Hagen. Wasserball ist eine Sportart in der Krise. Von zehn Hagener Mannschaft ist eine übrig geblieben. Wie sich das Team der SG Wasserball Hagen hält.

Montag, 20.15 Uhr, Westfalenbad am Hagener Ischeland. Gemächlich ziehen die letzten Freizeitschwimmer ihre Bahnen im Sportbecken, dann dröhnt eine Durchsage durch die Lautsprecher: „Bitte schwimmen Sie nur noch auf der 25-Meter-Bahn!“ Die Trennlinien werden verschoben oder entfernt. Gemächlich ist jetzt gar nichts mehr, denn das Spiel zwischen der SG Wasserball Hagen dem DSC Wanne-Eickel beginnt. Und dabei geht’s richtig zur Sache.

Wasserballspiele sind in Hagen eine Seltenheit geworden. Pro Jahr gibt es hier nur noch rund ein Dutzend Partien, die allesamt im Westfalenbad ausgetragen werden. Die SG hält diese Sportart in der einstigen Wasserball-Hochburg Hagen am Leben. Die Spielgemeinschaft wurde im Jahr 2012 aus der Taufe gehoben, und das aus gutem Grund: Aufgrund Spielermangels haben sich die Wasserballer der Vereine SV Westfalen 23, SV Hagen 94 und TSV Vorhalle damals zusammengetan.

Aus zehn Mannschaften ist eine geworden

Zunächst hatte man zwei Teams, denen sich Jahre später auch ehemalige Wasserballer des Hohenlimburger SV anschlossen. Aber wegen der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie wurde auch die Reserve abgemeldet. „Vor zehn Jahren hatten wir noch zehn Mannschaften in Hagen“, erinnert sich Arno Pasternak, Wasserballwart der SG. „Jetzt ist nur noch eine übrig.“ Immerhin: Das Hagener Wasserball-Team hat 20 Spieler und damit genug, um in aller Regel genug für das Training und die Ligaspiele. „Heute sind endlich mal wieder fast vollzählig“, freut sich SG-Vorstandsmitglied und Ersatzspieler Thomas Rätz.

Die Randsportart Wasserball kann sich über Wasser halten, weil sich Menschen wie Pasternak und Rätz engagieren. Sie halten den Verein organisatorisch zusammen, werfen aber auch selbst noch aufs Tor, wenn Not am Mann ist. „Thomas und ich, wir sind die Ältesten. Aber man merkt ja daran, wenn wir beide noch dabei sind, dass wir nur schwer Nachwuchs im Verein bekommen. Wir haben auch ein paar Spieler, die in den 20ern sind, aber der Altersdurchschnitt ist hoch“, erklärt Arno Pasternak.

Im Wasserball spielt sich viel im direkten Eins-gegen-eins ab. Zimperlich darf man nicht sein.
Im Wasserball spielt sich viel im direkten Eins-gegen-eins ab. Zimperlich darf man nicht sein. © Unbekannt | Heinz-Werner Schroth

Dass die beiden ältesten Akteure des Vereins noch am Ball sind, beweist ihre Leidenschaft für Wasserball. Bei der Partie zwischen der SG und Wanne-Eickel wird deutlich, was diese Sportart ausmacht: Wasserball ist schnell, anstrengend und spannend, die Spielerinnen und Spieler sind nicht zimperlich. „Es ist ein Teamsport, viel spielt sich im direkten Mann-gegen-Mann ab. Und es ist ein bisschen Kampfsport. Zwar nicht so brutal wie Handball, aber es geht ganz schön zur Sache“, erklärt Thomas Rätz. Blaue Flecken und auch Verletzungen sind keine Seltenheit im Wasserball. Eine Partie geht recht fix: Es werden vier Viertel à acht Minuten gespielt, und durch die Angriffszeitbegrenzung auf 30 Sekunden sind die Spiele sehr dynamisch.

Wie es in der Liga läuft

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Die SG Wasserball Hagen belegt in der Südwestfalenklasse den siebten von neun Plätzen. Rätz ist überzeugt: Man könnte auch oben mitspielen, denn mit Akteuren wie dem Hagener Topwerfer Jan Wiggershaus (25 Tore in 7 Spielen) hat das Team Klasse. Aber in der Liga gibt es Gegner, die schier übermächtig sind. „Das liegt daran, dass Spieler aus höheren Klassen auch in den unteren Ligen aushelfen dürfen. So kommt es, dass wir auch mal gegen Ex-Bundesliga-Spieler antreten müssen. Das ist schon etwas unfair“, meint Rätz.

Außerdem gibt es im eigenen Kader Schwankungen. Die Partien finden in der Regel unter der Woche und abends statt. Wer Familie und Beruf hat, schafft es nicht zu jedem Auswärtsspiel. Dass die SG Hagen Wasserball nicht von Sieg zu Sieg schwimmt, stört Thomas Rätz und Co. aber nicht. Sie genießen jedes Spiel und vor allem die Geselligkeit nach den Partien. „Wir kommen dann noch mal zusammen, trinken etwas und lassen den Abend ausklingen“, sagt Rätz.

An diesem Montagabend herrschte besonders gute Laune bei der SG: Mit 25:13 warfen die Hagener die Gäste aus Wanne-Eickel aus dem Becken. Es war ihr höchster Heimsieg in dieser Saison.

Die SG Wasserball Hagen ist stets auf der Suche nach Nachwuchsspielerinnen und -spielern. Wer Interesse hat, kann sich beim Ansprechpartner Oliver Sand melden (E-Mail-Adresse: Wasserball@svw23.de).