Hagen. 33 Tage, 33 Brunnen, 2575 Kilometer: Radsportler Michael Schaake meistert auch seine dritte Lockdown-Challenge. Hoffnung auf Rennen in Italien
Wenn Michael Schaake losfährt, dann braucht er ein Ziel. Einfach nur vor sich hinradeln, das ist nichts für den Radsportler. Zum Beginn des Lockdowns, als er nicht mehr mit seinen Sportkollegen der Rauhreiter in der Gruppe fahren konnte, überlegte er sich deshalb etwas Neues – und fuhr die Talsperren der Umgebung ab. Es folgte eine zweite Auflage – mit Türmen. Doch der Lockdown zieht sich noch immer.
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Also musste eine neue Idee her. Und die kam dem Hagener auch: Brunnen. Und am Anfang stand wieder erst einmal die Recherche. Im Internet suchte der 65-Jährige nach Brunnen im Umkreis. Und das gestaltete sich schwieriger als gedacht: „Bei den Talsperren war es noch einfach, da musste man ja nur auf den Karten nach blauen Flecken Ausschau halten.“ Aber kein Problem, welches den Sportler aufhalten würde. Und so entstand der Plan, welcher 33 Brunnen in 33 Tagen umfasste. Einen Tag Pause gab es nicht. Am Ende sind es 2575 Kilometer und 29.160 Höhenmeter geworden.
Dabei steuerte Schaake zumeist die Marktplätze im Zentrum der Städte an. Und hatte neben seiner treuen Trinkflasche „Otto“ noch ein zweites Accessoire immer dabei: die Maske. „Das war dann nicht immer so schön, aber gehört nun mal inzwischen dazu“, nahm der Hagener alles an. Die letzten Meter bis zu den Brunnen musste er sein Rad zumeist durch Fußgängerzonen schieben.
Anwohner können nicht immer helfen
Und nicht immer ließen sich die gesuchten Brunnen auf Anhieb finden. So musste Schaake mehrmals auf Ortskundige und solche, die es gerne wären, zurückgreifen. „Das hat man schon bei den letzten Malen gemerkt. Die Leute wissen entweder nicht, dass es Türme oder Brunnen in ihrer Stadt gibt, oder kennen auch nicht unbedingt den Weg dorthin“, stellte Schaake mit einem Schmunzeln fest.
Ein Brunnen bereitete ihm besondere Probleme. Den Marktfrauenbrunnen in Witten-Annen fand er auf seiner Tour einfach nicht. Der Notfallplan: Der Mataré-Brunnen in Hagen. „Ich habe einem Radkollegen davon erzählt und der war sich sicher, dass der Brunnen da sein muss.“
Also ging es am nächsten Tag noch einmal in Richtung Witten. Und siehe da: Der Brunnen tauchte doch noch auf. „Das sah auf 20 Meter Entfernung nicht aus wie ein Brunnen“, musste Schaake lachend eingestehen.
Witterungsbedingt waren zwei Drittel der Brunnen nicht in Betrieb. Und das Wetter machte auch dem Radsportler immer wieder zu schaffen. Schnee, Graupelschauer, Regen, Sonnenschein. Es war alles mit dabei. „Wenn dann doch mal was runterkommt, während ich fahre, stelle ich mich unter, aber ich starte nicht mehr, wenn es schon am Schütten ist.“
Und nun sind die 33 Brunnen auch abgearbeitet. Doch hat Schaake einen Favoriten? „Das waren so viele unterschiedliche. Alte, neue, bronzefarbene, alles war mit dabei.“ Gefreut hat er sich auch über ausgefallene Gebilde, wie etwa die Bremer Stadtmusikanten auf dem Brunnen in Ense-Bremen. Auch dort stand das Wasser still. „Schade eigentlich, das hätte den Anblick vermutlich noch einmal schöner gemacht.“
Maximal 100 Kilometer pro Tour
90 Prozent der Strecke absolvierte der Sportler mit seinem Rennrad, nur manchmal kam das Mountainbike zum Einsatz. „Auf den direkten Wegen gab es kaum Hügel, aber ich bin immer weitere Routen gefahren, um auch noch ein paar Berge einzuschieben“, erklärte Schaake, dessen Touren maximal 100 Kilometer lang sein sollten.
Nachdem die Challenge abgearbeitet ist, freut sich der Hagener umso mehr, wenn er endlich wieder in der Gruppe losradeln darf. Und auch die Hoffnung auf ein Rennen, den „Giro delle Dolomiti“ in Italien, hat Schaake noch nicht aufgegeben: „Bisher kam noch keine Absage, vielleicht haben wir ja Glück.“
Und wenn nicht, dann müssen die nächsten Herausforderungen her. Und Michael Schaake ist offen für Vorschläge „Ich freue mich auch über Anregungen.“