Wetter. Sie fürchteten, am Montag zurück ins Online-Training zu müssen. Warum die Jugendfußballer des FC Wetter doch weiter auf den Platz dürfen.
Die Rückkehr auf den Platz nach mehr als vier Monaten schien nur zwei Wochen zu dauern. Drei Mal konnten die D-Juniorenfußballer des FC Wetter gemeinsam auf dem Harkortberg kicken, die vierte Trainingseinheit steht heute Morgen an. Danach drohte es für das Team von Trainer Hakan Tiryakioglu nicht nur in die Osterferien, sondern zurück in den Lockdown und ins Online-Training zu gehen. Doch die für NRW angekündigte „Notbremse“, die im Ennepe-Ruhr-Kreis angesichts einer Inzidenz über 100 greift, stoppt die Jugendkicker nur ein bisschen: Statt wie zuletzt mit 20 Kindern dürfen sie - wie alle anderen Nachwuchskicker in Herdecke und Wetter auch - ab der nächsten Woche nur noch zu zehnt trainieren, das regelt die neue Corona-Schutzverordnung. „Das ist toll, dann trainieren wir in zwei Gruppen weiter, vielleicht eine am Dienstag und eine am Donnerstag“, freut sich Tiryakioglu, „ich hatte befürchtet, dass es gar nicht mehr geht.“
Alle Spieler des Kaders sind da
19 Spieler gehören zum Kader, alle 19 sind da. „Emre, pass auf, hinter dir“, schallt es über den Kunstrasen auf dem Harkortberg, laut zählen die Zwölfjährigen die Ballkontakte mit. Während Coach Hakan Tiryakioglu noch mit Klubchef Fatih Esbe am Rand Organisatorisches bespricht, tummeln sich die Jungfußballer schon ausgelassen in zwei Gruppen mit Ball. Und lassen im Kreisspiel die Teamkollegen in der Mitte dem schnell weitergepassten Ball nachjagen. Die Spielfreude nach langen Monaten Zwangspause ist spürbar, der Nachholbedarf riesig.
Da man bei der U13 des FC Wetter davon ausgehen muss, vorerst letztmals gemeinsam auf den Platz zu können, wurde eine weitere Trainingseinheit am Samstag in Absprache mit FC-Vorstand und Ordnungsamt vereinbart. „Da gebe ich den Jungs noch mal die Möglichkeit, sich auszutoben“, sagt der Coach, „zu der Sondereinheit kommt auch noch der Fitnesstrainer.“ Zu diesem Zeitpunkt muss der Coach vom vorerst letzten realen Treffen ausgehen, bevor man sich wieder nur digital trifft. Er glaube nicht daran, so Tiryakioglu, aber: „Ich hoffe ja noch, dass es noch eine andere Regelung für die Kids gibt.“ Tags darauf wird aus der zarten Hoffnung Realität, als die Landesregierung die neue Corona-Schutzverordnung vorlegt.
Zweimal - im März und im November 2020 – wurden die engagierten Nachwuchskicker bereits durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Und auf das Training vor dem Bildschirm zurückgeworfen, das die U13 des FC Wetter indes schon gewohnt ist. Eine Sportpause gab es auch abseits des Fußballplatzes für sie nie. „Wir haben mit dem Online-Training über Zoom schon im ersten Lockdown angefangen und unsere Erfahrungen gesammelt“, sagt Tiryakioglu. Gemeinsam mit Fitnesstrainer Jermaine Gray von Gray´s Fit Cam, der die Mannschaft schon seit drei Jahren betreut, entwickelte man ein Trainings-Konzept und setzte es in der zweiten Zwangspause ab November um. Zweimal pro Woche traf sich das Team zum Onlinetraining, insgesamt 37 Einheiten absolvierte man in vier Monaten. Dazu Team-Meetings und Lauf-Challenges, mehr als 1000 km legten die Jungen zurück. „So haben wir versucht, die Mannschaft weiter zu motivieren. Und es waren fast immer alle dabei“, spricht Tiryakioglu von einer Trainings-Beteiligung von 98 Prozent.
Mit vier Siegen in die Zwangspause
Nachdem die D-Junioren des FC Wetter in der abgebrochenen Saison 2019/20 die Kreisliga A erreicht hatten, starteten sie auch in die laufende Spielzeit gut: Nach sechs überwiegend erfolgreichen Testspielen unterlag das Team von Trainer Hakan Tiryakioglu zwar zum Auftakt mit 0:1 gegen den FSV Gevelsberg, gewann nach dem 2:2 gegen den SSV Hagen aber die nächsten vier Spiele und ist hinter dem FC Silschede Tabellenzweiter.
Fit nach Online-Training
Als es vor zehn Tagen endlich zurück auf den Platz ging, habe sich die Mannschaft so durchweg fit präsentiert. „Das Online-Training hat sich ausgewirkt“, stellt der Coach fest und ist überzeugt: „Wir waren im Fußball-Kreis die einzigen, die das vom Beginn des Lockdowns an komplett durchgezogen haben.“ In den Osterferien muss er das Online-Training mit seiner weitgehend aus dem Jahrgang 2008 bestehenden Mannschaft, die im Kern seit sechs Jahren zusammenspielt, nun nicht wieder aufnehmen. Sondern die D-Junioren können sich weiter im Teamtraining auf die Saison 2021/2022 vorbereiten, für die die Planungen längst laufen. „Der komplette Jahrgang wird in die C-Jugend gehen“, blickt Tiryakioglu voraus: Damit habe der FC Wetter erstmals seit drei Jahren wieder eine Jugend-Mannschaft auf Großfeld.
„Von der D-Jugend habt ihr ja auch nicht viel gehabt“, wirft Klubchef Fatih Esbe ein, was Tiryakioglu nur bestätigen kann: „Immer wenn wir gut drauf waren, kam ein Saisonabbruch. In diesem Jahr hätten wir sonst um den Bezirksliga-Aufsteig mitspielen können.“ Das wird für die Wetteraner, die als E-Jugendliche den Kreispokal gewannen, in der Saison 2020/21 nicht mehr gehen. Aber sie müssen zumindest nicht zurück ins Online-Training, das sie so ausgiebig praktiziert haben. Sondern bleiben auf dem Platz.