Hagen. Nur 115 Zuschauern besuchten in der abgelaufenen Saison im Schnitt das Erich-Berlet-Stadion. So will der Verein das Zuschauerproblem angehen:

Der SV Hohenlimburg 1910, frischgebackener Aufsteiger in die Westfalenliga, kämpft mit einem ernüchternden Zuschauerproblem. Laut dem Fußball-Portal „FuPa” lag der Zuschauerschnitt in der abgelaufenen Landesliga-Saison bei lediglich 115 Fans pro Spiel. Dies ist besonders auffällig, da das Erich-Berlet-Stadion, die Heimstätte des Vereins, eine Kapazität von 7.000 Plätzen bietet. Doch Hohenlimburg ist kein Einzelfall: Auch der Stadtrivale SpVg. Hagen 1911, der bis zum Saisonende mit den Zehnern um den Aufstieg buhlte, brachte es nur auf einen Schnitt von 130 Zuschauern. Damit belegten die beiden Kontrahenten in ihrer Landesliga-Staffel in puncto Zuschauerschnitt die Plätze 11 und 13 von 16.

An den sportlichen Leistungen kann es nicht gelegen haben, mehr Unterhaltungswert war aus lokaler Perspektive in der abgelaufenen Landesliga-Spielzeit kaum möglich. Wir haben uns auf Ursachenforschung begeben.

Das sagen die Fans

Ferhat Kulakac, Ur-Hohenlimburger und treuer Fan, der die meisten Heimspiele besucht, beschreibt die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. „Meine Befürchtung ist, dass die Landesliga nicht mehr so attraktiv ist wie früher. Das Niveau ist meiner Erfahrung nach insgesamt gesunken. Die heutige Jugend ist auch viel zu faul, um in irgendwelche Stadien zu gehen. Da existiert ein Desinteresse“, erläutert Kulakac. Er hebt hervor, dass es in höheren Ligen, wie der Westfalenliga oder Oberliga, ein größeres Zuschauerinteresse gibt. „Wenn Hohenlimburg auswärts gespielt hat, bin ich oft zu Türkspor Dortmund (Oberliga) gegangen. Dort kamen die Gästefans teilweise mit Bussen.“

Das TSK-Trainergespann aus der Saison 2020/21: Ferhat Kulakac und Orhan Ates (von links).

„Auf der Tribüne sieht man immer nur die altgedienten Zehner, viele Rentner. 100 Zuschauer ist für eine Landesliga-Mannschaft viel zu wenig.“

Ferhat Kulakac, Fan der Zehner

Kulakac, der früher selbst beim SV Hohenlimburg 1910 spielte und zwischenzeitlich den Bezirksligisten TSK Hohenlimburg trainierte, findet, dass die Hohenlimburger Fans ihre Mannschaft stärker unterstützen sollten. „Auf der Tribüne sieht man immer nur die altgedienten Zehner, viele Rentner. 100 Zuschauer ist für eine Landesliga-Mannschaft viel zu wenig. Vielleicht muss der Verein auch mehr Werbung machen“, schlägt er vor. Und weiter: „Wir sind in Hohenlimburg auch etwas gemütlich, wir müssen unsere Mannschaft nicht nur bei Derbys, sondern bei allen Spielen unterstützen.“

Trotz der Herausforderungen bleibt Kulakac, dessen Bruder Arslan die erfolgreichen Ringer des KSV Hohenlimburg trainiert, optimistisch: „Mich freut es, dass die Zehner wieder in der Westfalenliga sind. Ich werde auch kommende Saison wieder zu vielen Heimspielen kommen.“

Im Stadtderby zwischen dem SV Hohenlimburg 1910 und der SpVg. Hagen 1911 erreichtten die Zehner ihren höchsten Zuschauerwert der abgelaufenen Saison.
Im Stadtderby zwischen dem SV Hohenlimburg 1910 und der SpVg. Hagen 1911 erreichtten die Zehner ihren höchsten Zuschauerwert der abgelaufenen Saison. © Fabian Sommer | Fabian Sommer

Das sagen Verantwortliche

Murat Kaya, der sportliche Leiter der Zehner, sieht die Lösung in neuen Attraktionen und günstigeren Preisen. „Wir wollen in der nächsten Saison Zuschauer anlocken, aus dem Verein, aus Hohenlimburg und aus dem näheren Umfeld. Wir möchten die Preise attraktiver gestalten, ob das jetzt die Bratwurst oder der Eintritt ist. Natürlich leben wir auch von dem Eintritt, aber es muss attraktiv sein“, gibt Kaya zu bedenken. Der Verein plant, eine neue Saisonkarte herauszubringen, die mit einem 3D-Drucker erstellt wird - diese kann unter anderem als Schlüsselanhänger genutzt werden. Jugendspieler des Vereins würde Murat Kaya gerne „kostenlos reinlassen“, für externe sollen die Jahreskarten erschwinglich sein. Doch die genaue Strategie wird aktuell noch im Vorstand gemeinsam besprochen. „Den Zuschauerschnitt würden wir gerne auf über 250 Leute pro Spiel bringen“, erklärt Kaya.

SV Hohenlimburg 1910: Murat Kaya

„Den Zuschauerschnitt würden wir gerne auf über 250 Leute pro Spiel bringen.“

Murat Kaya, Sportlicher Leiter der Zehner

Das sagen Spieler

Jonas Schilling, Torwart des SV Hohenlimburg, sieht mehrere Faktoren, die zu den niedrigen Zuschauerzahlen beitragen. „Natürlich fühlen sich mittlerweile viele eher zu größeren Vereinen hingezogen. Darunter leidet die Identifikation zu uns kleineren Vereinen“, meint Schilling. Er betont jedoch, dass sich die Mannschaft stark mit Hohenlimburg identifiziert, und dass viele Spieler seit Jahren im Verein sind und zu Identifikationsfiguren geworden sind.

SV Hohenlimburg 2023/24: Jonas Schilling

„Medial und in der Presse sind wir nicht das Steckenpferd. Da könnte sicherlich von uns, als auch der Presse verstärkt berichtet werden. Möglicherweise schaffen wir es so, mehr Zuschauer in unser schönes Stadion zu locken.“

Jonas Schilling, Torwart des SV Hohenlimburg

Schilling sieht auch Potenzial in einer verstärkten medialen Präsenz: „Medial und in der Presse sind wir nicht das Steckenpferd. Da könnte sicherlich von uns, als auch der Presse verstärkt berichtet werden. Möglicherweise schaffen wir es so, mehr Zuschauer in unser schönes Stadion zu locken.“

Mögliche Gründe für steigende Zuschauerzahlen

Durch den Aufstieg in die Westfalenliga verlagern sich die geografischen Koordinaten der Hohenlimburger Gegner aus dem Sauerland zunehmend in das Ruhrgebiet. Viele attraktive Gegner werden mit tendenziell viel kürzeren Anfahrten ihre Visitenkarte im Erich-Berlet-Stadion abgeben und sicherlich auch mehr Zuschauer mitbringen. Mit der TSG Sprockhövel und dem FC Brünninghausen sind zwei Kracher aus der Oberliga abgestiegen.

Derby-Zeit ist Jubel-Zeit: Der SV Hohenlimburg 1910 hat daheim gegen die SpVg. Hagen 1911 mit 3:0 gewonnen.
Derby-Zeit ist Jubel-Zeit: Der SV Hohenlimburg 1910 hat daheim gegen die SpVg. Hagen 1911 mit 3:0 gewonnen. © Fabian Sommer | Fabian Sommer

Westfalia Herne, ebenfalls Landesliga-Aufsteiger, ist ein großer Traditionsverein, der bis 1979 noch in der Zweiten Liga kickte. Im vergangenen Jahr hatten die Herner in ihrer Staffel mit den höchsten Zuschauerschnitt. Im Duell gegen den RSV Meinerzhagen freuen sich die Zehner auf ein Wiedersehen mit Ex-Coach Nils Langwald, der sich nach dem Aufstieg aus familiären Gründen in seine Heimat verabschiedete. Für das Derby gegen den FC Iserlohn müssen beide Teams lediglich fünf Kilometer zurücklegen.