Hagen. Der kriselnde Fußball-Regionalligist hofft auf eine Wende in seiner neuen Heimat Hagen. Mit wie vielen Fans der Klub im Stadion rechnet.

Der Umzug von Türkspor Dortmund nach Hagen hat für den Klub etwas Paradoxes: Für den Fußball-Regionalligisten und seine Anhänger ist es die langersehnte Heimkehr an einen Ort, der ihnen dennoch fremd ist. An diesem Samstag will Türkspor in seiner Premiere im Ischelandstadion den Grundstein legen, um die sportliche Misere hinter sich zu lassen. Der Umzug soll mehr sein als eine logistische Lösung – er soll symbolisch für einen Neuanfang stehen, den der Verein unbedingt benötigt. Gegner ist der 1. FC Bocholt, der Anstoß im Stadion ist für 14 Uhr angesetzt.

M. Kleinrensing WP Hagen Ischelandstadion
Die Bauarbeiten im Ischelandstadion sind abgeschlossen. Die Tartanbahn wurde erneuert. © WP | Michael Kleinrensing

Türkspor Dortmund: Velbert-Umzug ein Kraftakt

Mit den Bauarbeiten im Ischelandstadion, die über Monate hinweg eine Spielausrichtung in Hagen verhindert hatten, endete für Türkspor ein Kraftakt, der den Klub sportlich und finanziell forderte. Die Ausweichspiele in Velbert bedeuteten erhebliche Zusatzkosten, und die Zuschauerzahlen ließen zuletzt deutlich nach. Während das Auftaktspiel gegen Wuppertaler SV noch 1780 Fans anzog, verfolgten das letzte Heimspiel gegen die Reserve des SC Paderborn lediglich noch 300 Fans. Das Zuschauer-Interesse war am Tiefpunkt, was mit dem sportlichen Tiefpunkt korrelierte: Nach zwölf Spieltagen steht Türkspor mit nur fünf Punkten abgeschlagen am Tabellenende der Regionalliga West.

Eine der treibenden Kräfte hinter dem Umzug nach Hagen ist Ümit Varli (46), seit diesem Jahr der engagierte Fanbeauftragte von Türkspor. Varli, selbst Hagener und Jugendtrainer bei der SpVg. Hagen 11, hat von Beginn an den Austausch zwischen Fans und Verein gefördert und eine eigene WhatsApp-Gruppe für Hagener Türkspor-Fans ins Leben gerufen. „Wir brauchen die Unterstützung hier in Hagen. Die Mannschaft braucht es, um das Feuer zu entfachen“, sagt Varli. Er hofft darauf hofft, dass das Team vor 500 bis 700 Fans am Samstag durchstarten kann - und, dass das Stadion in die Türkspor-Vereinsfarben Rot und Weiß gehüllt sein wird. Aus Bocholt hätten sich rund 150 Fans angekündigt, berichtet der Fanbeauftragte von Türkspor Dortmund.

Ümit Varli ist der Fanbeauftragte von Türkspor Dortmund.

„Die Lust auf Regionalliga-Fußball in Hagen ist groß“

Ümit Varli

Für Varli ein positives Zeichen: Schon zum Testspiel gegen den SV Hohenlimburg 10 kamen am vergangenen Dienstagabend 230 Zuschauer ins Erich-Berlet-Stadion. „Ich war positiv überrascht“, sagt der Fanbeauftragte. „Wenn man bedenkt, dass das Spiel spontan an einem Dienstagabend stattfand, ist das ein Super-Wert.“ Vor und nach dem Freundschaftsspiel habe er mit vielen Zuschauern gesprochen - und reichlich positives Feedback für den Türkspor-Umzug nach Hagen erfahren. Die Vereine Türk Gencler Hagen und TSK Hohenlimburg hätten bereits Unterstützung zugesagt. Zudem leitet Varli eine Whatsapp-Gruppe mit rund 150 Hagener Türkspor-Fans, die den Umzug herbeisehnen. Dabei sei die Euphorie nicht nur auf türkische bzw. türkischstämmige Fans beschränkt: „Die Lust auf Regionalliga-Fußball in Hagen ist groß“, ist sich Varli sicher.

Saison bislang ein Desaster

Die bisherige Saison ist für den Aufsteiger aus Dortmund von Unruhe gezeichnet. Das neueste Kapitel: Medienberichten zufolge trennt sich Türkspor erneut von seinem Trainer. Yakup Güksel soll sein Amt nach nur 43 Tagen wieder abgeben. Der langjährige Erfolgstrainer Sebastian Tyrala, unter dem Türkspor den Aufstieg in die Regionalliga geschafft hatte, war bereits früher in der Saison abgesetzt worden. Derweil bleibt der Abstiegskampf brisant: Mit nur fünf Punkten liegt das Team aktuell sieben Zähler hinter dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. „Die Saison ist noch lang“, so Varli, der mit dem Heimvorteil auf einen sportlichen Impuls hofft.

Am Samstag wartet mit dem 1. FC Bocholt zwar kein leichter, aber schlagbarer Gegner. Bocholt sammelte bislang nur 13 Punkte aus 12 Spielen und zeigt Schwächen, die Türkspor für einen Befreiungsschlag nutzen könnte.

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