Dr. Friedrich Edelhäuser ist Leitender Arzt der Abteilung für Frührehabilitation im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.
1 Wie wirkt dosiert eingesetzter Strom auf unsere Muskeln?
Das Elektrostimulationstraining ist an sich eine interessante Geschichte. Man hat in den letzten Jahren herausgefunden, dass die Körperzellen, also auch unsere Muskeln, eine elektrische Spannung aufbauen. Strom fördert unter anderem die lokale Muskeldurchblutung.
2 In welchen medizinischen Bereichen spielt Strom eine Rolle?
Letztlich ist auch ein Herzschrittmacher nichts anderes als Elektroden, die einen Muskel stimulieren. Auch in der Rehabilitation wird das Verfahren eingesetzt. Ich selbst habe da keine Erfahrungswerte, aber ich kenne Kollegen, die Patienten nach einem Schlaganfall behandeln. Einige Patienten haben eine hängende Fußspitze, deren Muskeln mithilfe von Stimulation wieder angeregt werden kann.
3 Hat das EMS-Training im Sport auch Nachteile?
Vernachlässigt wird zum Beispiel der komplette Bereich der Koordination. Wenn Elektroden von außen auf die Muskeln einwirken, lernen sie nicht, zur richtigen Zeit anzuspannen und loszulassen, denn der Organismus bringt eigentlich nie mehr Muskeln in Schwung, als er braucht. Auch der seelische Aspekt wird vernachlässigt, bei einem Waldspaziergang erleben wir beispielsweise eine positive Wirkung der Natur auf den Organismus.
Interview: Sarah Müller/Foto: GKH