Hohenlimburg. Nach vier erfolgreichen Jahren ist Schluss: Michael Erzen verlässt den Westfalenligisten SV Hohenlimburg 10. Und befeuert damit die Gerüchteküche
Er fiebert an der Seitenlinie mit, ärgert sich über verlorene Zweikämpfe und bejubelt gute Pässe: Michael Erzen (39), Trainer des SV Hohenlimburg 10, zeigt bei den Spielen seiner Mannschaft sämtliche Emotionen. Es ist ein Bild, das es in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Nach vier erfolgreichen Jahren, deren Highlight der Aufstieg in die Westfalenliga war, trennen sich die Wege von Erzen und den Zehnern.
Der Familienvater möchte kürzer treten, wie er unserer Zeitung erklärte: „Die letzte Zeit hat mich geschlaucht“, muss er offen zugeben und gibt Einblicke in sein Privatleben: „Die Kinder kommen wirklich zu kurz und deshalb habe ich mich lange mit meiner Familie beraten und schlussendlich diese Entscheidung getroffen.“ Zudem steckt seine Familie mitten im Hausbau. „Das sind alles Gedanken und am Ende Entscheidungen, die nicht erst gestern entstanden sind, sondern die mich schon lange beschäftigt haben.“
Ärger beim FC Wetter
Einen neuen Verein oder einen Plan, wie es ab dem Sommer weitergeht, gebe es nicht. Dabei war er vor wenigen Wochen noch beim FC Wetter im Gespräch: Das Trainer-Duo Boris Decker und Fadil Salkanovic trat von seinen Ämtern zurück, weil der Sportliche Leiter Achim Heinrichsmeier angeblich schon mit Erzen einen Nachfolger für den Bezirksligisten auserkoren habe. Heinrichsmeier wollte sich zu der Personalie (noch) nicht äußern. Er habe mit drei Trainer-Kandidaten gesprochen, eine Entscheidung soll in den nächsten 14 Tagen fallen. „Die sollen mit ihren jetzigen Teams in Ruhe in die Rückrunde starten“, sagt er auf Nachfrage.
„Ich kann verstehen, dass es für einige scheinbar auf der Hand liegt“, kann Erzen die Diskussionen nachvollziehen, zumal er nicht nur in Hohenlimburg mit Heinrichsmeier zusammengearbeitet hat, sondern die beiden auch privat eine enge Freundschaft verbinde. Allerdings habe es weder Vertragsgespräche noch Verhandlungen gegeben. „Ich habe Achim klar gesagt, dass ich nicht weiß, was im Sommer ist. In der Rückrunde liegt der volle Fokus auf Hohenlimburg. Und ich genieße es auch einfach mal, dass ich keinen Druck habe, weil ich schon irgendwo mein Wort gegeben habe. Wenn ich im Sommer was mache, ist das okay. Und wenn nicht, dann ist das auch in Ordnung.“
Corona trägt ihren Teil zur Entscheidung bei
Auch die immer noch anhaltende Corona-Pandemie hat ihren Teil zur Entscheidung des Ex-Regionalliga-Spielers beigetragen. „Es ist schwierig im Moment. Hätten wir zwei Jahre locker durchspielen können, hätte es vielleicht auch nicht so geschlaucht. Aber man konnte ja keine vernünftige Vorbereitung spielen.“ Nun falle zudem ein Druck von ihm ab, „weil ich nicht in dem Zwang bin, dass es ab Sommer unbedingt weitergehen muss. Vielleicht sage ich in ein paar Monaten auch, dass es ein großer Fehler ist. Das werden wir sehen.“
Die Mannschaft muss sich nun darauf einstellen, in der kommenden Saison unter einem neuen Trainer zu spielen. Wie wurde das aufgenommen? „Es gibt einige Spieler, zu denen ich mich auch zähle, die gerne mit Micha weitergemacht hätten“, sagt Danilo Labarile, Kapitän der Zehner. Dennoch sei die Mannschaft gefestigt. Das betont auch Erzen: „Wenn ich als Trainer gehe, bricht die Mannschaft nicht zusammen. Dafür ist die Struktur, auch mit dem Vorstand, zu stark.“
Gefestigte Strukturen
Der 31-jährige Labarile selbst hat sich noch nicht entschieden, wie es für ihn weitergehen wird. „Wahrscheinlich spiele ich noch so drei, vier Jahre. Wenn ich jetzt bei Hohenlimburg bleibe, werde ich meine Karriere auch hier beenden.“ Ganz ausgeschlossen habe er einen Wechsel aber noch nicht, zumal auch die Trainerfrage einen entscheidenden Anteil haben dürfte.
Bis die Verpflichtung eines neuen Trainers bekannt gegeben wird, sind es wohl nur noch ein paar Tage, wie Oktay Özkaya, Sportlicher Leiter der Hohenlimburger, erklärt: „Wir sind momentan mit drei Kandidaten im Gespräch. Wir hoffen, dass wir bis Anfang der kommenden Woche eine Verpflichtung bekannt geben können.“