Hohenlimburg. Vincenzo Porrello kritisiert Ronny Ogonda scharf. Oktay wechselt zu Ararat Gevelsberg. Der Sportliche Leiter spricht über finanzielle Anreize im Amateurfußball.
Der SV Hohenlimburg 1910 überwintert in der Westfalenliga auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Zur Rückrunde feilt der Sportliche Leiter Murat Kaya allerdings am Kader. Vincenzo Porrello und Ex-Profi Muhayer Oktay verlassen den Verein. Während Porrello zum Kreisligisten SV Boele-Kabel wechselt und dabei scharfe Kritik an Trainer Ronald Ogonda äußert, zieht es Oktay zum SV Ararat Gevelsberg. Beide Spieler sollten wichtige Rollen im Team einnehmen, kamen in der Hinrunde aber lediglich auf sieben Einsätze – aus diversen Gründen. Porrello plagte sich zwischenzeitlich mit einer Verletzung herum, kam zum Ende der Hinrunde kaum noch zum Einsatz. Darüber hinaus verlässt Nicholas Rous die Zehner in Richtung SV Brackel, Mert Bülbül mit offenem Ziel.
Porrello: Scharfe Kritik an Ogonda
Stürmer Vincenzo Porrello, der in der Hinrunde torlos blieb und bis auf ein kurzes Intermezzo beim FC Iserlohn seit 2016 das Trikot der Löwen trägt, macht keinen Hehl daraus, warum er den Verein verlässt: „Der Grund für meinen Wechsel war letztendlich der Trainer. Der Trainer hat sportlich gesehen keine Ahnung von dem, was er tut, und zeigt weder Empathie noch Respekt für die Spieler,“ erklärte er nach seinem Wechsel.
„Er trifft Entscheidungen, ohne sie vorher mit den Spielern zu besprechen.“
Besonders die Kommunikation des Trainers stand in Porrellos Kritik: „Er trifft Entscheidungen, ohne sie vorher mit den Spielern zu besprechen, und kann diese dann nicht vernünftig begründen.“
Warum er sich für einen Wechsel in die Kreisliga entschieden hat? „Mir hat der Fußball durch diese Vorkommnisse keinen Spaß mehr gemacht. Ich wollte kürzertreten, aber aufhören kommt für mich nicht infrage, dafür liebe ich den Fußball zu sehr,“ so Porrello.
Auf Nachfrage unserer Zeitung gab Ronald Ogonda zu Protokoll: „Meine Aufgabe als Trainer ist es, dass die Gruppe funktioniert und mich nicht nur um einzelne Schicksale zu kümmern. Natürlich muss manche Entscheidung getroffen werden, aber es geht nie um die Person. Es geht immer nur um Fußball.“ Und weiter sagt der Trainer mit einer Prise Süffisanz: „Ich kann Vinnes (Porrello) Aussage bestätigen, dass ich null Ahnung von Fußball habe. Ich wünsche ihm weiterhin viel Erfolg in seiner Karriere.“
Murat Kaya gibt dem Trainer volle Rückendeckung: „Ronny (Ogonda) fährt eine gerade, harte und faire Linie. Wenn die Spieler nicht bereit sind, sich für die Mannschaft aufzuopfern, dann spielt das bei ihm eine große Rolle, ob jemand aufgestellt wird.“
Oktay folgt Ropiak nach Gevelsberg
Muhayer Oktay, der erst im Sommer am Kirchenberg anheuerte, verlässt den Verein ebenfalls in Richtung Kreisliga und schließt sich dem SV Ararat Gevelsberg an, Tabellenführer in der A2-Staffel. Ex-Zehner Kevin Ropiak wechselte bereits im Sommer zu Ararat. Es ist innerhalb dieser Saison bereits das zweite Mal, dass Ararat mit einem Wechsel dieser Größenordnung Schlagzeilen macht. Bereits im Sommer holte der kurdische Verein einen ehemaligen Profi aus der Türkei: den 31-jährigen Enver Bayezit, der in der Hinrunde am Hundeicken voll einschlug und mit 20 Toren in 13 Einsätzen der beste Torschütze der Liga ist.
In den vergangenen Monaten kamen in der heimischen Fußballszene immer wieder Gerüchte auf, wie viel Geld so mancher heimischer Kreisligist wohl in seinen Kader pumpt. Wechseln hochkarätige Spieler aus der Landes- oder Westfalenliga wegen Luft und Liebe in die Kreisliga? Das bezweifeln viele.
Kaya: Geld regiert den Amateurfußball
Dabei steht die finanzielle Situation im Amateurfußball im Mittelpunkt, wie Hohenlimburgs Sportlicher Leiter Murat Kaya erklärt: „In Hagen und Umgebung gibt es Vereine, die zahlen das Doppelte von dem, was unsere Spieler bekommen. Das macht es schwer, Spieler zu halten.“
Kaya hat Verständnis für die finanzielle Realität, betont aber auch die Herausforderungen für Vereine wie den SV Hohenlimburg: „Spieler reden untereinander; jeder weiß, wer wo wie viel kassiert. Das ist ein offenes Geheimnis. Wir haben hier in Hohenlimburg tolle Bedingungen mit Rasenplatz, Tribüne und Fitnessraum, aber gegen hohe Gehälter ist es schwer anzukommen.“
Yildiz: „Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht“
Erdal Yildiz, Vorsitzender des SV Boele-Kabel, wies Gerüchte um angeblich hohe Zahlungen an Porrello entschieden zurück: „Dass man uns sowas nachsagt, ist für mich überraschend. Aber es ist so: Sobald ein guter Fußballer irgendwo hin wechselt, werden solche Gerüchte gestreut. An den Summen, die genannt werden, ist überhaupt nichts dran. Da macht jemand eine Null dahinter und verbreitet dann das Gerücht.“
Yildiz betont, dass bei Boele-Kabel keine Unsummen gezahlt werden: „Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Wir verteilen keine großen Gelder, Handgelder zahlen wir sowieso nicht. Vincenzo hat einen guten Kontakt zu unserem Trainer Yalcin Erkaya. Er war zuletzt bei Hohenlimburg nicht mehr glücklich. Bei uns ist die Kreisliga nicht so zeitaufwendig wie die Westfalenliga. Daher hat er mehr Zeit für Familie und Beruf und kann trotzdem noch ein wenig seinem Hobby nachgehen. Wenn es ums Geld ginge, würde ich das wissen.“
Auch Vincenzo Porrello sagte gegenüber unserer Zeitung, dass das Geld bei seinem Wechsel keine Rolle gespielt habe.