Herdecke. Der Entzug war groß, schon im Dunkeln kamen die Ersten: Wie sich die Golfer in Herdecke über den Re-Start freuen:

Die Entzugserscheinungen waren groß, die Ersten kamen noch in der Dunkelheit: „Um sieben Uhr morgens waren die ersten Spieler da“, sagt Golfbetriebswirtin Nina Weyland von „Golfen in Herdecke“ an Tag eins nach mehr als zweimonatiger Zwangspause: „Teilweise haben sie mit fluoreszierenden Leuchtbällen gespielt, damit man etwas sehen konnte.“ Einen Tag früher als ursprünglich geplant waren auf der Anlage am Ackerweg neben Driving Range und Putting Green auch die neun Plätze wieder eröffnet worden, nachdem die neue Corona-Schutzverordnung in Nordrhein-Westfalen das Golfspiel alleine oder zu zweit wieder erlaubt hat. Das gute Wetter macht es trotz der noch feuchten Plätze möglich, der Andrang ist groß.

Diese Gelegenheit hat sich Elisabeth Möller natürlich nicht entgehen lassen. Seit der Klubgründung 1999 spielt die Herdeckerin auf der Golfanlage am Ahlenberg nahe der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Herdecke, bei der Wiedereröffnung ist sie eine der Ersten am Abschlag. „Ich wurde wieder Mensch, als ich hörte, dass es endlich los geht“, sagt die 78-Jährige bei ihrem Start auf Bahn eins nahe des Klubhauses, „das war wie eine Erlösung.“ Normalerweise sei sie jeden Tag hier, sagt die Seniorin: „Ein einstündiger Spaziergang mit Freunden hier, das ist mir das Wichtigste.“ Seit der Schließung am 16. Dezember, als auch die zwischenzeitliche Ausnahmeregelung für die Outdoor-Sportler in Herdecke nicht mehr galt, musste sie darauf verzichten.

Fünf Meter Abstand halten

Auf dem Grün: Elisabeth Möller aus Herdecke hat das Putten in der Zwangspause nicht verlernt
Auf dem Grün: Elisabeth Möller aus Herdecke hat das Putten in der Zwangspause nicht verlernt © Unbekannt | Axel Gaiser

Beim Re-Start nun, der alleine, zu zweit oder mit Personen des eigenen Hausstandes erlaubt ist, muss Elisabeth Möller noch wegen eines Arzttermins auf ihre Golf-Partnerin verzichten. Sie nutzt die Gunst der Stunde und spielt die neun Bahnen direkt mit zwei Bällen nacheinander. „Sonst wäre ich ja auch zu schnell fertig und würde den Spielern vor mir zu nahe kommen“, sagt sie.

Fünf Meter Mindestabstand sind verpflichtend zwischen den einzelnen Golfern, das nehmen die vor ihr spielenden Erwin Kollex und Frank Birkefeld aus Dortmund ernst. „Wir halten uns daran, gehören ja auch zur Risikogruppe“, sagt Kollex, wie er hat auch Birkefeld der Wiederaufnahme des Spielbetriebs entgegengefiebert: „Wir waren besonders scharf darauf, endlich wieder anzufangen. Zumal in zwölf anderen Bundesländern immer Golf gespielt werden konnte, nur in NRW nicht.“ Die beiden Rentner sind eigens schon am Vormittag gekommen: „Am Nachmittag ist der Andrang größer – und morgen wird es rappelvoll.“

Nach mehr als zwei Monaten zurück aus dem Lockdown auf dem Golfplatz: Wolfgang Freund aus Herdecke schlägt an der Driving Range.
Nach mehr als zwei Monaten zurück aus dem Lockdown auf dem Golfplatz: Wolfgang Freund aus Herdecke schlägt an der Driving Range. © Unbekannt | Axel Gaiser

Denn für den Mittwoch war ursprünglich die Wiedereröffnung in Herdecke angekündigt worden, um die nassen und vor Wochenfrist noch komplett mit Schnee bedeckten Plätze noch durch das Greenkeeping-Team aufbereiten zu können. Angesichts des guten Wetters – und der Öffnung benachbarter Golfanlagen – entschied man sich, dies um einen Tag vorzuziehen. Mit dem größeren, durch feste Startzeitenvergabe geregelten Andrang rechnet man dass am Mittwoch. „Ab zehn Uhr sind wir ausgebucht“, sagt Nina Weyland, „nach dem langen Lockdown sind unsere Mitglieder ganz ausgehungert nach Golf, für sie machen wird das.“

Platz ist noch sehr feucht

Auch wenn die Bahnen, wie sie auf die Frage nach dem Platzzustand einräumt, noch „sehr feucht“ seien und sie bei den Mitgliedern um Geduld für die Natur warb. Für die Rückkehr zum Golf müssen diese strenge Corona-Auflagen in Kauf nehmen, neben den fünf Metern Mindestabstand müssen auf den Wegen und im Clubhaus medizinische Masken getragen werden. Damit das Golfspiel dauerhaft möglich bleibt, wie Nina Weyland mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Lage sagt: „Wir hoffen, dass wir offen bleiben dürfen.“