Hagen. Während der Aufstiegsrunde von Eintracht Hagen verheimlicht Handballer Julian Renninger seine Verletzung - jetzt erklärt er den Grund dafür.
Sie rissen die Arme in die Luft, jubelten, klatschten sich ab und feierten. Die Emotionen kochten bei den Handballern des VfL Eintracht Hagen über nach dem Sieg in Oppenweiler; keinen Spieler hielt es auf der Bank, als feststand, dass sie es geschafft hatten: den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Was keiner der Zuschauer ahnte: Julian Renninger hatte sich den Meniskus gerissen. Der Kreisläufer, der in der Vergangenheit schon mit einigen Verletzungen umgehen musste und sich gleich zweimal nacheinander das Kreuzband riss, hatte sich im Training nach dem Spiel in Vinnhorst verletzt. Ein MRT am nächsten Tag brachte Klarheit. „Erstmal war ich froh, dass es nicht wieder das Kreuzband war“, war Renninger erleichtert und ergänzte: „Da weiß ich ja leider, wie es sich anfühlt, wenn es reißt, aber trotzdem weiß man ja nie, was so kaputt geht.“ Doch pausieren, dem Knie eine Pause gönnen? Das kam in der so wichtigen Aufstiegsrunde für den 28-Jährigen nicht in Frage.
Jeder Schritt schmerzt
Beim nächsten Spiel gegen Eintracht Hildesheim schnürte er schon wieder die Schuhe. „Dadurch, dass Alexander Becker ebenfalls verletzt war, stand Tilman Pröhl alleine da. Da habe ich gesagt, dass ich auf jeden Fall spielen und aushelfen will.“
Getapt fühlte sich das Knie auch stabil an. Doch so sicher sich Renninger auch vor der Partie fühlte, eine „doofe Aktion und dann war es vorbei.“ Jeder Schritt schmerzte im Anschluss, an einer Operation führte kein Weg mehr vorbei. Zumal die Eintracht sich nach dem Sieg gegen den TuS Spenge auf einem guten Weg in Richtung K.o.-Runde befand.
Drei Tage nach der Op schon ohne Krücken
Der Eingriff verlief unkompliziert. „Ein Riesendank an Dr. Ralf Wünnemann, der wirklich überragend operiert hat. Ich konnte schon drei Tage nach der Operation ohne Krücken laufen und acht Tage später wieder mit dem Joggen anfangen“, war Renninger nicht zu stoppen. Denn ein großes Ziel hatte er noch vor Augen. In den entscheidenden Aufstiegsspielen wollte er seiner Mannschaft mit ein paar Einsatzminuten unter die Arme greifen.
Doch publik sollte seine Verletzung nicht werden. Zu groß war die Angst. „Natürlich ist das eine krasse Unterstellung, aber ich hatte Bedenken, dass Gegenspieler im Eifer des Gefechts doch an die Verletzung denken und das Knie etwas abbekommt“, wollte Renninger erst einmal vorsichtig sein.
Als Betreuer und Co-Trainer an der Seitenlinie
Und nach der gut verlaufenen Operation stand der 28-Jährige erst als Co-Trainer und Betreuer an der Seitenlinie und kam in den letzten Spielen auch noch zu kurzen Einsätzen. So konnte er am Ende den Aufstieg nicht nur von der Tribüne aus bejubeln. „Richtig aufgestiegen bin ich eigentlich noch nie“, gab er lachend zu und erklärte: „Entweder war es die Relegation oder wie jetzt ein ganz neuer Modus.“
Doch herrscht nach den vielen, zum Teil schweren Verletzungen so etwas wie Angst bei dem Kreisläufer? „Beim Spiel und im Training nicht, da gehe ich in jede Aktion zu 100 Prozent rein. Ich glaube auch, dass wenn man Angst hat und zögert, viel eher Verletzungen passieren.“ Doch so ganz befreit ist auch er nach den vielen Rückschlägen nicht: „Auf den Wegen zu den Spielen oder im Auto, da macht man sich schon mal Gedanken. Doch auf dem Spielfeld ist es wie weggeblasen.“
Vertrauen in den Körper ist da
Denn das Vertrauen in den eigenen Körper und vor allem die Kniegelenke sei nach wie vor da. Nach zwei Rehaphasen sieht sich der Kreisläufer auf einem guten Weg. Zumal die Coronapause ihm in die Karten gespielt hat. „Durch die Pause konnte ich noch länger regenerieren und war nicht gezwungen zu spielen, bevor ich wirklich bei 100 Prozent bin. Vielleicht hätte ich sonst wieder zu früh angefangen.“
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In die kommende Vorbereitung will der Kreisläufer erst einmal mit Bedacht starten. Zwar versuche er aktuell im Urlaub weiter an seiner Fitness zu arbeiten, doch durch die Operation und die Pause, „habe ich schon an Muskeln verloren“. In Absprache mit Trainer Stefan Neff will er langsam wieder einsteigen.
Vollprofis in der zweiten Liga
Denn für die anstehende Zweitliga-Saison werden alle Kräfte benötigt. Für Renninger ist die zweithöchste Liga kein neues Terrain, war er dort doch schon mit der Eintracht zu Gast. „Der größte Unterschied ist, dass man es dort mit Vollprofis zu tun hat“, so der Hagener.
Zwar seien die Strukturen bei Eintracht auch professionell, jedoch bildeten die Grün-Gelben in der dritten Liga damit eher die Ausnahme. Und noch etwas wird sich für die Eintracht ändern. Während das Team von Stefan Neff in den vergangenen zwei Spielzeiten von Erfolgen verwöhnt war und Niederlagen eher eine Seltenheit waren, werden die Eintrachtler in der höheren Spielklasse auch mit Rückschlägen umgehen müssen. „Wir werden lernen müssen mit Niederlagen umzugehen. Das wird jetzt öfter passieren, aber das macht das Ganze ja auch spannend“, weiß auch Renninger.