Herdecke. Nach einer überhaupt nicht guten Halbzeit berappelt sich die Kersthold-Sieben und wirft sich den Kopf frei. Wie es zum Wandel kam.

Das Fazit von Philipp Kersthold fiel kurz aus: „Erste Halbzeit pfui, zweite Halbzeit hui.“ Der Trainer der HSG Herdecke/Ende war glücklich, dass seine Mannschaft in der Handball-Verbandsliga das Spiel gegen die TG RE Schwelm am Ende dominierte und nach und nach zum Endstand von 31:20 davonzog.

Doch der Start war überhaupt nicht gut – zumindest mit Blick auf die Offensive. Denn die vergab so viele Chancen wie wohl sehr lange nicht mehr. Der Trainer konnte die Anzahl im Verlaufe des Spiel gar nicht genau benennen, aber es waren mehr als 15. „Wir hätten frühzeitig die Weichen stellen können“, so seine Meinung. Denn die Deckung stand solide. Doch jeder verworfene Versuch brachte Unsicherheit in das Angriffsspiel und in die Köpfe der jungen Spieler. „Ich habe sie in der Halbzeit darauf hingewiesen und ein bisschen mentale Arbeit geleistet. Ich habe gesagt, dass jeder Spieler in der Lage ist, Tore zu erzielen. So habe ich ihnen die Selbstsicherheit wiedergegeben“, verriet Kersthold, um auf die „unterirdische Torquote“ zu reagieren.

Herdecke provoziert Ballverluste und Zeitstrafen

Die eigene Taktik setzte Herdecke über das gesamte Spiel hinweg um, provozierte Ballverluste der Gegner und lief schnelle Tempogegenstöße. Nachdem die Chancen genutzt wurden, fanden die Herdecker zurück in die Partie, die sie kurz vor der Halbzeit erstmals gedreht hatten. Es wurde am Ende mehr als deutlich. Denn auf Schwelmer Seite häuften sich plötzlich die Fehler, vor allem offensiv. Die Gäste verfehlten zum einen weiterhin bei ihren aggressiven Angriffen das Ziel und leisteten sich zum anderen technische Fehler. Herdecke suchte weiter die Abschlüsse. Die Mannschaft pushte sich fortlaufend. „Sie hat sich quasi selbst aus dem Dreck gezogen“, merkt Kersthold an.

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Durch geschicktes Suchen von Eins-gegen-eins-Situationen provozierte die HSG Zeitstrafen auf Schwelmer Seite. In der ersten Halbzeit hielt Siebenmeter-Experte Gero Neuhoff das Team im Spiel, er vergab von vier Versuchen jedoch einen. Doch bei Gegenstößen war der Rechtsaußen zur Stelle und traf. So wie auf der anderen Seite Teamkollege Felix Drescher, der im Spielverlauf aufblühte. Vorne kamen lange Pässe bei ihm an und erzielte so insgesamt acht Tore aus dem Spiel heraus. Hinten war er in der Deckung sehr präsent und zeigte gute Reaktionen. „Wir haben es über spielerische Mittel geschafft, den Hebel über außen anzusetzen“, freut sich Kersthold, der froh ist, dass sich Rückkehrer und Spielmacher Dominik Spannekrebs nach einem harten Foulspiel seines Gegners – der dafür Rot sah (55.) – noch abfangen konnte und nicht verletzte.

Kersthold macht sich keine Sorgen

Um die künftige Verwertung der Torchancen macht sich Herdeckes Coach keine Sorgen, wie er sagt: „Das hat bei jedem Spieler in den Vorbereitungsspielen funktioniert. Wir müssen uns nun genau auf diese Erfolgserlebnisse fokussieren. Wichtig ist auch, dass gerade die jungen Spieler nicht nervös werden und den Kopf hängen lassen. Sie müssen sich denken: Auch, wenn die letzten fünf daneben gingen, nehme ich trotzdem den sechsten Versuch. Es braucht Mut. Das ist ein wachsender Prozess.“

So haben sie gespielt

HSG Herdecke/Ende – TG RE Schwelm 31:20

HSG: Mehlwitz, Teich; Dannemann (1), Niederquell (1), Hofmann, Grasediek, M. Rust (2), Herold (1), Drescher (8), Förster (1), Neuhoff (10/3), Kloppenburg (1), Spannekrebs (3).

TG: Steinbach, Kaiser; Süß, Wohlgemuth (2), Köhrer (1), Urland (1), Morguet (4), Stracke (1), Kliche (1), Kohlbach (2), Lazaridis (2), Rauhaus, Sarcevic (1), Schmitz (5).

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Benedikt Morguet wegen hartem Foul (55.).