Hagen. Erst Pandemie, dann Hochwasser & zuletzt Sperrung der Selbecke. Motodrom-Betreiber Marcel Schirmer zieht nach seinen ersten zwei Jahren Bilanz.

Ein paar Kartfahrer bringen ihren Karts an diesem Morgen vom Parkplatz des Motodroms in der Hagener Selbecke zur Bahn. Es ist kurz vor 10, die Sonne scheint schon jetzt unerbittlich auf den bereits heißen Asphalt. Ein junger Mann testet alle Funktionen seines Karts, bevor er es weiter auf die Rennbahn fährt. Es riecht nach Benzin. Der Ferienalltag für Kartbahn-Betreiber Marcel Schirmer, der hinter der Anmeldung steht.

Vor zweieinhalb Jahren, offiziell am 1. Januar 2021, hat Schirmer die Kartbahn in der Selbecke vom vorherigen Betreiber Achim Beule übernommen. „Zufrieden“ sei er in seinem dritten Wirtschaftsjahr als Betreiber. „Das ist das erste Jahr ohne äußere Einflüsse“, sagt der Motodrom-Chef. Die Corona-Zeit habe man gut überstanden, denn „Außensport war ja in Ordnung.“ Dann kam das Hochwasser. Am 14. und 15. Juli 2021 stand Hagen unter Wasser – auch das Geländer der Kartbahn. Der Teich oberhalb des Motodroms und der Köttinger Bach waren über die Ufer getreten. „Eigentlich war es schon das Köttinger Meer sozusagen“, erinnert sich Marcek Schirmer. „Die Gullis sind hochgekommen und der Durchfluss hat alles mitgerissen.“ Das Gebäude habe glücklicherweise keinen Schaden genommen, obwohl das Wasser fast bis an die Fensterbänke stand. Auch die Kartflotte hat die Flut unbeschadet überstanden.

Zahlt die Versicherung?

Aber wochenlang konnte kein Kart fahren. Ausgerechnet in den Sommerferien. Die Auffahrt, die Zuwege – alles musste neu gemacht werden, denn das Wasser hat die Straße unterspült. Der Asphalt der Strecke ist aber nicht zerstört worden. Etwa zwei Monate später konnte das Motodrom im September 2021 wieder öffnen. „Aber da war leider der Großteil der Outdoor-Zeit schon um“, erzählt Marcel Schirmer. „Im Oktober kann man noch fahren, im November eventuell auch noch. Aber im Dezember ist dann leider endgültig Schluss.“ Den Arbeitsausfall soll die Versicherung zahlen, die zweifle aber an, dass der Köttinger Bach ein „richtiger Bach“ sei, sagt Schirmer. Eine Gerichtsverhandlung ist für Dezember angesetzt.

Marcel Schirmer verbringt viel Zeit in seiner Kartwerkstatt. Auch Kunden können dort Karts reparieren.
Marcel Schirmer verbringt viel Zeit in seiner Kartwerkstatt. Auch Kunden können dort Karts reparieren. © Unbekannt | Michael Kleinrensing
Vor allem im Sommer beliebt: Die Motodrom Kartbahn in der Selbecke.
Vor allem im Sommer beliebt: Die Motodrom Kartbahn in der Selbecke. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Im Oktober 2022 musste dann die Selbecker Straße gesperrt werden – die Fahrbahndecke brauchte eine Sanierung. Dann dauerten die Bauarbeiten nicht, wie ursprünglich von Straßen NRW angekündigt, bis zum Ende des Jahres, sondern bis Ende Januar 2023. „Eigentlich war das halb so schlimm“, meint Marcel Schirmer. „Das Problem war nur, dass keine richtige Umleitung ausgeschildert war und man zuerst nicht wusste, wann die Bauarbeiten konkret anfangen.“ Die Kommunikation dahingehend sei eher dürftig gewesen. „Aber es hat uns nicht geschadet“, sagt Schirmer. „Es war ja ohnehin Nebensaison und die meisten Leute haben auch Umwege auf sich genommen. Kartfahren geht ja auch nicht überall.“

In der näheren Zukunft hat Schirmer nichts Neues mit der Kartbahn vor. „Es gibt ja keinen Grund etwas zu ändern“, sagt er. Das Geschäft laufe gut. Aber seine Flotte mit Leihkarts müsse demnächst erneuert werden. „Alle sechs oder sieben Jahre sollte man dann schon neue Karts kaufen.“

Kunden arbeiten an Karts

In der Werkstatt in den Gebäuden an der Rennbahn werden die Leihkarts repariert, aber auch Kunden arbeiten hier an ihren Karts. Betreiber Schirmer wohnt direkt nebenan. „Das ist Fluch und Segen zugleich“, sagt er und lacht. „Dadurch bin ich ja immer erreichbar.“ Montag ist der Ruhetag des Motodroms in der Hagener Selbecke. Auch wenn er dann frei hat, arbeitet Marcel Schirmer noch den Papierkram weg, der liegen geblieben ist oder kümmert sich um den Rasen an der Bahn. „Ganz ohne Kart geht es für mich nicht und es macht mir einfach Spaß. Solange es mich noch nicht nervt, ist ja alles gut und ich mache hier weiter.“