Herdecke/Hongkong. Jüngste Landestrainerin Deutschlands, aber auch noch auf der Matte aktiv. Anna Siepmann sieht Chancen bei WM in Hongkong.
Internationale Erfahrung hat Anna Monika Siepmann mit 20 schon reichlich gesammelt. Bereits vor sechs Jahren wurde die Taekwondo-Athletin aus Herdecke für ihre erste Weltmeisterschaft im Bereich Technik nominiert, startete als Kadettin in Taiwan. Drei Europameisterschaften folgten, 2019 gab es im türkischen Antalya Team-Silber, zwei Jahre später in Portugal zweimal Bronze im Einzel und Paarlauf, auch im Vorjahr in Innsbruck kämpfte sie um die Medaillen mit. Die größte Herausforderung aber wartet Ende des Monats auf die Herdeckerin, bei den „World Taekwondo Poomsae Championships“ in Hongkong geht sie vom 30. November bis 4. Dezember erstmals bei einer WM der Erwachsenen an den Start.
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WM in Hongkong erstmals im K.o.-System
Es ist eine Weltmeisterschaft gewissermaßen in der asiatischen Heimat der koranischen Kampfsportart, die sie seit 14 Jahren intensiv betreibt. „In Asien wird Taekwondo ganz anders gefördert, das ist wie bei uns im Fußball“, sagt Anna Siepmann. Und da bei dieser WM die Wettkämpfe erstmals im K.o.-System - im Battle-System nach Weltranglisten-Position - ausgetragen und die Formen direkt an der Fläche ausgelost werden, kann das deutsche Team der U30-Frauen mit der Herdeckerin im Feld der 15 Teilnehmer-Staaten schon früh auf die Favoriten aus Fernost treffen - und ausscheiden. „Es kann sein, dass wir direkt gegen die Elite aus Asien antreten müssen“, weiß die Herdeckerin, aber sie ist auch selbstbewusst: „Ich bin der Meinung, dass man auch die Asiatinnen schlagen kann.“
Durch ihre starken Leistungen auf internationaler und nationaler Ebene in diesem Jahr konnte sich Anna Monika Siepmann, die im Sommer 2023 als Cheftrainerin bei ihrem reaktivierten Stammklub TuS Ende eingestiegen ist, einen Platz bei der Weltmeisterschaft sichern. Und wurde für das U30-Team nominiert, dem neben ihr noch Thi Nam Phuong Vuong vom ETSV Fortuna Glückstadt aus Hamburg und Marina Briechle aus dem bayerischen Krumbach angehören.. „Aus Sicht des Bundestrainers haben wir das größte Potenzial“, sagt Siepmann, „auch wenn es aufgrund der Distanz schwierig ist, sich als Team zu treffen.“
Team traf sich in Belgien erstmals
Vor den am letzten Wochenende gestarteten Lehrgängen hat sich das Trio erst einmal in Belgien getroffen, bei den „Belgium Open Poomsae“ - hier wurden doppelte Weltranglistenpunkte vergeben - gewann man die Bronzemedaille. Nun folgen vor der Abreise nach China am 26. November noch zwei gemeinsame Trainings-Wochenenden. „Sonst halten alle sich im Einzel-Training fit, damit wir nicht so viel Zeit brauchen, um zusammenzufinden“, sagt Anna Siepmann. Neben den regional verteilten Lehrgängen gebe es zur WM-Vorbereitung regelmäßige Online-Trainings, so die Deutsche Taekwondo-Union (DTU). Außerdem gebe es die Möglichkeit, Trainings- und Turniervideos zur Analyse an den neuen Technik-Bundestrainer Marcus Ketteniß zu senden, um individuell an der Technik zu feilen.
Jüngste Landestrainerin Deutschlands
Für die Weltmeisterschaft wechselt Anna Siepmann, die an der Ruhr-Universität Bochum Pflege-Wissenschaften studiert, wieder von ihrer Rolle als Taekwondo-Trainerin in die der Aktiven, bei der sie seit Jahren für das niedersächsische Team Redfire antritt. Nicht nur beim TuS Ende fungiert sie als Cheftrainerin („Ich wohne fünf Minuten entfernt von der Sporthalle“), zudem wurde die Herdeckerin zuletzt auch als jüngste Landestrainerin Technik der Niedersächsischen Taekwondo-Union (NTU) berufen. Mit Jahresbeginn trat sie diesen Job an, mit Rang eins in der Länderwertung bei den „Danish Open“ konnte sie bereits ihren ersten großen Erfolg feiern.
Größter deutscher WM-Kader
Die Nominierung des Technik-Kaders für die bevorstehende Weltmeisterschaft der Poomsae-Spezialisten in Hongkong vom 30. November bis 4. Dezember sorgt für hohe Erwartungen. Das deutsche Team, das mit 40 Athletinnen und Athleten an den Start gehen wird, ist das größte, das jemals für eine Weltmeisterschaft nominiert wurde. Nach intensiven Gesprächen innerhalb des Präsidiums der Deutschen Taekwondo-Union (DTU) wurde diese große Anzahl an Athletinnen und Athleten für die Technik-WM ausgewählt. Die neue Sportdirektorin Katrin Paschke sagte stolz: „Erstmals konnten alle Ranglisten-Ersten nominiert werden. Damit senden wir das größte Team, das je auf eine WM gefahren ist.“
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„Klar ist das eine kleine Herausforderung“, sagt sie zu der Doppelfunktion, „das gilt vor allem dafür, alle Termine zu koordinieren.“ Die Aufgabe in Niedersachsen würde sich allerdings auf das Landeskader-Training alle zwei Monate beschränken. Und bei Turnieren könne sie beide Aufgaben gut trennen. „Wenn ich als Aktive dran bin, bin ich dran, dann müssen andere das Coaching übernehmen“, sagt sie, „bisher hat das ganz gut geklappt.“ Im „Hong Kong Coliseum“ in der chinesischen Metropole Ende des Monats kann sich die Herdeckerin dann ganz auf ihre Rolle im Formenlauf auf der Taekwondo-Matte konzentrieren.
„Wenn ich als Aktive dran bin, bin ich dran, dann müssen andere das Coaching übernehmen. Bisher hat das ganz gut geklappt.“