und Box-Schönling Rene Weller hat sie viel erlebt
Sie ist immer noch heiß begehrt, auch an ihrem 50. Geburtstag: Die Handballer des VfL Eintracht Hagen hätten gern morgen hier Bundesligist Bergischer HC empfangen, doch das kollidiert mit dem dreitägigen Hallenmasters der Fußballer, sie müssen also ausweichen. So wird in der Arena am Ischeland am Freitag gekickt - an einem historisches Datum. Am 15. Januar 1966 - also genau vor 50 Jahren - wurde Hagens größte Sporthalle feierlich eingeweiht. Die „Ische“, nach dem Ausbau 2010 für fünf Jahre Enervie Arena und momentan etwas namenlos, hat seither ein halbes Jahrhundert praller Hagener Sportgeschichte erlebt.
Als junger Fan auf dem „Heuboden“, im Schulsport des nahen Theodor-Heuss-Gymnasiums, dann als langjähriger Bundesliga-Basketballer bei SSV Goldstar und Brandt Hagen und im letzten Jahrzehnt als Geschäftsführer bei Phoenix Hagen: Es dürfte kaum jemanden geben, der die Geschichte der Ischelandhalle aus so vielen Perspektiven kennt wie Oliver Herkelmann. Ende der Siebziger verfolgte der heute 47-Jährige von den Stehplätzen unter dem Hallendach aus erstmals die SSV-Korbjäger. „Wir konnten beim Aufbau helfen, dann durften wir umsonst in die Halle und uns einen Platz suchen“, erinnert er sich. Später spielte der Center hier ungezählte Male, scheiterte 1994 mit Brandt auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft erst im Finale an Bayer Leverkusen. „Die Nähe zum Spielfeld, die steilen Tribünen, der Heuboden - das ist schon einzigartig“, sagt er, „die Halle atmet etwas Ehrwürdiges.“
Als Geschäftsführer begleitete Herkelmann an maßgeblicher Stelle den Phoenix-Aufstieg zum etablierten Bundesligisten. Der wiederum nur durch die Erweiterung der traditionsreichen, aber schon 2003 für die Eliteklasse zu kleinen Ischelandhalle zur 3145 Zuschauer fassenden Enervie Arena im Jahr 2010 möglich wurde. „Ohne Ausbau gäbe es keinen Bundesliga-Basketball mehr“, sagt Herkelmann, „es ist schon faszinierend, dass das überhaupt geklappt hat.“ Seit Mitte der Neunziger hatte es immer wieder Pläne für eine große Mehrzweck-Arena neben der Ischelandhalle und - nach der Brandt-Insolvenz - für eine Erweiterung der Traditionsspielstätte gegeben. Dank des Konjunkturpakets II bot sich dann 2010 die Chance, die „Ische“ mit einem Etat von 8,7 Millionen Euro tatsächlich von einer Zuschauerkapazität von 1800 auf 3145 (beim Basketball) zu erweitern. Mehr geht nicht, deshalb sondieren Phoenix und die Eintracht-Handballer bereits wieder die Chancen für den Bau einer neuen Mehrzweckhalle für mindestens 6000 Besucher. „Es ist alternativlos, darüber nachzudenken“, sagt Herkelmann, aktuell bei Phoenix Marketingleiter, „die Arena ist schon wieder zu klein, spätestens in fünf Jahren könnten wir damit in der Bundesliga nicht mehr mithalten. Aber welche Halle spielt auch schon nach 50 Jahren noch in der ersten Liga. . .“
Basketball, Handball, Tischtennis
Nach ihrem Bau für damals fünf Millionen Mark - fünf Jahre nach dem benachbarten Ischelandstadion - war das noch ganz anders. Am 1. Oktober 1966 fand hier das erste Spiel der neu gegründeten Bundesliga zwischen den 24 Jahre später zu Brandt fusionierten Lokalrivalen SSV und TSV 1860 Hagen statt. Auch in der Folge war die Ischelandhalle Schauplatz zahlloser hochklassiger Basketball-Ereignisse - vom ersten Ländervergleich mit den USA (1970) über den einzigen deutschen Titelgewinn des SSV (1974), zahlreiche Europacupspiele bis hin zum Phoenix-Erstligaaufstieg 2009 und zu drei Herren-Länderspielen nach dem Ausbau. Spätere NBA-Asse wie Arvydas Sabonis oder Dirk Nowitzki stopften hier den Ball in den Korb. Der Senegalese Mike Harper tat dies am 30. Oktober 1985 beim Europapokal-Auftritt von Olympique Antibes am Ischeland so heftig, dass das Korbbrett aus Plexiglas zersplitterte. Als dies auch dem aus der Kälte herbeigeschafften Ersatzbrett kurz darauf so passierte, musste die Partie abgebrochen werden. Gewertet wurde nur das Rückspiel in Antibes, der SSV verlor und schied aus. Und Willi Jung, in den ersten 22 Jahren Hallenwart, kommentierte das kurioseste Kapitel in der Historie viele Jahre später: „Als die Scheiben zu Bruch gingen, das hat mich wahnsinnig geärgert.“
Doch nicht nur Basketball wurde in der „Ische“ gespielt, auch die Handballer des VfL Eintracht fanden hier eine feste Bleibe. Sie stiegen bis in die 2. Bundesliga auf, scheiterten 1992 sogar nur knapp am Sprung ins Oberhaus. Und kehrten nach dem Sturz in die Drittklassigkeit im letzten Frühjahr nach 15 Jahren zurück in die zweithöchste Spielklasse. Tischtennis wurde ebenfalls regelmäßig gespielt, nach Wettkämpfen mit Weltstars wie Eberhard Schöler, dem Schweden Stellan Bengtsson oder später Timo Boll ist mittlerweile Erstligist TTC Hagen hier heimisch. Was angesichts des vollen Spielplans von Phoenix und Eintracht schon mal für Terminprobleme sorgt. Für Shows wie in den ersten zwei Dekaden wäre heute gar kein Platz mehr. Die Stars ihrer Zeit, von Heino über Rudi Carrell bis Udo Jürgens und Box-Schönling Rene Weller, unterhielten am Ischeland. Erst nach dem Bau der Hagener Stadthalle 1981 änderte sich das schlagartig. Für die Show sorgen seitdem nur noch die Sportler.
Meilensteine in 50 Jahren „Ische“
15. Januar 1966:Feierliche Eröffnung der Ischelandhalle vor 1200 Gästen.
1. Oktober 1966: Erstes Spiel der neu gegründeten Basketball-Bundesliga zwischen SSV und TSV Hagen 1860 vor fast 1000 Zuschauern, der SSV gewinnt 83:77.
1967: Tischtennis-Bundesranglisten-Endspiel vor 2400 Zuschauern mit Eberhard Schöler.
5.-9. August 1969: Europameisterschaft der Juniorinnen im Basketball mit Rumänien und Titelverteidiger UdSSR.
1970-1980: Die Sport- und Musikshows des VfL Eintracht Hagen bringen mehr als 25 Welt- und Europameister nach Hagen und begeistern insgesamt 12 000 Zuschauer.
5. Mai 1970: Erstes Basketball-Länderspiel zwischen Deutschland und der USA geht 64:113 verloren.
1971: Eintracht Hagen wird westdeutscher Meister im Handball.
1974: SSV Hagen wird nach zwei Endspielen gegen USC Heidelberg deutscher Meister im Basketball.
12.-21. Mai 1975: Basketball-B-Europameisterschaft der Herren im Basketball wird in Böblingen, Wolfenbüttel und Hagen ausgetragen.
1977 und 1979: Internationale Deutsche Meisterschaft im Standardtanz.
1983: Rene Weller gewinnt Europameisterschafts-Boxkampf gegen den Spanier Jose Antonio Garcia.
30. Oktober 1985: Im Europapokalspiel zwischen dem SSV Hagen und Antibes zerstört Gästespieler Mike Harper beim Dunking das Brett, auch das Ersatzbrett splittert, so dass das Spiel abgebrochen wird.
1988: Der TSV Hagen 1860 steigt in die Basketball-Bundesliga auf.
1989: Westdeutsche Meisterschaft und Aufstieg von Eintracht Hagen in die 2. Handball-Bundesliga.
22. März 1989: Ein Rekord für die Ewigkeit gelingt Keith Gray. Der Aufbauspieler erzielt 65 Punkte beim 142:82 des TSV 1860 Hagen gegen Braunschweig. Das ist bis heute Bundesligarekord.
1992: Eintracht Hagen wird Zweitliga-Meister und nimmt an der Aufstiegsrunde zur 1. Handball-Bundesliga teil.
1993: Festival „Zusammen geht`s“ mit Auftritt von Extrabreit lockt 3000 Zuschauer.
1994: Brandt Hagen verliert alle drei Endspiele um die deutsche Basketball-Meisterschaft - darunter eines am Ischeland - gegen Bayer Leverkusen.
2005: Post SV Hagen schafft den Aufstieg in die 2. Tischtennis-Bundesliga.
25. April 2009: Phoenix Hagen macht durch den 111:69-Sieg gegen Bremen den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga perfekt.
Februar 2010: Die Bauarbeiten zur Erweiterung der Ischelandhalle auf 3145 Plätze beginnen.
31. Oktober 2010: Phoenix Hagen gewinnt das erste Spiel in der neuen Enervie Arena mit 95:82 gegen Ludwigsburg.
2011: Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ist nach 15 Jahren das erste Mal wieder zu Gast in Hagen. Trotz einer 74:79-Niederlage gegen Finnland sind die 3100 Zuschauer begeistert.
27. April 2013: Phoenix Hagen zieht mit einem 99:88-Sieg gegen den Mitteldeutschen BC erstmals in die Playoffs ein.
2013: Der TTC Hagen steigt in die 1. Tischtennis-Bundesliga auf.
22. August 2015: Das erste Zweitliga-Handballspiel nach 15 Jahren gewinnt der zu Pfingsten aufgestiegene VfL Eintracht Hagen mit 24:23 gegen Bietigheim.