Hagen. Der FLVW fordert von seinen Mitgliedsvereinen den Jahresbeitrag – allerdings ohne Corona-Rabatt. Hagener Vereinsoffizielle ärgern sich darüber.
Alle 14 Tage trifft sich der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) zum virtuellen Dialog mit seinen Mitgliedern. Es geht dann um die Lage des Amateursports im Corona-Lockdown und darum, „für unsere Vereine da zu sein“, wie Verbandspräsident Gundolf Walaschewski in einer aktuellen Mitteilung hervorhob. Man habe „Daumen hoch“ geerntet für die Konferenzen, die eine „tolle Sache“ seien, und sich doch sehr gewundert über einen Vorwurf aus der Presse, nicht gut genügend zu kommunizieren.
Jahresbeitrag muss in voller Höhe gezahlt werden
Wenn es allerdings ums liebe Geld geht, scheint der Austausch zwischen Verband und der Basis ausbaufähig zu sein. Denn zu Beginn dieser Woche erreichte die heimischen Klubs ein Brief, der zwar jedes Jahr ins Haus flattert, aber dessen Inhalt dann doch für Irritationen sorgte: Der FLVW stellte seinen Mitgliedsvereinen die alljährliche Verbandsabgabe in Rechnung – in voller Höhe, also ohne „Corona-Rabatt“. Weil seit mehr als drei Monaten der Spielbetrieb in den Amateurligen ruht und der Verband maximal noch eine Einfachrunde zu Ende bringen wird, sorgte das bei hiesigen Klubs für Kopfschütteln.
„So etwas in der Pandemie-Zeit ist in meinen Augen geschmacklos. Die meisten Vereine kämpfen doch ums Überleben und beantragen sogar Nothilfe beim Land“, ärgert sich der langjährige Hagener Fußballfunktionär Norbert Ullrich. „Warum warten die nicht wenigstens ab, bis der Spielbetrieb fortgesetzt wird? Eigentlich müssten die Vereine eine Gutschrift für die vergangene Saison bekommen.“
Was dem Berater der Vereine SSV Hagen und FC Polonia zudem sauer aufstößt: Der FLVW müsse wissen, dass der Einzug des Mitgliedsbeitrags in voller Höhe aktuell zu Unverständnis bei den Vereinen führe, und trotzdem erkläre der Verband sein Vorgehen nicht. Die Rechnungen seien kommentarlos im Postfach der Vereine gelandet. „Man kann nicht so tun, als ob alles beim Alten geblieben ist. Die Zeit ist eine andere. Aber der Verband gab keine Erklärung dafür“, schüttelt Ullrich den Kopf.
Landesligist zahlt 1330 Euro pro Saison
Der Beitrag richtet sich danach, in welcher Klasse die erste Mannschaft spielt. Für einen Landesligisten wie den SC Berchum/Garenfeld werden etwa 1330 Euro pro Spielzeit fällig, ein Bezirksligist wie der SSV muss 850 Euro hinblättern. Ordentliche Summen für Vereine, die derzeit keine Einnahmen haben und lediglich von Erspartem und Sponsoringbeträgen leben. „Ich halte das für sehr unverschämt. Wir wissen gar nicht, ob wir überhaupt noch mal spielen in dieser Saison und dann kommen die und buchen am 1. April das Geld ab. Da sollte man zumindest solange warten, bis entschieden ist, ob die Saison fortgesetzt wird“, schimpft Bernd Preußner, Vorsitzender von Westfalenligist SV Hohenlimburg 10.
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass der Jahresbeitrag diesmal erst im April gezahlt werden müsse und man derzeit Ordnungsgelder und Spielabgaben weiter aussetzt. Den Betrag auszusetzen käme nicht in Frage, denn die Coronakrise betreffe auch den FLVW. „Genauso wie unsere Vereine haben auch wir unsere laufenden Ausgaben und Kosten, die wir decken müssen“, sagt Präsident Gundolf Walaschewski.
Aussetzung rechtlich „nicht vertretbar“
Nach Einschätzung des FLVW-Präsidiums sei eine pauschale Aussetzung der Mitgliedsbeiträge auch rein rechtlich nicht vertretbar, da sonst die Gemeinnützigkeit gefährdet sei. Ein Argument, für das Zehner-Chef Preußner Verständnis hat, aber es ginge den Vereinen ja auch nicht um eine gänzliche Aussetzung des diesjährigen Betrags: „Man hätte den Beitrag reduzieren können. Damit würde man die Gemeinnützigkeit nicht gefährden.“
„Ich rate den Vereinen – nicht wenige haben Nothilfe beim Land beantragt – den Verband um Aufschub bzw. Zahlung in Raten zu bitten. Das wäre gerecht in der schwierigen Situation“, findet Norbert Ullrich. Eine Idee, die der FLVW befürwortet: „Selbstverständlich hat jeder in Not geratene Verein die Möglichkeit, sich an den FLVW zu wenden, um zum Beispiel eine Ratenzahlung der Beiträge zu vereinbaren“, so Peter Wolf, Verbandsvize für Finanzen.